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FM4 Extraleben: Fantasy

Zwerge, Elfen, Zauberer, Drachen: Fantasy ist aus dem Medium Videospiele nicht wegzudenken. Im FM4 Spiele-Talk geht es diesmal um die Frage, warum das so ist - und ob der Fantasy nicht oft ein wenig die Fantasie fehlt.

Von Rainer Sigl

Das Uralt-Rollenspiel „Ultima“ macht’s vor: Draußen, weit hinter unserem banalen Einfamilienhaus, am Waldrand, geht mitternachts ein magisches Portal auf. Wenn wir das durchschreiten, sind wir woanders. An einem Ort voll Magie, Monstern und Gefahr. Das Eintauchen in andersartige, mysteriöse, spannende Paralleldimensionen ist etwas, das für uns Menschen wichtig ist, und was wir uns in Form von Romanen, Theaterstücken, Filmen oder eben auch Computerspielen gerne zuführen.

Sprechen wir über Computerspiele!

Zu allen Themen und Sendungen von FM4 Extraleben gibt es Online-Artikel (bis März 2017 und ab April 2017).

Fantasy ist per Wikipedia-Definition „ein Genre der Phantastik, dessen Wurzeln sich in der Mythologie und den Sagen finden“. In Zeiten, in denen „Der Herr der Ringe“, „Harry Potter“ und „Game of Thrones“ milliardenschwere Bestseller sind und zumindest die International Movie Database auch das gesamte „Star Wars“-Universum flugs ins Fantasy-Regal befördert, braucht es aber eventuell ein wenig genauere Begrifflichkeiten. Vielleicht hilft es, drei Charakteristika von Fantasy-Geschichten festzustellen: Sie finden in einer Anderwelt und nicht „unserer“ Realität statt, im Zentrum der Handlung steht eine Quest, und eine im Hintergrund wirkende Mythologie verleiht dem Ganzen im Bestfall epische Tiefe.

Die Grenzen zur Science-Fiction und zum Horror sind aber nicht nur im Bücherregal fließend: Immerhin hat schon der berühmte SF-Autor Arthur C. Clarke postuliert, dass sich weit genug entwickelte Technologie nicht mehr von Magie unterscheiden lasse.

Fantasy ohne Fantasie?

Die Gründe, warum Fantasy so populär ist, sind vielfältig. Manche lieben die Einfachheit klassischer Gut-Böse-Gegensätze, wie sie oft, aber nicht immer im Genre dominiert, andere mögen die Romantik irrationaler Magie im Gegensatz zur banalen Realität. Was in Videospielen von Vorteil ist, ist das Ikonenhafte von Fantasy: Ein Ritter, ein Drache und ein Zauberer lassen sich schon mit wenigen Pixeln so darstellen, dass weitere Erklärungen überflüssig sind.

Ein wichtiger Faktor, warum Fantasy im Medium Videospiele, und da vor allem bei Rollenspielen, so verbreitet ist, liegt in der Popgeschichte: 1974 erschien mit der ersten Ausgabe des Pen&Paper-Rollenspiels „Dungeons & Dragons“ ein einflussreiches Regelwerk, das sich mit seinen Tabellen, Würfeln und Simulationsideen ideal für eine Umsetzung ins Digitale anbot. Die ersten Videospiele, zum Beispiel das allererste Textadventure, „Adventure“, waren ausdrücklich davon inspiriert - wie Tausende Spiele danach.

Was bei dieser Begeisterung für die Umsetzung einer märchenhaften Geschichte - wie des nicht umsonst in der Hippie-Ära seinen zweiten großen Boom erlebenden „Herrn der Ringe“ - in Computersysteme etwas unter den Tisch fiel, war die Fantasie: Wer heute „Fantasy“ sagt, denkt unweigerlich an generische Langeweile. Elfen haben spitze Ohren, Orks sind doof, Zauberer werfen Feuerbälle, alle Dorfbewohner haben einen schottischen Akzent und Dieb-Magier-Krieger ist als heilige Dreifaltigkeit der Fantasy-Arbeitsteilung auch fest ins Gameplay-Regelwerk jedes zweiten Rollenspiels eingebaut.

WoW

Blizzard

Rollenspiele wie „World of Warcraft“ sind die Erben einer analogen Spielkultur, die einiges mit der Begeisterung der Hippies für Tolkien zu tun hatte.

Reden wir über Computerspiele!

Wir wollen nicht jammern: In Videospielen gibt es Fantasy-Generik zuhauf, doch immer wieder auch solche, die durchaus fantasievolle Anderwelten bereitstellen, die weit vom Klischee entfernt sind - auch, aber nicht nur wegen des immer noch großen Einflusses japanischer Spielkultur, die bekanntlich einen ganz speziellen Blick auf die letztlich westlichen Fantasy-Tropes wirft. „Legend of Zelda“, „Super Mario“, „Final Fantasy“ und, jawohl, sogar „Dark Souls“, das zumindest auf den ersten Blick aussieht wie König-Arthur-Splatterporn, beweisen, dass der - eben - Fantasie auch bei Fantasy-Videospielen keine Grenzen gesetzt sind.

Conny Lee, Robert Glashüttner und ich sprechen diesmal über Videospiele und Fantasy. Die Erstausstrahlung findet am Montag, 2. März, von 21 bis 22 Uhr statt, anschließend kann man das aktuelle Extraleben im FM4 Player sowie im FM4 Spielkultur-Podcast hören.

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