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New Wellness

Radio FM4 | Christian Pausch

soundpark act des monats

New Wellness vertont das Lebensgefühl der Millenials

New Wellness: mit seinem Ende März erscheinenden Album „Lexicon Of Untold Stories“ ist er unser Soundpark Act des Monats.

von Christian Pausch

Nachdem sich seine alte Band We Walk Walls aufgelöst hat, fiel es Silvio Lenglachner schwer Musik zu machen, ja sogar das Hören hat ihm keine Freude mehr bereitet. Er brauchte etwas Neues, musste weg, auf die Suche nach Inspiration, oder einfach nur nach Enstpannung. „I need something new“, heißt es im New Wellness Track „Bowl Cut“.

Ein halbes Jahr lang hat er dann im Kosovo verbracht, zuerst in Prizren, der zweitgrößten Stadt des Landes und später in Prishtina, der Hauptstadt. Und dort ist es dann plötzlich passiert: Die Melodien sind zurückgekommen, die Texte haben sich gezeigt und Silvio hatte tatsächlich wieder Lust, ja sogar den Drang, Musik zu machen:

„Mir brannte richtig was auf der Seele, das ich loswerden wollte und das ist immer stärker geworden.“

New Wellness

Wohnzimmer Records

New Wellness aka Silvio Lenglachner und ich sind gleich alt. Wir sind beide Millenials, Angehörige der Generation Y. Vielleicht hat mich sein Album „Lexicon Of Untold Stories“ ja deshalb so schnell, so stark berührt. Jede Anspielung, die sich auf den zehn am Album enthaltenen Songs finden lässt, war mir sofort auch ein Begriff, hat in mir Bilder erzeugt und weitere Assoziationen geweckt.

Wenn man genau hinhört, lassen sich Verweise auf Filme, Computerspiele und Bücher entdecken. Tolle Neu-Kreationen wie „Let’s go all groundhog day“, also zurück zu gestern als alles noch gut war, finden sich in den Texten, genauso wie Metaphern über Wifi, den britischen TV-Koch Gordon Ramsay, oder die unendliche Geschichte: „But we never give up, Atréju“, heißt es in der ersten Single „Treat Yourself“.

Das große Thema am Album ist das (Über)Leben in einer Welt, die uns nicht viele Chancen gibt: „Those kids got high potential, but still they are broke“, singt New Wellness. Treffender könnte man seine und meine Generation nicht zusammenfassen, wo man sich nach jahrelanger Ausbildung von unbezahltem Praktikum zu unbezahltem Praktikum hangelt, bis man weit über dreißig ist. Immer mit der Elterngeneration im Nacken, die den Struggle nicht verstehen kann. Boomer, eben.

„Ich habe ganz oft die Erfahrung gemacht, dass man von älteren Generationen nicht wahrgenommen wird, und sich das erkämpfen muss.“

New Wellness

Wohnzimmer Records

„Lexicon Of Untold Stories“ erscheint am 27.03.2020 auf Wohnzimmer Records. Die Album-Release-Show findet einen Tag vorher, am 26.03., im Wiener Fluc statt.

Dass sich diese gesellschaftlich relevanten Inhalte mit Leichtigkeit über tanzbare Beats und eindrucksvolle Pop-Arrangements legen, ist die große Kunst auf diesem Album. Clubtracks für Menschen, die gerne zu hause auf der Couch chillen. Ein Oxymoron, doch es funktioniert. „Lexicon Of Untold Stories“ ist der Beweis.

Oft wird es auch sehr persönlich am Album und die gesellschaftliche Analyse tritt in den Hintergrund: „I’m just a side note in someones love song“, heißt es in „Wild Creatures“ resignierend, aber auch akzeptierend. Man findet sich mit Dingen leichter ab, wenn man älter wird, was auch seine Vorteile hat.

Im vorletzten Song „Follow_Unfollow“ ertönt es noch hoffnungsvoll: „Tomorrow’s gonna be better“, nur um dem Gegenüber im letzten Song am Album dann „Don’t tell me things are gonna be alright“ entgegenzuschmettern.

Man muss alleine durch, durch dieses Leben. Aber man ist zumindest Teil einer Generation mit der man Erfahrungen teilen kann und das gibt, wenn schon keine Hoffnung, dann zumindest Trost.

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