Neues zu Corona - und von Elis Noa, Kerosin95, Pauls Jets u.v.m.

Anger gewinnen den FM4 Award beim Amadeus, die Gala selbst ist auf Anfang September verschoben worden. Neue Releases gibt’s natürlich auch diese Woche - die COVID-19-Ausbreitung stellt die österreichische Musikszene aktuell aber auf den Kopf.

Von Lisa Schneider

„Wir sind alle Lovers“ darf ab jetzt zu unser aller Motto werden, Anger haben es ausgesprochen und mit Musik und noch mehr Liebe zu und von ihren Fans den FM4 Award beim Amadeus gewonnen.

Nachdem wir sie im Park begrüßt und beglückwünscht haben, haben wir Anger mitsamt der Torte ins FM4-Connected-Studio mitgenommen. Das erste Gespräch mit den Gewinner*innen des heurigen FM4 Awards könnt ihr hier nachhören.

Und so sieht die herrliche Torte - und natürlich die glückliche Band aus:

Auch ein anderer hat letzten Freitag gefeiert - er hat sich die Trophäe zwar nicht geholt, ist aber a) 20 Jahre alt geworden und hat b) sein erstes Album veröffentlicht: Lou Asril.

Corona (COVID-19) und die österreichische Musikszene

Dass in der nächsten Zeit keine Konzerte stattfinden werden, steht schon länger fest. Für Künstler*innen, aber vor allem auch für Labels, Veranstalter*innen und Clubbetreiber*innen stehen existenzbedrohende Wochen bevor.

Kreiml & Samurai etwa machen das Beste aus einer schwierigen Situation: Ihr Gig im Wiener Gasometer ist ebenfalls abgesagt worden, sie titulieren ihr Album „Auf olle Viere“ um in „Auf ollen Viren“ und werden am 21. März ersatzweise ein gratis zu streamendes Online-Konzert geben.

Ihre Österreich-Termine holen sie im Herbst nach, so wie viele andere nationale und internationale Acts. Auch die Amadeus Austrian Music Awards-Gala, die am 23. April in der Wiener Stadthalle über die Bühnen gegangen wäre, wird jetzt auf September verschoben.

Nicht nur die Regierung erlässt Maßnahmen, auch Player*innen in- und um die österreichische Musikszene haben schnell reagiert.

Die Verwertungsgesellschaften AKM & austro mechana und die Österreichische Interpretengesellschaft haben aufgrund der zu erwartenden Einschränkungen im gesamtösterreichischen Kulturbetrieb beschlossen, einen Katastrophenfonds einzurichten. Er steht Musik-Urheber*innen zur Verfügung.

Mica Austria (Partner für Musikschaffende in Österreich) hat einen Frage- und Antwortenkatalog zu Themen wie Konzert- oder sonstigen Absagen, finanziellen Einbußen und anderen Konsequenzen erstellt.

Im FM4 Bonustrack waren letzte Woche Martina Brunner und Stefan Niederwieser von der neu gegründeten Vienna Club Commission zu Gast. Sie starten ihre Arbeit in einer turbulenten Zeit, in der die meisten Clubs vorerst geschlossen bleiben. Zeit, andernorts tätig zu werden: gerade wurde von der Vienna Club Commission eine kostenlose Rechtsberatung eingerichtet.

Hier findet ihr das vollständige Gespräch mit Martin Blumenau über die aktuelle Situation.

Videos von der Couch aus ansehen, das tun wir diese Woche - hier sind die neuesten Releases.

Kerosin95 - „1,65“

„Mein Körper so mächtig, meine Stimme so schmächtig“ - Menschen, die Kerosin95 schon live gesehen haben, wie etwa am letzten Wiener Popfest, kennen dieses Lied. Es ist neben Tracks wie „Hass“ oder „Außen hart innen flauschig“ die Hymne, die das gesamte Projekt Kerosin95 am besten erklärt:

„Dieser Track ist für alle Menschen, die beim Händchen halten bespuckt werden. Denen Schimpfwörter oder sexualisierte Gewalt nachgerufen wird. Die beim Kuscheln im Park angegafft werden. (...) Das ist ein Ego-Boost Track um solche Situationen zu überstehen“ schreibt die Künstlerin.

Und das ist er: Kerosin95 auf höchster Höhe, Raps tight, Beat straight, Aussage klar.

Elis Noa - „Still Nothing (Goddamn)“

Diese Band! Future-Soul vom Feinsten. Elis Noa veröffentlichen am 1. Mai ihr Debütalbum „What Do You Desire“ und verwöhnen jetzt nochmal mit einer Vorab-Single. Sie heißt „Still Nothing (Goddamn)“.

Die Dinge beim Namen nennen, Selbstwert steigern, Wünsche artikulieren. Elis Noa meistern das Schwerste, indem sie in klaren Worten Statements zu Toleranz, Freiheit, Selbstliebe setzen. Dann ist das aber gleichzeitig warm, weich, und schmusig wie es dem Genre vom Grund auf entspricht. Kluger Seelenbalsam.

