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Faber mit Gitarre

Christian Stipkovits / Radio FM4

So war der ungeplante Tourabschluss von Faber in Wien

Covid-19 bereitet Fabers Tour ein frühes Ende. Gestern Abend haben Faber und seine Band deshalb die ausverkaufte Wiener Arena spontan in eine Tourabschlussparty verwandelt, die kein Ende nehmen wollte.

Von Alica Ouschan

Der experimentelle Sound vom Support Dino Brandao, der musikalisch irgendwo zwischen Faber und Fil Bo Riva liegt, entlockt der bereits gut gefüllten Arena schon einiges an vorfreudigem Jubel.

Die Faber Show beginnt überpünktlich und ebenso melodramatsich wie extravagant. Der Vorhang öffnet sich und gibt den Blick auf eine ganz in weiß getauchte Bühne frei. Auf ihr ein Meer aus roten Rosen, die fünfköpfige Band und Faber, selbst im weißen Anzug, während die Ouverture seines aktuellen Albums erklingt.

In den ersten beiden Nummern der Platte mit dem klangvollen Titel „I love my fucking life“ wird die Dramatik noch weiter ausgekostet. Dann wird die Gitarre rausgeholt und ab geht’s: „Hallo Wien, schön dass ihr da seid! Wir sind gekommen, um euch ein paar Lieder zu spielen!“

Es könnte nicht schöner sein

Der erste ältere Hit erklingt, sofort glänzt das Publikum mit selbstbewusster Textsicherheit. „Es ist so schön mit dir, doch es könnte schöner sein!“, singt die ausverkaufte Arena. Nein, eigentlich könnte es gerade nicht schöner sein!

Dann erzählt Faber von vergangenen Konzerten. Dass es öfter vorgekommen ist, dass Leute sich nicht benehmen, andere anmachen oder zupacken, wo sie nicht zupacken dürfen. „Heute Abend ist kein Platz dafür!“, bezieht er klar Stellung, die mit lautem Beifall kommentiert wird. „Falls was sein sollte, gebt Bescheid!“

Schwierige Texte für eine schwierige Zeit

Faber hat noch einiges mehr zu sagen. Zum Beispiel, dass die Texte seiner Songs vor lauter lautem Mitsingen nicht in den Hintergrund geraten dürfen. Dass seine politischen Songs heute wieder aktueller sind, denn je. So kündigt er „Das Boot ist voll“ oder „Top“ vom neuen Album an.

„Ich möchte, dass wir hier eine große, angenehme und respektvolle Party feiern - und dass wir uns nachher überlegen, was wir alles davon mitgenommen haben!“

Die Macherin des wundervollen Rosenmeer-Bühnenbilds wird für „Das Leben sei nur eine Zahl“ auf die Bühne geholt, denn sie spielt jetzt Bass, hat fleißig geübt und heute ist der Tag gekommen, wo sie zum ersten Mal mit der Band auf der von ihr kreierten Bühne stehen will. Zum Dank für ihren Einsatz gibt’s eine runde Umarmungen. Wer jetzt daran denkt, einen Corona-Witz zu machen, dem wird das Lachen gleich vergehen.

Ungeplanter Tourabschluss

„Heute ist unser Tourschluss“, sagt Faber ganz nüchtern. „Ich bin richtig sad, es war so eine tolle Zeit aber der Rest unserer Tour wurde abgesagt, wegen Covid-19.“ Und legt dann, mit einer Prise schelmischen Humors nach: „Wir hätten uns sonst auch nicht geschont, aber jetzt gehts krass ab!“

Und das tut es. Egal ob beim Zweiteiler-Liebeslied „Sag mir wie du heißt“ oder bei älteren Songs wie „Bratislava“. Faber spielt einen Hit nach dem anderen, er und seine Band wirken energetischer als je zuvor. Komplementiert wird das ganze mit seinen unglaublich sympathischen Bühnenansagen: „Ich spiel euch jetzt nochmal eine Liebesgeschichte vor - von Julian und Lisa“, sagt Faber, der eigentlich Julian heißt. „Ist eine süße Geschichte, ich gönn’ das denen!“, lacht er, bevor er „Ihr habt meinen Segen“ ganz allein, im Scheinwerferlicht performt - natürlich mit tatkräftiger Unterstützung der Stimmen aus dem Publikum.

Als der Vorhang zum zweiten Mal aufgeht, trägt Faber wieder sein altbekanntes Outfit - in der Kombo aus gemustertem Hemd und Stoffhose singt er „In Paris brennen Autos“. Er ist noch immer sehr traurig, dass die Tour zu Ende ist. Aber er findet es auch sehr schön heute, super Publikum. Und der beste Teil kommt erst.

„Bei uns ist nicht so ganz klar ab wann wir eine Zugabe spielen - aber wir spielen auf jeden Fall noch ziemlich lang!“ - mit diesen Worten geht die Party erst so richtig los. „Generation YouPorn“ und „Nichts“ lassen die letzten Hemmungen der Menschen verschwinden - die ausverkaufte Arena ist ein Meer aus laut singenden, tanzenden und vor allem überglücklichen Menschen.

An dieser Stelle lässt sich kaum festmachen, wer sich mehr verausgabt - die Band oder die Crowd, denn die wird immer lauter. Bei „Alles Gute“, einem der ersten Songs die Faber so richtig bekannt gemacht haben, übertönen ihn die Fans. Bandkollege DJ Real Madrid haut das Posaunen-Solo raus wie nix - der Vorhang geht zu, aber das war noch lange nicht alles!

„Heute gehen wir nicht mehr nach Hause!“

Plötzlich steht Faber auf dem rechten Balkon, singt „Komm her“, spaziert ganz gemütlich durchs Publikum und lässt sich dann von seinem Sicherheits-Boy auf den Schultern zurück zur Bühne tragen. Wieder oben angekommen, bedankt er sich dafür, dass das Publikum noch immer da ist. Bisherige Spielzeit: über anderthalb Stunden. „Wir würden jetzt gern noch eine Stunde weiterspielen, wenn das okay ist?“ - Was für eine Frage, na klar ist das okay!

Faber bedankt sich bei seiner Crew und Band auf Schweizerdeutsch für die Tour: „Huralässig gsi, wia immr!“, und die Zugabe beginnt mit einem Rihanna-Cover („Unfaithful“). Es folgt ein neuer Song - eine Hommage an den verliebten Tourmanager der Band, mit dem wundervollen Titel „Wenn du schläfst“, außerdem Hits wie „Brüstebeinearschgesicht“ und „Wem du’s heute kannst besorgen“ - die Band jagt die Arena einmal quer durch die Faber-Diskografie und wird für jeden weiteren Song mit noch lauterem Applaus belohnt.

„Ihr seid jetzt unsere Opfer, einfach nur weil wir noch ein bisschen spielen wollen!“, sagt Faber. „Heute gehen wir nicht mehr nach Hause!“, erwidert jemand aus dem Publikum. Nach einer Zugabe der Zugabe der Zugabe - in der Faber unter anderem gemeinsam mit seinem Support Act Dino Brandao als Duo Rosenberg einen wunderschön traurig-kitschigen, zweistimmigen Lovesong performt und „Tausendfranken lang“ mit einem Instrumental Cover von Black Eyed Peas’ „Pump it“ gemixed wird - ist das Konzert und die Tourabschlussparty vorbei.

Zweieinhalb Stunden voller Energierausch und Energieaustausch zwischen Band und Publikum, Emotion und Eskalation - ein ungeplanter Tourabschluss, der spektakultärer nicht gewesen sein könnte.

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