So waren die Private Sessions mit Ankathie Koi

Vom queerligen Treiben in Graz, zur Rollergang ins Mühlviertel und weiter in die kärntnerischste WG Margaretens in Wien. Das waren die FM4 Private Sessions mit Ankathie Koi.

Von Ambra Schuster

Wenn Ankathie Koi von der „Kanzel“ in der Maisonette-Wohnung preacht, auf Rollschuhen zum Gig in die Skatehalle fahren will und auf Tuchfühlung mit Topfpflanzen und ihren Besitzerinnen geht, dann war es ein gutes Private-Session-Wochenende.

Graz – Haslach im (tiefsten) Mühlviertel – Wien Margareten. Die Private Sessions mit Ankathie Koi und ihrer Band führten uns quasi im Dreieck durch ganz (ok, halb) Österreich. Ein wenig dreieckig fühlen sich am heutigen Montag wohl auch unsere Köpfe an. So ist das also, auf Tour zu sein. Manche der legendären Momente dieses Wochenendes bleiben unter Verschluss, aber einige teilen wir gerne. Es war lustig, es war heiß, es war waghalsig und es war jazzig.

Apropos Jazz. Die Synthesizer haben Ankathie Koi und ihre Band für diese very special Konzertreihe zu Hause gelassen. „Wir haben unsere Lieblingssongs mitgebracht und neu arrangiert.“ Es sollte ein akustisches, ruhigeres Set werden. Abrissstimmung gab es aber auch ohne dicke Wumms und Synthies. Von ganz großen Emotionen bis Party war alles dabei. Wie eine Gästin schon am ersten Abend festgestellt hat: Das legt die Latte für unsere zukünftigen Treffen zu Hause ziemlich hoch.

1. Tourstopp in der queersten Maisonette-Wohnung von Graz

Leuchtschuhe, Baywatch-Aufhänger fürs Weinglas und jede Menge Glitzer: In Graz werden wir mit queerligem Treiben und in goldenen Hotpants begrüßt. Und mit einem veganen Buffet, das Bassisten-Herzen höherschlagen lässt. Die FM4-affinen Nachbarn (erkennbar an der hohen Dichte von FM4-Fußmatten) haben Prosecco vorbeigebracht.

Florian und Peter wohnen in einer Maisonette-Wohnung mit Dachterrasse und Blick auf den Augarten. Im oberen Stock, neben der zum Backstagebereich umfunktionierten Wäschekammer, wird aufgebaut. 21. Februar 2020, Ankathie Koi prägt den Begiff „Instrumenten-Tetris“. Von der Maisonette-„Kanzel“ aus wird sie gleich zu ihren Jünger*innen preachen. Es ist kuschelig, Hasimausi Pianist Nickratterton sieht den Rest der Band nicht mal mehr. Die Zuseher*innen stehen quasi mitten in der Band, auf der Bühne. „Habt keine Scheu, ihr dürft euch gerne sanft an mir vorbeireiben“, sagt Ankathie Koi zu Beginn. Berührungsängste hat hier niemand und das ist gut so, darum geht es bei diesen Wohnzimmerkonzerten. Singende, tanzende, glückliche Gesichter. Es war Ankathie Kois erstes Wohnzimmerkonzert. „Nur früher zu Weihnachten bin ich gezwungen worden, Geige zu spielen vor meiner Familie.“ Wie zu Weihnachten gibt’s zum Abschluss auch diesmal ein Foto mit allen.

2. Tourstop bei der Rollergang in Haslach an der Mühl

Die zweite Private Session führt uns ins verschlafene Haslach im Mühlviertel in Oberösterreich. Die tschechische Grenze ist von hier nur einen Steinwurf entfernt. Landschulwochen-Feeling stellt sich ein. Zum Gig geht’s diesmal mit Rollschuhen im Gepäck, das Motto des Abends: rollin‘, rollin‘, rollin‘. Die Location der zweiten Session ist eine zur Skatehalle umgebaute, ehemalige Textilfabrik. „Es sieht ein bisschen aus wie das Baby vom Berghain, ich nenne es das Berghain von Haslach“, sagt Ankathie. Immerhin, die door policy ist etwas weniger streng. Gastgeberin war die all-female Rollergang Austria, die hier in The Fabrik seit fast zwei Jahren skatet. Von ihrer Base aus verbreitet die Rollergang auch Skate-Content auf Social Media. Prädikat: Sehenswert!

Für ihre Videos verwenden die Mädels unter anderem Musik von Ankathie Koi, die Einladung, hier eine Private Session zu spielen, war nur naheliegend. Wie gut, dass Ankathie Koi mit Rollschuhen, Helm und Knieschonern bestens ausgerüstet angereist ist. „Spätestens seit ich ‚Eis am Stiel‘ gesehen habe, wollte ich immer Rollschuh fahren“, sagt Ankathie Koi, die früher eigentlich nur wegen der süßen Jungs am Skateplatz abgehangen ist. Das gewünschte „Hals- und Beinbruch“ vor einem Auftritt hat dieses Wochenende eine neue Dimension bekommen. Spoiler: Ankathie Koi hat sich nichts gebrochen. In der fein dekorierten Location und mit eigens mit FM4, Ankathie Koi und RLRGNG gebrandeten Bierdosen wurde die Nacht eine Rollerdisko, die irgendwann in die Dorfdisko zum Faschings-Gschnas übersiedelte. Haslach kennt uns jetzt. Der Kommentar zum Sonntag: „Irgendwer muss immer schauen, dass unser Ruf weiterlebt.“

3. Tourstop im kärntnerischsten Wohnhaus Wiens

You’re at home, baby, das Grande Finale spielt Ankathie Koi in der Boomtown Vienna. Im 5. Bezirk an der Rechten Wienzeile wohnen Darja, Mirjam und Mira in einer gemütlichen Altbauwohnung. Geladene Gäste waren unter anderem die Nachbarn aus dem vierten Stock. Verbunden sind die beiden WGs nicht nur durch die Freundschaft aus der gemeinsamen Schulzeit in Kärnten, sondern auch durch einen selbstgebauten Flaschenzug (ein Jutebeutel an einem Seil), mit dem man unter anderem Bier vom vierten in den ersten Stock „liefern“ kann. Wieder haben sich alle feinen Zwirn angelegt, wieder fließt Prosecco. Routine tritt aber auch am dritten und letzten Abend dieser Mini-Tour nicht ein.

Zwischen Topfpflanzen und Lichterketten spielt Ankathie eine lauschige Private Session, bei der am Ende alle abgehen, als ob morgen nicht Montag wäre. Urwaldgeräusche, Hüftkreisübungen und eine Medley-Jam-Session inklusive. Schwitzen, singen, abgehen. Stimmungspunkte 10/10. „Ich habe geweint, ich habe getanzt, ich habe gelacht. Das war mein Highlight 2020 und es ist erst Februar“, so eine beseelte Gästin. Einige feuchte Augen haben wir gestern Abend tatsächlich gesehen. Auge Bitch Buchannon.