FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Frau streckt Mittelfinger vor

CC0 via Pixabay

Buch

„Und wie wir hassen!“ vereint die schönsten Hetzreden für den Weltfrauen*tag

Hetzreden-Expertin Lydia Haider hat für das Ziel, dem weiblichen Hass einfach mal freien Lauf zu lassen Texte von 15 Künstlerinnen in einem Buch vereint.

Von Alica Ouschan

Allein schon, wenn man sich Foren oder Social-Media-Threads ansieht, könnte man meinen, dass Hetzreden und Hass vor allem Männerdomänen sind. Das hat sich Lydia Haider zum Anlass genommen um der Welt zu zeigen, dass auch Frauen hassen können. Um dem weiblichen Hass in all seinen Formen, Farben und Varianten eine Bühne zu bieten, hat Lydia Haider 15 Autor*innen aus unterschiedlichen künstlerischen Bereichen und dem gesamten deutschen Sprachraum vereint. Beispielsweise die Schweizer Schriftstellerin Sybille Berg, Künstlerin Sophia Süßmilch aus München oder auch die Rapperinnen Ebow und Judith Rohrmoser von Klitclique.

Hass hat viele Seiten

Außer dem großen Überthema des Hasses gab es keine Vorgaben von Seiten der Herausgeberin. Lydia Haider wollte, dass die Autor*innen ihrem Hass komplett freien Lauf lassen können - dementsprechend gehen die Reden in die verschiedensten Richtungen.

Ihre Wut richtet sich gegen das Patriarchat, gegen die politische Lage, die Gesellschaft und alles was dabei hilft die strukturelle Unterdrückung zu reproduzieren - der Anspruch des Buchs ist es, diese radikal zu demontieren.

Buchcover

Kremayr & Scheriau

Das Buch „Und wie wir Hassen!“ wurde von Lydia Haider herausgegeben, erscheint im Verlag Kremayr & Scheriau enthält Beiträge von Puneh Ansari, Sibylle Berg, Verena Dengler, Ebru Düzgün (Ebow), Raphaela Edelbauer, Nora Gomringer, Judith Goetz, Gertraud Klemm, Barbi Markovic, Maria Muhar, Manja Präkels, Kathrin Röggla, Judith Rohrmoser (Klitclique), Stefanie Sargnagel und Sophia Süßmilch.

Die Buchpremiere ist passenderweise für den Weltfrauen*tag - oder auch Weltfrauen*kampftag am 8. März im Schauspielhaus Wien angesetzt.

Von der Mutter, die beginnt ihren fußballspielenden, nichtsnutzigen Sohn zu hassen über den ganz normalen Hass auf alle möglichen Dinge, die einem im Alltagsleben begegnen. Es sind humorvolle Texte, aggressive Rap-Texte oder Reden, die sich ganz gezielt an ein bestimmtes Publikum: den Anspruch zu zeigen, wie viele Seiten Hass haben kann erfüllt das Buch allemal.

Respektvolle Respektlosigkeit

Herausgeberin Lydia Haider nennt den Spagat zwischen den schonungslosen und trotzdem durchdachten Texten liebevoll „Respektvolle Respektlosigkeit“. Die Autor*innen wollen den Hass einfach wieder denen zurück geben, die es besser können und berechtigte Gründe haben, Hass zu empfinden.

Die Hetzreden sind nicht nur was für Ultra-Hardcore-Feminist*innen, sondern geben allen, die sich eine radikale Veränderung der momentanen Situation wünschen, die extra Portion Motivation um das Ding selbst in die Hand zu nehmen und ermutigen, dem eigenen Hass einfach mal freien Lauf zu lassen.

Altbewährtes und Neues

Die Texte gab’s teilweise schon davor - so hat Ebow einige passende, bereits bestehende Songtexte beigesteuert und Stefanie Sargnagel hat in ihrem Tagebuch-Repertoire nachgeschaut, welche ihrer zahlreichen Einträge am besten reinpassen. Andere Frauen wollten für das Buch extra neue Hetzreden schreiben. Wer sich auch eine Hetzrede von Lydia Haider erwartet hat, wird leider enttäuscht. Sie meint dazu, dass sich selbst in ein Buch einzuladen, das man herausgibt etwa so sei wie ein Festival zu kuratieren und dann selbst aufzutreten: „Das gehört sich einfach nicht“.

Der Aufschrei von kritischen Stimmen, die sagen, das Buch sei zu radikal und nicht für ein breites Publikum geeignet mag durchaus seine Berechtigung haben. Gleichzeitig spürt man beim Lesen, wie wichtig den Künstlerinnen ihre Anliegen sind. Warum sollten Frauen nicht das Recht haben, hemmungslos zu hassen und der Welt ihre Gefühle ins Gesicht zu schleudern?

mehr Buch:

Aktuell: