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APA/dpa

Verschiedene Gruppen von Drogen im Check

Wir haben uns verschiedene Gruppen von Substanzen, von legal bis illegal, weich bis hart angeschaut und mit Expert*innen gesprochen.

Von Alica Ouschan und Ambra Schuster

Das Gefährdungspotenzial von Drogen kann auf drei Hauptaspekte heruntergebrochen werden: Das körperliche und psychische Abhängigkeitspotenzial, die langfristigen Folgeschäden und die unmittelbare Wirkung. Die Entwicklung vom einmaligen Ausprobieren bis zur Sucht verläuft selten linear und bei den wenigsten Substanzen schnell, sondern eher schleichend, über einen langen Zeitraum.

Du und deine Drogen

Themenschwerpunkt rund um Suchtmittel und Drogenkonsum

Von Montag bis Mittwoch, 24.-26.2.2020, auf Radio FM4

Bevor man von Sucht sprechen kann, kommt der sogenannte problematische Konsum. Davon ist dann die Rede, wenn eine Substanz eine bestimmte Funktion im Leben eingenommen hat, ohne die der gewünschte Zustand nicht mehr hergestellt werden kann. Zum Beispiel ein Joint nach der Arbeit zum Runterkommen oder dass man nicht mehr in Clubs tanzen gehen kann, ohne sich etwas einzuwerfen.

Gemeinsam mit den Expert*innen Lisa Wessily vom Verein Dialog und Karl Schubert-Kociper von CheckIt!, sowie dem Leiter des Zentrums für Suchtkranke im Otto-Wagner Spital Dr. Shird Schindler haben wir uns über die am meisten verbreiteten Substanzen unterhalten und sie in Gruppen gegliedert.

Legale Drogen

Ob Drogen vor dem Suchtmittelgesetz legal oder illegal sind, hat meistens wenig mit ihrem Gefahrenpotenzial zu tun, sondern meist politische und kulturelle Hintergründe. Die dafür wohl prominentesten Beispiele sind Zigaretten und Alkohol.

Laut der letzten Befragung der Statistik Austria aus dem Jahr 2014 raucht in Österreich jede vierte Person über 15 täglich. Obwohl es allgemein bekannt ist, dass Rauchen nicht nur enorm schädlich ist, sondern auch sehr schnell abhängig macht, wird Tabak oft nicht als Droge angesehen. Rauchen ist alltagstauglich, denn Zigarettenrauch verändert die Wahrnehmung nicht. Die Folgen sind oft erst nach vielen Jahren des Konsums spürbar. Seit dem Rauchverbot in der Gastronomie zum Schutz der Nichtraucher*innen gibt es noch keine neuen Zahlen.

Alkohol ist und bleibt nach wie vor die Volksdroge Nummer eins. Die meisten Klient*innen in Suchtberatung kämpfen mit Alkoholabhängigkeit. Etwa 340.000 Menschen in Österreich sind alkoholkrank, mehr als doppelt so viele weisen ein problematisches Trinkverhalten auf.

Zigaretten und Alkohol können aufgrund ihres hohen Suchtpotenzials und ihrer enormen Folgeschäden übrigens als „harte Drogen“ eingestuft werden.

Drogen auf Rezept

Eine weitere Gruppe, die einem nicht unbedingt sofort in den Sinn kommt, wenn von Drogen die Rede ist, sind Medikamente. Schätzungsweise sind bis zu 190.000 Menschen in Österreich abhängig von Medikamenten. Genaue Zahlen gibt es dazu aber nicht, Expert*innen wünschen sich eine umfassende Studie zur Medikamentenabhängigkeit in Österreich.

Viele der Betroffenen wissen gar nicht, dass sie abhängig sind. Die Medikamente, um die es geht, sind meist Benzodiazepine, umgangssprachlich „Benzos“ genannt, und haben ein ebenso hohes Suchtpotenzial wie Opiate. Diese Medikamente sind gut und wichtig für punktuelle Behandlungen bei traumatischen Erlebnissen, aber nicht für eine Langzeitbehandlung gedacht.

In Österreich sind diese Medikamente aus Expert*innensicht auch viel zu leicht zugänglich, was den Missbrauch fördert. Im Partykontext gibt es keinen Anstieg von Medikamenten zu beobachten, gleichzeitig gibt es popkulturelle Kontexte, wie beispielsweise Cloudrap, in denen der Konsum von Benzodiazepinen glorifiziert wird.

Einen Anstieg gibt es bei Mitteln, die leistungssteigernd wirken sollen. Ritalin ist dabei das populärste Medikament. Aufputschende Substanzen werden sowohl im Partykontext konsumiert als auch zum Lernen für die Schule und Uni und zur Leistungssteigerung im Job. Die regelmäßige Einnahme von Medikamenten wie Ritalin oder Benzos kann oft schädlicher sein als viele illegale Substanzen.

Cannabis

Cannabis gehört laut Suchtmittelgesetz zu den sogenannten „weichen“ Drogen. Deshalb verschwimmen die Grenzen zwischen Ausprobieren, regelmäßigem Konsum und Abhängigkeit.

Gras ist die beliebteste illegale Droge. In Österreich hat etwa jede vierte Person schon einmal Cannabis probiert, 14 Prozent konsumieren laut europäischem Drogenbericht regelmäßig. Dass mittlerweile „jeder kifft“, ist also ein Mythos. Es wird allerdings offener darüber gesprochen, die Diskussion über eine Legalisierung kommt immer wieder auf.

Eine weitere falsche Annahme, die Cannabis betrifft, ist, dass es nicht schädlich sei. Zwar ist es in vielen gesundheitlichen Aspekten weniger gefährlich als andere Drogen, aber selbst nach jahrelangem, problemlosem Konsum können Angstzustände und psychotische Störungen hervorgerufen werden.

