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In der Serie „Hunters“ macht Al Pacino Jagd auf Nazis

Ein bunt zusammengewürfelter Killer Squad, angeführt von Al Pacino, macht sich im New York der Siebziger Jahre auf die Jagd nach Nazis im Untergrund, um das „Vierte Reich“ zu verhindern. Was kann da schon schiefgehen? Leider so einiges.

Von Jan Hestmann

New York 1977. Überlebende Nazis haben die Metropole infiltriert und planen im Untergrund das „Vierte Reich“. So kurios klingt die Ausgangslage in der neuen Amazon-Serie mit dem schönen, simplen Titel „Hunters“. Der Holocaust-Überlebende Meyer Offerman hat darum ein buntes Trüppchen um sich versammelt, um mit ihm auf Nazijagd zu gehen und das Vierte Reich zu verhindern.

Wenn man in Inhaltsangaben das Wort „Nazijäger“ liest, dann muss man seit 2009 unwillkürlich an Quentin Tarantinos großartigen „Inglourious Basterds“ denken, in dem Lieutenant Aldo Raine, gespielt von Brad Pitt, einen jüdischen Kampftrupp zusammenstellt, mit dem Ziel, so viele Nazis wie möglich zu töten. Diese Assoziation lässt die Erwartungen dann auch in die Höhe schnellen, spätestens aber, wenn man erfährt, dass Al Pacino Meyer Offerman, also den Anführer dieses neuen Nazijäger-Trupps, spielt und außerdem niemand Geringerer als Comedian und Regisseur Jordon Peele, dem mit „Get Out“ eine der besten Horrorsatiren der letzten Jahre gelungen ist, die Serie produziert.

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Die Nazijägertruppe rund um Al Pacino; auch dabei Schauspieler Josh Radnor, vor allem bekannt als Ted Mosby aus HIMYM

Im Mittelpunkt der Serie „Hunters“ steht der 19-jährige Jonah Heidelbaum. Der muss mitansehen, wie seine Großmutter - ebenfalls Holocaust-Überlebende - eines Nachts von einem Unbekannten erschossen wird. Als Jonah der Sache auf den Grund gehen will, stößt er auf Meyer Offerman und seine Bande, die es sich zum Ziel gesetzt haben, die in New York untergetauchten Nazis umzubringen.

Based on true events: Operation Overcast

Die Serie rühmt sich, auf wahren Ereignissen zu basieren. Zurückzuführen ist das auf die sogenannte Operation Overcast, eine militärische, geheime Aktion der USA, in der nach Ende des Zweiten Weltkriegs deutsche Wissenschafter*innen und Techniker*innen ins Land geholt wurden, um sich einen militärischen Vorsprung zu sichern.

Solche untergetauchten Nazis mit neuer Identität gab es also tatsächlich in den USA, wohl auch im New York der Siebziger Jahre. Ein Viertes Reich wurde allerdings nicht geplant, dieser Handlungsstrang geht aufs Konto der Serienmacher*innen von „Hunters“.

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Die neue Serie klingt allemal spannend, leider kann sie den Erwartungen, die sie geschürt hat, nicht ansatzweise gerecht werden. Dabei beginnt die Serie noch mit einer fabelhaft inszenierten Szene, in der sich ein Obernazi (Dylan Baker) kurzerhand entschließt, seine gesamte neu gegründete US-Familie zu exekutieren, um die eigene Anonymität zu wahren.

Damit stellt sich auch gleich ein, dass sich „Hunters“ in Sachen Brutalität nicht zurückhält (das überrascht zunächst, denn während der Trailer zu „Hunters“ vor allem komödienhaft wirkt, birgt die Serie viele sehr brutale Spitzen). Diesen anfänglichen Schwung kann sie aber nicht aufrechterhalten. Ganze eineinhalb Stunden dauert die erste Folge, die möglichst viel Backstory generieren will und sich in zu vielen Nebenhandlungssträngen verläuft. Die folgenden Episoden haben immer noch eine stolze Länge von je einer Stunde. Und die ziehen sich durchwegs massiv.

Befremdliche KZ-Rückblenden

„Hunters“ schafft es nicht, eine passende, durchgehende Tonalität zu finden. Die Serie kann sich nicht entscheiden, ob sie nun Spionage-Thriller, Drama oder doch tarantinoesker Pulp sein will. Die Kombination daraus wirkt hier sehr holprig.

Die immer wieder eingestreuten, langen KZ-Rückblenden wirken befremdlich billig und kitschig und sorgen zusätzlich dafür, dass der Rhythmus der Serie nicht stimmt. Dabei fällt eine besonders fragwürdige (historisch nicht belegte) Szene heraus, in der sich KZ-Insass*innen in einer Art menschlichem Schach gegenseitig töten müssen.

Weniger wäre mehr gewesen

Unterm Strich bleibt der Eindruck, dass die Serienmacher*innen hier zu viel auf einmal wollten. Weniger wäre hier definitv mehr gewesen. „Hunters“ ist ein seltsamer Mix unterschiedlichster Stile, der das Wesentliche nicht schafft: das kuriose Nazikillerteam, das durchaus Potenzial gehabt hätte, anständig innerhalb der Geschichte zu etablieren. Stattdessen bleiben die einzelnen, comichaft gezeichneten Figuren dieses Trupps relativ farblos. Dass eine Serie mit einer derart kuriosen Inhaltsangabe kaum unterhaltsame Szenen birgt, muss man auch erst einmal zusammenbringen.

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