Die Lieblingsrezepte meiner Oma
Eine Kolumne von Todor Ovtcharov
Man verbindet oft das Wort „Oma“ mit dem Wort „lecker“.
Meine Oma hatte in ihrem Rezeptbuch genau drei Rezepte: Mussaka, gefüllte Paprika und Sarma mit Weinblättern. Man konnte mit ihren Speisen auch einen Wochenkalender führen: am Montag sind die gefüllten Paprika dran, die man bis Dienstag isst, am Mittwoch gibt es Mussaka, das man bis Donnerstag hat und für Freitag und Samstag gibt es Sarma. Am Sonntag machte mein Opa Steaks. Das was meine Oma kocht ist immer schön fettig. Sie nennt das fettige „gesund und nahrhaft“. „Nahrung muss nahrhaft sein!“, sagt meine Oma.
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Als mich meine Oma in Wien besucht hat, wollte ich ihr zeigen, dass es auch andere Speisen außer ihre drei gibt. Das Wiener Schnitzel gefiel ihr nicht, denn laut ihr sind nur die Steaks vom Opa gut. Ich brachte sie in ein japanisches Restaurant, doch da weigerte sie sich eine Misosuppe zu essen, denn sie sei „kein verdammter Fisch, der Algen isst“. Mit Sushi habe ich es gar nicht versucht. Meine Argumente, dass Japaner 100 Jahre alt werden, brachten gar nichts. Meine einzige Lösung war ein türkisches Lokal, wo ihr das Mussaka halbwegs gefiel. Es war ihr aber nicht „nahrhaft und gesund“ genug, denn sie hatten nicht genug Fett nach der Standards von meiner Oma verwendet.
Heuer wird meine Oma 90. Sie ist gesund wie ein Stein. Ich versuche seit einigen Wochen eine gesunde Diät. In esse so viel Brokkoli, dass ich glaube, dass ich mich bald in einen Baum verwandle. Und ich träume von Flüssen mit Fett und ich höre die Stimme meiner Oma die „nahrhaft und gesund“ singt.
Publiziert am 04.03.2020