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Jan Zwischenbrugger (SCR Altach) und Jérôme Onguéné (Salzburg) am Montag, 2. März 2020

APA/DIETMAR STIPLOVSEK

Blumenaus 20er-Journal

Bend it like Schopp

Ich versuche es so anzulegen wie der beste Fußball-Coach in Österreich und die restliche Saison zu antizipieren.

Von Martin Blumenau

Diesen Satz hatte ich mir sofort notiert, „zur späteren Verwendung“. Weil Markus Schopp, der beste Trainer in Österreichs Liga-Fußball (wenn man die Qualität seiner Spieler in Relation zu seinem Erfolg setzt), nicht herumgedruckst hat, sondern im Rahmen der Saisonauftakt-Trainerbefragung klare Worte fand: „Salzburg scheidet gegen Frankfurt im Sechzehntelfinale aus, der LASK scheidet im Viertelfinale aus.“ Alle anderen hatten herumgelabert und laviert: Nur Schopp hatte den Mut, auszusprechen, woran er glaubte. Und hatte als einziger aller zwölf Liga-Coaches auch recht.

Vielleicht ist es ein Symptom für die Herangehensweise des Grazers: kein Motivations-Bullshit, keine Mentalitäts-Ausreden, kein Stratego-Wortgeklingel, sondern die aufs Nötigste reduzierte Botschaft, die auf Basis von Fakten und wohldurchdachten Analysen entstanden ist.

Ich gebe zu, dass ich trotz der hohen Hinspiel-Niederlage immer noch auf zumindest eine Verlängerung für Salzburg getippt habe - in einer Art verklärten Hochrechnung der Vergangenheit und in Verkennung der gegenwärtigen Situation. Bei Salzburg ist der Faden gerissen, der Lauf gestoppt und das hat einiges mit verändertem Personal zu tun: Zwei Stammkräfte sind weg, drei wichtige Korsettstangen aktuell verletzt bzw. noch nicht fit - zudem haben ein paar der jungen Nachrücker einen Hänger, der sonst aufgefangen worden wäre, sich aber aktuell in Ungenauigkeit und Unsicherheit niederschlägt. Spiele, die sonst gewonnen würden (gegen den LASK oder bei der Eintracht schon in den ersten paar Minuten; gegen die Austria oder Altach noch am Ende) gehen verloren, weil Unsicherheit eben keine Tore schießt.

Der LASK hingegen ist nicht nur in der heimischen Liga nicht auszuspielen, wurde von AZ Alkmaar zweimal nicht durchschaut, eigentlich ein Armutszeugnis der Holländer, die ja die PSV-Spiele als direkte „So nicht“-Anleitung hätten hernehmen müssen.

In derselben Umfrage sagt Schopp übrigens auf die Frage nach seinem Meistertipp, ohne herumzudrucksen und „Es wird eng“-Ausflüchte zu nehmen, auch ganz klar: Salzburg. Und ich denke, er wird wieder recht behalten. Denn das Salzburger Tief kommt zum bestmöglichen Zeitpunkt, und zwar vor der Halbierung der Punkte: Die sechs Zähler, die der Titelverteidiger an Rückstand aufreißen wird, sind dann nur drei wert.

Dem LASK steht seine Schwächephase, sein kleiner Einbruch ja noch bevor, und dabei wird der toughe März mit dem direkten Cup-Duell und der Manchester-United-Herausforderung eine womöglich auslaugende Rolle spielen. Den ersten Verletzten jedenfalls gibt’s schon. Wenn Markus Schopp recht hat und die Linzer auch das Achtelfinale überstehen, dann zieht sich alles bis in den April, bis zum Cupfinale am 1. Mai.

Die anderen Teilnehmer der Oberen Play-Off-Gruppe, sorry, der Meisterrunde werden sich eher im Ausschlussverfahren für die internationalen Plätze qualifizieren als durch ihre positiven Performances. Bei Sturm Graz wütet der interne Schlechtmacher-Virus, der nach dem Coach jetzt auch den Sportchef und den Präsidenten erreicht hat und die Mannschaft seit geraumer Zeit, vorsichtig gesagt, nicht besser macht. Wolfsberg ist in aller Demut mit einer Politik der kleinen Schritte beschäftigt, die das Ziel hat, bloß nichts zu ändern und so zu beschädigen. Und Rapid ist Rapid, also unbelehrbar und starr in seinem unerkannten Fehlerkultur-Spiel und -System verhaftet. Von Schopps Hartberger Zwergen mehr zu erwarten als den ohnedies schon unglaublichen Platz 6 wäre ebenso unverschämt wie unrealistisch. Für sie geht es darum unbequem zu bleiben und sich neue Strategien gegen überhebliche und starre Favoriten zu erarbeiten.

Die Abstiegs-, sorry, die Qualifikations-Gruppe wird von einer verjüngten und somit vom Schlimmsten geheilten Austria Wien angeführt werden. Auch Altach wird sich nicht mehr unten reinziehen lassen. Dort, im Abstiegs-Strudel wird es ein Team erwischen, das in der nächsten Saison von der SV Ried mehr als adäquat ersetzt werden wird. Und auch da: Ausschluss-Verfahren, mit zwei Kriterien. 1) Das Team, das die Nerven wegschmeißt, wird es nicht packen. Aktuell führt in dieser Wertung die Admira (schon der dritte Trainer) vor St.Pölten (wo es brodelt).
2) Das Team, dem der Abstieg am egalsten ist, wird es nicht packen. In dieser Wertung führt aktuell Mattersburg (wo ohnehin alles downgesizt wird) vor Wattens (wo der sofortige Wiederabstieg zu wenig problematisiert wird).
Dass es bei all diesen Teams auch so laufen könnte wie beim Verein mit dem allerkleinsten Budget, ist eine Tatsache; mittels der wir wieder bei Markus Schopp wären.

Der hat übrigens das EM-Viertelfinale für Österreich vorausgesagt. Und ist damit Meilen vor dem nicht nur verbal, sondern auch, was Tatkraft betrifft, zaudernden Teamchef.

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