Pauls Jets - „Blizzard“

Pauls Jets trumpfen mit dem zweitschönsten Springsteen-Intro auf, das es gibt. Die Streets Of Philadelphia werden in eine Wohnung verlegt, dort, wo’s warm ist unter der Bettdecke und dort, wo gute Filme laufen. Das passt gut in die aktuelle Zeit: Pauls Jets, die es einfach immer wissen.

„Stell dir vor, wir könnten uns kennen“: Fabulieren, Grübeln, Abdriften. Aber immer gemeinsam. Niemand denkt hierzulande aktuell schöner und treffender über die Welt nach als Sänger und Songschreiber Paul Buschnegg.

Am 29. Mai erscheint das neue Album von Pauls Jets und wird den unübertroffenen Namen „Highlights zum Einschlafen“ tragen.

KAYO - Himbeeren

Ein Schüttelreim ist eine Reimform, bei der die Anfangskonsonanten der am Reim beteiligten Wörter oder Silben vertauscht werden. Das kann man in jedem Lexikon nachschlagen, oder man öffnet einfach den neuesten Youtube-Link von Linzer Rapper KAYO.

Keine Sorge, da gibt’s keine zu absurden intellektuellen Ausflüge. Kayo beherrscht halt sein Handwerk. Außerdem: ermutigende Hintergrundchöre und die Welt ist - zumindest für heute - gerettet. Ein neues Album von Kayo ist am Weg.

Auch noch gut und gut zu wissen

• Wir kennen sie, die totgespielten Songs der Jahrhunderte. „Wonderwall“ an erster Stelle, aber auch „What’s going on“ von 4 Non Blondes gehört dazu. Außer, wenn SOAP&SKIN eben diesen covert.

• Im Frühjahr veröffentlicht Der Nino aus Wien sein neues Album „Ocker Mond“. „Aufgenommen in einer einzigen wilden Febernacht“ gibt’s jetzt eine Single daraus zu hören: „Taxi Driver“.

• Mystisch-verwandtschaftliche Naturverbindungen, ein bisschen Beck! Christoh hat gerade seine neue, locker-perlige Single „Totem“ veröffentlicht.

• „Keep washing your hands and wave at me at a distance“ sagt Anna Kohlweis und veröffentlicht als Squalloscope ihre neue EP „Annette“. Unter anderem im letzten Sonntags-Soundpark könnt ihr sie vollständig - inklusive Künstlerinnengespräch - hören.

• Gute Dinge passieren: Viech sind ins Okto Studio spaziert und haben für 12 Minutes Live eine sehr grummelig-feine Session aufgezeichnet.

• Parov Stelar hat den „Brass Devil“ auf uns losgelassen.

• Auch die Releaseshow unseres aktuellen FM4-Soundpark Acts New Wellness musste leider abgesagt werden. Dafür schickt er uns eine neue Single vom kommenden Debütalbum: „Coco Baptiste“.

• Woran bastelt Marco Kleebauer da schon wieder? Wenn er nicht gerade in L.A. Songs schreibt, veröffentlicht er eben ein paar Parallel-Alben. Das nächste, wohlweislich atmosphärische trägt den schönen Titel „Music to shower to“ und erscheint am 27.3. - eine erste Hörprobe daraus gibt’s hier.

• Weil auch ihre Release-Show abgesagt werden musste, hat die Band Moll sich etwas sehr Passendes ausgedacht: den „Daheimbleib-Blues“.

• Blingelingeling, du bist so schön. Die beste Gitarre der Woche geht an Mr. Rose - brandneu - und den Song „Die Tiere“. Produziert von Wolfang Möstl.

• Wenn’s wahr ist, werden bulbul in gut zwei Monaten im Flex den Release ihres neuen Albums „Kodak Dream“ feiern. Wir wünschen es uns! Spätestens nach der seltsam guten Darkdisco-Nummer „Motta“.

• Zu ihrer schönsten, eigenen Beatles-Hommage gibt’s jetzt auch ein Video: Crush mit „Twist and Shout“. Das Mini-Album „Sundown“ wäre letzte Woche rausgekommen, jetzt müssen wir noch ein bisschen drauf warten.

In der Soundpark-Sendung am Donnerstag mit Andreas Gstettner-Brugger hat Mavi Phoenix vorbeigeschaut und erzählt, wie sein Jahr seit dem FM4-Amadeus-Award-Gewinn so verlaufen ist. Außerdem: Session-Songs aller Top 5 Nominierten für den heurigen Award, neues von 5/8erl in Ehr’n, den großartigen Bulbul oder Elis Noa.

Und in der Soundpark-Sendung von Sonntag Nacht mit Christian Pausch gab’s und gibt’s unter anderem ausführliche Listening Sessions mit Petra und der Wolf und Squalloscope zu hören.