Anna Breit fotografiert Teenager in ihren Zimmern
Von Felix Diewald
Die Idee kam Anna Breit abends in der U-Bahn, als sie Teenager am Weg zum Fortgehen sah. „Ich musste daran denken, wie es war, als ich selbst noch Teenager war. Und was heute anders ist.“ Die Fotografin findet es spannend, weil man viele Dinge zum ersten Mal erlebt. „Außerdem ist es eine Zeit, in der man sich vom Elternhaus emanzipiert, aber doch noch drin steckt.“
Anna Breit
Mit Blitz, ohne Photoshop
Gefunden hat die Fotografin die Teenager auf der Straße, über Bekannte und Social Media. Sie wollte die Jugendlichen so fotografieren, wie sie sind. Also zum Beispiel ohne professionelles Make Up, wie in der Modefotografie üblich, wo Breit sonst hauptsächlich arbeitet. Die Fotos für die Teenager-Ausstellung sind sehr roh und direkt. Breit hat sie mit einer analogen Leica-Kamera und Blitz geschossen und kaum retuschiert.
Anna Breit
Fred ist 16 und wohnt eine Stunde außerhalb von Wien, verbringt aber seine Freizeit wenn möglich in der Stadt. In seinem Zimmer ist er nur sonntags und zum Schlafen unter der Woche. Er beschreibt es als düster und meistens aufgeräumt. All seine Möbel sind schwarz, bis auf den weißen Kasten. Sogar die Wand ist dunkelbraun gestrichen. In Bilderrahmen bewahrt er Dinge auf, die er auf der Straße oder sonstwo mitgenommen hat. Wer genau schaut, sieht ein Tattoo auf seinem Finger: es ist seine Glückszahl. Fred beschäftigt sich in letzter Zeit vor allem mit dem Thema Mode.
Anna Breit
Anna Breit
Rosa findet gut, dass das Shooting in ihrem Zimmer war. „Da fühle ich mich wohler als woanders.“, sagt die dreizehnjährige Niederösterreicherin. Rosas Lieblingsplatz in ihrem Zimmer ist am Fenster, wo sie eine kleine Matratze platziert hat. Auf einer Wand hängen Bilder von Freunden und Familie. Sie beschreibt ihr Zimmer als wild und fröhlich. Fridays for Future ist Rosa wichtig. Für die Proteste ist sie schon öfters nach Wien gefahren.
Anna Breit
Hoyoung ist es egal, ob die Möbel in ihrem Zimmer zusammenpassen. „Weil ich hier wirklich nur schlafe oder Musik mache.“, sagt sie. Hoyoung ist 17, besucht eine Schule mit Management-Fokus, stellt sich aber die Frage, was ihr später am Besten gefallen würde. Gerade ist das Tanzen, Gitarre spielen und Events organisieren.
Anna Breit
Anna Breit
Patricks Portrait hängt prominent im Schaufenster der Galerie. Ihm war das Shooting bei sich zuhause anfangs unangenehm, er hat selten jemanden zu Besuch. „Anna ist aber eine sehr nette Person, sie hat mich beruhigt und es war dann sehr chillig.“ Patrick hat sich lange Gedanken über das richtige Outfit für das Foto gemacht. „Ich habe mich der Wand angepasst und mich ganz weiß angezogen.“ Gerade beschäftigt sich der 18-Jährige mit seiner Zukunft. Bis Ende März müsste er sich für ein bestimmtes Studium bewerben. „Aber gerade habe ich meine vorwissenschaftliche Arbeit in der Schule abgegeben und einfach Spaß mit meinen Freunden.“
Anna Breit
Teens (in their rooms)
Die Foto-Ausstellung „Teens (in their rooms)“ von Anna Breit läuft bis 18. März in der Galerie Improper Walls, Reindorfgasse 42, 1150 Wien. Ein Buch zum Projekt ist in Planung.
Publiziert am 20.02.2020