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song zum sonntag

Der Song zum Sonntag: Perfume Genius - „Describe“

Wie man sein Album besonders elegant nennt, demonstriert zurzeit Perfume Genius. Der betitelt seine neue Platte, die am 15. Mai rauskommt, ganz schlicht „Set My Heart On Fire Immediately“.

Von Christoph Sepin

Die Welt ist kalt und die Musik ist laut. Mike Hadreas alias Perfume Genius säuselt vor sich hin, im Musikvideo, zigarrenrauchend, in den Untergang blickend. Ein Universum zerfällt, nur welches ist unbekannt. Sanfte Endzeitmusik ist das, was Perfume Genius der grauen Welt vorsetzt.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Gute zehn Jahre Bandjubiläum feiert Mike Hadreas heuer, das Debütalbum „Learning“ ist 2010 erschienen. Der große Lovesong „Queen“ aus dem Jahr 2014 ist wohl der größte Hit von Perfume Genius, ruhige, leise Verzweiflung auch damals ein Motiv, in „Describe“ präsentiert sich diese aber um Spuren verzerrter und lärmender. Nicht umsonst wird auch die neue Platte von Perfume Genius den dringlichen Titel „Set My Heart On Fire Immediately“ tragen.

Diese „immediacy“, diese Unmittelbarkeit, demonstriert Hadreas auch gleich in „Describe“. Der Kummer hat keine Zeit zu warten, sondern muss gleich in die scheppernde Übersteuerung der Gitarren umgesetzt werden. Hadreas selbst scheint währenddessen auf eine Welt zu blicken, die mal war und nicht mehr ist: Die Glocken haben aufgehört zu läuten, so singt er. Das einzige, was er noch hören kann, ist das Knurren seines Magens.

Die Apokalypse der Songzeilen ist zutiefst persönlich, erklärte Perfume Genius zuletzt im Interview mit dem DIY-Mag: „When you are in such a dark place that you don’t even remember what goodness is or what anything feels like“, so Hadreas. „The idea was having someone describe that to you, because you forgot or can’t get to it“. Und so ist das auch die zentrale Zeile des Lieds, die sich wiederholt: „Can you describe them for me?“.

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Genre-Konventionen sind hier eher uninteressant, auch wenn kurz das doch eingängige Spielen von Gitarrensaiten auftauchen darf und Perfume Genius sanft wie ein Americana-Rocker vor sich hinsingt: „His love, it felt like ribbons. An echo in the canyon.“ Trotzdem überwiegt die Selbsttherapie, die Erforschung der eigenen Gedanken - und die müssen eben auch als Lied so klingen, wie sie sich anfühlen: Verstimmt und manchmal unangenehm, dann wieder schön und warm.

Unkonventionell auch, wie Perfume Genius „Describe“ vorab veröffentlicht hat: Da gibt es die kurze Version, knapp über zwei Minuten, die radiofreundlich ausfadet, dann aber auch den Albumcut, der sich fast fünf Minuten mit langem Outro vor sich hinzieht und Hadreas mehrstimmig flüstern lässt. Die anfängliche Härte löst sich dort schlussendlich doch in weiche Echos auf, während sich das Musikvideo als Kurzfilm und Tanzperformance im Weltuntergangsszenario präsentiert.

Aus seiner Erkundung der eigenen Emotionen bringt Perfume Genius mehr mit als nur Selbstentdeckung: Ein Lied, das Aufmerksamkeit beim Hören fordert und dafür mit großen Momenten belohnt. In der Unruhe des 21. Jahrhunderts ist Perfume Genius in „Describe“ ein unverblümter Beobachter. Und fordert in den Textzeilen zwar, dass man ihm die Welt doch bitte beschreiben soll, dabei macht er das selbst eh schön genug.

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