THC heißt der Inhaltsstoff, der dafür verantwortlich ist. In Österreich kann man mittlerweile Cannabis mit sehr niedrigem THC-Gehalt legal im CBD-Shop kaufen - ein spürbarer Rausch bleibt bei diesem Cannabis-Konsum aus. Ob seitdem der Konsum von stark THC-haltigem, illegalem Cannabis zurückgegangen ist, lässt sich statistsich noch nicht sagen. Aber in den Suchtberatungsstellen gibt es durchaus Klient*innen, denen das CBD-Gras dabei geholfen hat, ihren Cannabiskonsum zu reduzieren.

Stellen wie CheckIt! oder der Verein Dialog betreuen unter anderem Menschen, die ihren Cannabiskonsum einschränken, reflektieren oder ganz damit aufhören wollen, meist, weil der Konsum zu unerwünschten Konsequenzen geführt und die Lebensqualität eingeschränkt hat.

Dass Cannabis nicht abhängig macht, ist also ein Mythos. Genauso wie die Annahme, dass Gras eine Einstiegsdroge sei. Dieses häufig dahergesagte Argument ist statistisch nicht haltbar.

Partydrogen

Ecstasy, MDMA, Speed machen wach und euphorisieren, Kokain pusht auch das Ego. All diese Partydrogen werden meist über die Nase oder in Tablettenform konsumiert - und in Kombination mit Alkohol. Die Wirkung von Kokain hält nur etwa 30 Minuten an, die Wirkung von Ecstasy bzw. MDMA ein bis zwei Stunden und Speed hält 4 bis 6 Stunden wach. Soweit die hard facts. Körperlich abhängig machen all diese Drogen nicht, zumindest nicht sofort.

Weil der Konsum von Partydrogen sehr anstrengend für Körper und Geist ist, sind sie nicht für den regelmäßigen Konsum geeignet. Werden diese Substanzen trotzdem über einen längeren Zeitraum häufig konsumiert, kann wie bei allen Substanzen eine psychische Abhängigkeit und ein problematischer Konsum entstehen.

Nicht nur wegen der psychischen Abhängigkeit sollte man Partydrogen nicht unterschätzen. In den letzten Jahren sind die Drogen stärker geworden, die Gefahr einer Überdosierung steigt. Ecstasy-Pillen enthalten heute mehr als doppelt so viel MDMA als noch vor zehn Jahren.

Die körperlichen Auswirkungen sind noch tagelang spürbar. Die Tage nach dem Konsum fühlt man sich meist niedergeschlagen und kraftlos, weil der Körper an einem Abend das gesamte Serotonin ausgeschüttet hat und es erst wieder nachproduzieren muss. Bei einer Überdosierung reichen die Nebenwirkungen von Schweißausbrüchen und Übelkeit bis hin zu heftigen Panikattacken.

Aus Expert*innensicht sei das Ausprobieren einer Partydroge noch eine der weniger gefährlichen Arten des Konsums, weil dies meist von selbst wieder aufhöre, ohne jemals die Richtung eines problematischen Konsumverhaltens einzuschlagen. Wichtig sei vor allem, genau zu wissen, was man nimmt, wie man es dosiert, und ganz, ganz viel Wasser zu trinken.

Halluzinogene Drogen

Gerade bei halluzinogenen Drogen geht das Spektrum des Gebrauchs weit auseinander: Die einen nehmen Magic Mushrooms oder Ayahuasca, um high zu werden und ihr Bewusstsein auf einem sogenannten „Trip“ zu erweitern.

LSD wird aber zum Beispiel auch in therapeutischem Rahmen verwendet. Die ursprünglich aus der medizinischen Forschung stammende Substanz ist in den 40ern, 50ern und 60ern zur Therapie von Alkoholsucht und psychischen Krankheiten verwendet worden. Erst danach wurde sie zur „Hippiedroge“ und verboten.

Gemeinsam haben alle halluzinogenen psychoaktiven Drogen, dass sie die Wahrnehmung stark verändern. Magic Mushrooms isst man einfach, LSD gibt es als Tropfen, Kapseln oder Tabletten. Die Wirkung ist ähnlich, LSD aber kann um einiges intensiver sein. So einen „Trip“ soll man nicht alleine machen. Man braucht einen sogenannten „Trip“-Sitter, weil der Bezug zur Realität verloren geht und man Gefahr läuft, sich selbst oder andere zu verletzen.

Die körperliche Suchtgefahr ist bei halluzinogenen Drogen wie LSD und Mushrooms relativ gering. Allerdings sind die Nachwehen eines Trips oft sehr heftig und beanspruchen die Psyche stark. Missbräuchlicher Konsum und sogenannte „Horrortrips“ können psychische Störungen auslösen. Auch dauerhaft. Selbst Personen mit stabiler Persönlichkeit können eine LSD-Psychose erleiden oder auf einem Magic-Mushrooms-Trip hängen bleiben.

Du und deine Drogen

Wichtig ist es zu wissen, dass Substanzen zwar ähnliche Wirkungen haben können, bei jedem Menschen aber auch individuelle Reaktionen hervorrufen. Die empfohlene Dosis sollte auf keinen Fall überschritten werden. Die Inhaltsstoffe der Droge sollten bekannt sein, ebenso wie die Nebenwirkungen und der Umgang damit.

Dass Menschen psychoaktive Substanzen ausprobieren, lässt sich nicht verhindern. Aufklärung und Information können aber dabei helfen, die Risiken des Konsums so weit wie möglich einzuschränken und problematischem Konsumverhalten vorzubeugen.

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