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CC0 / radio fm4

Wenn Bands nicht mehr touren dürfen

Um Menschenmassen zu vermeiden wurden in den letzten Tagen zahlreiche Events und Konzerte in Europa abgesagt. Österreich hält sich mit Absagen bisher zurück. Für die Musikbranche ist es trotzdem eine harte Zeit.

Von Viktoria Waldegger

Die Leipziger Buchmesse, die Mailänder Modenschauen und die Wiener Seniorenmesse haben nur wenig gemeinsam, sie alle wurden aber in den letzten Stunden abgesagt - wegen des Coronavirus. Die Schweiz hat schon am Freitag ein Verbot für Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Personen erlassen.

In Österreich sehen die Behörden die Lage bisher entspannter. Es gebe keinen Grund für großflächige Absagen, erklärt Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, im Ö1-Morgenjournal. Das Risiko das von den Menschen in Österreich ausgehe sei praktisch null, einzelne Infizierte seien isoliert, es gebe also keinen Grund, Veranstaltungen abzusagen.

Wenige Absagen in Wien

Ähnlich sehen das die Betreiber großer Eventlocations in Wien. In der Wiener Stadthalle finden derzeit alle Veranstaltungen planmäßig statt, und das soll auch so bleiben, solange es keine anderen behördlichen Maßnahmen gibt. Auch Gasometer-Geschäftsführer Hubert Greier sieht keine Notwendigkeit für Absagen. Die Ticketverkäufe seien weiter aktiv, und es gebe auch keine Nachfragen von verunsicherten Besucherinnen und Besuchern, sagt er gegenüber FM4.

Anders sieht das rund um Österreich aus: Wegen des Coronavirus sind in den letzten Tagen viele Events und Konzerte in Italien, der Schweiz, England und zuletzt auch in den USA ausgefallen. Und das ist ein Problem für die Musikszene, denn wenn ein oder zwei Konzerttermine ausfallen, wackelt oft die ganze Tour.

Tourstopp für viele internationale Bands

Welche Auswirkungen ausgefallene Konzerttermine haben können, weiß Jörg Philipp, der Gründer von „Beat the Street“. Bands von AC/DC über Bilderbuch bis hin zu Mumford and Sons fahren wochenlang mit den Bussen und den Mitarbeiter*innen der Tiroler Firma auf Tourneen - zumindest bis vor wenigen Tagen.

Jetzt gibt es immer mehr Absagen von Konzertterminen und auch vereinzelt von ganzen Tourneen, berichtet Philipp. Das Wort „Corona“ könne er mittlerweile nicht mehr hören. Die Absagen in Italien und vor allem auch das Verbot in der Schweiz hätten für große Probleme in der Musikszene gesorgt.

Wer zahlt Ausfälle?

Wenn von vier Wochen Tour fünf Konzerte wegfallen, sei das ein großes Problem, nicht nur, weil dann die Ticketpreise zurückerstattet werden müssen. Die Bands müssten ja auch Technik, Licht und Unterbringung für das ganze Team trotzdem bezahlen. Damit sei die Tour dann schon vor Beginn ein Verlustgeschäft, erklärt Philipp. Im Normalfall sind über 130 Busse von „Beat the Street“ im Einsatz. Wenn weitere Tourneen abgesagt werden, könnten einige von ihnen aber bald stillstehen. Denn auch in anderen Ländern seien die Konzerveranstalter schon zurückhaltender geworden, sagt Jörg Philipp. Aus Paris etwa habe er gehört, dass die Konzerte zwar aktuell noch stattfinden, die Veranstalter aber mögliche Absagen nicht ausschließen können - eine schwierige Situation für alle in der Musikbranche.

Für „Beat the Street“ ist jede Absage eine verlorene Einnahme. Zwar könnte die Firma von den Bands trotzdem Geld verlangen, Jörg Philipp will aber nicht, dass die Bands auf diesen Kosten sitzen bleiben. Lange werde das aber so nicht funktionieren. Er hofft deshalb, dass die Absagen in den nächsten Wochen wieder aufhören. Denn: Sechs Monate könne sein Unternehmen schon durchhalten. „Und was dauert heutzutage schon sechs Monate?“, zeigte sich Philipp optimistisch. Hoffentlich nicht die Zeit ohne Konzerte und Tourneen.

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