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Der Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Ride - „Repetition (Reimagined by Pêtr Aleksänder)“

Früher gehörten Ride zu den Säulen der Shoegaze-Szene. Letztes Jahr erschien ihr sechstes Album „This Is Not a Safe Place“, das jetzt vom Duo Pêtr Aleksänder neuinterpretiert wird.

Von Christoph Sepin

Man blickt nach unten auf die eingeseiften Hände und hält sie unter den Wasserhahn. Hat man schon hundertausendmal gemacht, trotzdem fühlt sich das jetzt irgendwie alles anders an. Eine Wiederholung, wie automatisiert, hat ihre Bedeutung verändert. Über Repetition und wie sie durch neuen Kontext anders wahrgenommen wird, haben Ride ein Lied geschrieben. Der Name natürlich: „Repetition“.

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Ride gehörten früher zu den Säulen der kurzlebigen 90er Shoegaze-Ära, Bands wie Slowdive, Lush oder auch My Bloody Valentine und Cocteau Twins möchten da auch einfallen. Im Zuge des Revivals der „Scene That Celebrates Itself“ kehrten Ride vor ein paar Jahren zurück, das sechste Album „This Is Not a Safe Place“ wurde letztes Jahr veröffentlicht. Und darauf gab es auch die ursprüngliche Version von „Repetition“ zu finden.

Jetzt ist aber doch einiges anders: Das sehr schön und ein bisschen wunderlich betitelte Duo Pêtr Aleksänder, bestehend aus Tom Hobden von Noah & The Whale und Eliot James, Produzent von beispielsweise dem Two Door Cinema Club oder den Kaiser Chiefs, hat sich der Lieder von Rides „This Is Not a Safe Place“ angenommen und veröffentlichen jetzt ihre eigenen Versionen davon.

Bei „Repetition“ ist das alles ein sehr vorsichtiger Zugang. Streicher geben ein Musikbett vor, sanft tauchen mal ein paar Pianotöne auf, bis die erste Wiederholung in diesem Lied über Wiederholungen passieren darf: „Repetition, Change“, lautet die Textzeile immer wieder, bis dann eine Erklärung folgt: „Repetition is a form of change, So don’t be phased if the backdrops rearrange.“

Es wird über die Zeit in der Kunstschule gesprochen, wie da Ride damals als Band ein Handwerk erlernt haben: „Purely teenage art“, nennen sie das in den Vocals, und es gehörte für sie dazu, das Konkrete im Abstrakten zu verstecken. Die einfache Message in einer Wolke aus Tönen, einer Wall of Sound. Und nur durch Wiederholung, durch immer wieder und wieder machen, lernte man dann eine andere Perspektive auf die Musik.

Diese Lektion des Älterwerdens, des jahrzehntelangen Musikmachens und auch des Umfokussierens, was denn nun das Wesen der eigenen Musik sein soll, das wird von Pêtr Aleksänder in ihrer Version simpel und konkret auf den Punkt gebracht: „Repetition“ ist ein Experiment, ein Austoben des kreativen Forscherdrangs - wie weit gehen die Konzepte der Popmusik? Was darf weg, was muss bleiben? Hier wird reduziert, minimalisiert und heruntergedreht. Und das, was übrig bleibt, ist wie die Essenz des Popsongs als Interlude, ohne Hooks, ohne Schnörkel, aber trotzdem schön und groß und eindrucksvoll.

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