FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Zug auf Brücke

CC0

Mit dem Zug nach Tokio? Warum nicht!

Richtig weit mit dem Zug fahren ist viel zu stressig und eigentlich nur was für Abenteurer? Stimmt gar nicht, sagen Elias und sein Vater Matthias Bohun. Die beiden haben vor einem halben Jahr ein Reisebüro nur für Zugreisen gegründet.

Von Diana Köhler

Matura geschafft und jetzt erst einmal weit wegfahren. Nach dem ganzen Lernstress wollte Elias Bohun für einige Zeit nach Sri Lanka. Der Flug war schon gebucht, aber drei Monate vor der Matura, kommt der Niederösterreicher ins Grübeln. Er engagiert sich schon seit einiger Zeit bei der Umweltorganisation Global 2000 und auch ihn bringt Fridays for Future zum Nachdenken. Elias will unbedingt weg. Er will fremde Kulturen sehen, etwas das so ganz anders ist, als er es kennt. Aber er fragt sich: Muss man nach Sri Lanka eigentlich immer fliegen? Gibt es da nicht noch einen anderen Weg?

Auf mit dem Zug Richtung Südostasien

Mitten in der heißen Phase der Maturavorbereitung fängt Elias an zu recherchieren. Er findet heraus, dass man theoretisch bis Hanoi in Vietnam mit dem Zug fahren kann. Elias verbringt die Zeit der Maturavorbereitung neben Lernen mit Planen und Organisieren und storniert den Flug nach Sri Lanka. Nach den Prüfungen macht er sich zusammen mit seiner Freundin wirklich auf den Weg: Mit dem Zug nach Südostasien.

Am Anfang der Reise war sich Elias überhaupt nicht sicher, ob sein Vorhaben umsetzbar ist und vor allem, ob es nicht total langweilig wird. Stundenlanges sitzen, mehrere Tage am Stück? Zugegeben, das klingt sehr unspannend. Aber alle Sorgen waren unbegründet. Elias sagt sogar: „Das Zugfahren war der beste Teil der Reise.“

Elias und Matthias Bohun haben die Reiseagentur "Traivelling" gegründet.

Sascha Aumüller

Es gibt eine Marktlücke

Nach seiner Rückkehr merkt Elias, wie viele Menschen auch so eine Zugreise machen wollen, aber einfach nicht wissen, wie sie das anstellen sollen. „Reisebüros schauen dich komisch an, wenn du sagst, dass du nach Vietnam mit dem Zug fahren willst!“, sagt er. Elias sieht, dass es hier eine Lücke gibt und gründet mit seinem Vater Matthias Bohun das Reisebüro Traivelling. Sie organisieren Tickets und planen die Verbindungen. Dinge wie Visa oder Unterkünfte, muss man selbst auftreiben.

Schon bei langen Zugreisen innerhalb Europas ist es notwendig die meisten Verbindungen einzeln zu buchen. Matthias Bohun kritisiert, dass es hier kein europaweites, einheitliches Buchungssystem gibt. Das würde viele Leute, neben den hohen Preisen, daran hindern, mehr mit dem Zug zu fahren. Er hofft, dass die Nachfrage nach günstigen und schnellen Zugverbindungen wächst und Bahngesellschaften besser kooperieren. Das Ziel von Traivelling ist, zumindest in Europa überflüssig zu werden, damit sich Elias und Matthias auf weltweite Zugreisen konzentrieren können.

Viele verschiedene Systeme

Die Herausforderung bei der Planung sind die vielen verschiedenen Arten an Tickets zu kommen und die Dinge, die man dabei beachten muss. In China können Fahrscheine nur mit einem Pass vor Ort abgeholt werden. In Weißrussland darf man nicht auf das Visum vergessen. Will man nach Tokio, gibt es einerseits eine Route über Russland und eine über China. Für Elias ist es das aber alles wert: „Mit dem Zug sieht man viel mehr. Es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn man sieht, wie sich langsam die Landschaft und die Leute verändern. Will man nach Hanoi, Vietnam, kann man die Strecke in sechs Tagen zurücklegen. Gemütlich ist es, dazwischen auch mal Pause zu machen und sich die Städte am Weg anzuschauen. Zum Beispiel Almaty, in Kasachstan.

Seit ungefähr einem Monat nehmen Elias und Matthias offiziell Anfragen entgegen und haben bereits die ersten Reisen vermittelt.

Aktuell: