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Phoebe Bridgers

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Der Song zum Sonntag: Phoebe Bridgers - „Garden Song“

2017 hat Phoebe Bridgers ihr letztes Soloalbum „Stranger In The Alps“ veröffentlicht. Nach Kollaborationen mit zum Beispiel Conor Oberst erscheint jetzt mit dem „Garden Song“ ein neues Sololied.

Von Christoph Sepin

„Niemand wird jemals so richtig erwachsen“. Das ist ein Geheimnis, das Eltern manchmal ihren Kindern erzählen, vielleicht kurz bevor sie von zuhause ausziehen oder als Lebensratschlag in komplizierten Zeiten. Menschen werden älter, aber nicht unbedingt reifer und dieser große Schritt auf den gewartet wird, dass man eines Tages aufwacht und man ist „erwachsen“ geworden, was auch immer das genau sein soll, der mag nicht so einfach passieren. Phoebe Bridgers weiß das gut und träumt im „Garden Song“ darüber vor sich hin, über die Welt der Grown-Ups und über ihre eigene Vergangenheit.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Seit ein paar Jahren veröffentlicht Phoebe Bridgers aus Los Angeles konsistent großartige Musik, mal Solo, dann als Teil der Gruppe boygenius, dann wieder gemeinsam mit Bright Eyes-Conor Oberst als Better Oblivion Community Center. „Stranger In The Alps“ hieß ihr letztes Soloalbum, eine neue Platte könnte wohl heuer erscheinen und darauf dann höchstwahrscheinlich ihr neuer, fantastischer „Garden Song“.

Um diesen titelgebenden Garten drehen sich auch Bridgers Zeilen - und dann noch um viel mehr. Geschichten gibt es nämlich viele zu erzählen, als kluge Songwriterin springt sie zwischen ihnen hin und her. Da geht es mal um den Traum, gemeinsam in einem schönen Haus auf einem Hügel zu leben, dann wechseln wir auf eine Brücke im kalifornischen Huntington Beach von der Phoebe Bridgers ins Wasser blickt, dann sitzt sie im Kino und dann plötzlich im Studentenwohnheim.

Das sind wichtige Schauplätze der Adoleszenz, zu denen Phoebe Bridgers mitnimmt und sich dort umschaut, als würde sie nach etwas suchen: Irgendwo dort, an all den Orten und in all den Erinnerungen, muss doch noch etwas zu finden sein, das man übersehen hat. Denn so ganz automatisch will das einfach nicht passieren, das mit dem reifer und klüger werden.

Ein Cameo von Tig Notaro

Beachtenswert ist auch das Musikvideo zum „Garden Song“. Unter Regie von ihrem Bruder sitzt Phoebe Bridgers da in ihrem Schlafzimmer und raucht Bong, während sie von ihrem Bruder mit allerlei guten Sachen überrascht wird - inklusive einem Gastauftritt der Comedian Tig Notaro.

So verschwommen und nebelig wie das Setting des Musikvideos, ist auch die große Inspiration für die Lyrics, Fragmente aus Träumen, die Phoebe Bridgers mal hatte. Dadurch entstehen so schöne Textzeilen wie „The doctor put her hands over my liver, she told me my resentment’s getting smaller“ oder „I hopped the fence when I was seventeen, then I knew what I wanted“. Alles schön also in Retrospektive.

Wenn sie erwachsen wird, singt Bridgers, dann wird sie einmal von ihrem Mobiltelefon aufblicken und die Welt um sie herum erkennen. Bis dahin wundert sie sich einfach, wie sie denn plötzlich so groß geworden ist. „There must be something in the water“, stellt sie eine Theorie dazu auf.

Zum Glück verfällt Bridgers auch nicht in Selbstmitleid, sondern bleibt in der Rolle der Suchenden, die sich auch ihres Privilegs bewusst ist, überhaupt nach Sinn und Unsinn des Lebens suchen zu können. Denn, so singt sie als letzte Zeile des „Garden Song“: „I have everything I wanted“, sie habe eigentlich eh alles was sie immer wollte. Und damit bleibt auch am Ende des Lieds die Welt der Grown-Ups für sie weiter ein Mysterium. Erwachsen kann man auch noch morgen werden.

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