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Der Musiker Four Tet

Text Records

Das neue Four-Tet-Album ist der perfekte Soundtrack für zu Hause

Four Tet zeigt mit seinem zehnten Album, was er besonders gut kann: elektronische Musik mit Sounds machen, die du in diesem Genre sonst eher nicht hörst.

Von Felix Diewald

Der Zeitpunkt der Veröffentlichung – jetzt gerade in dieser verrückten Zeit – sei natürlich weird, schreibt Four Tet auf Twitter. Aber er selbst wende sich immer der Musik zu, wenn es in seinem Leben intensiv wird. Und so hofft er, dass sein neues Album auch manchen Menschen helfen kann.

Four Tet, das ist ein britischer Elektronik-Produzent, der durch Kollaborationen unter anderem mit The XX, Lana Del Rey, Aphex Twin oder Omar Souleyman auch außerhalb der nerdigen Beat-Bubble bekannt wurde. Und eigentlich ist es ziemlich beeindruckend, was sich dieser Four Tet über die Jahre für eine Erfolgskarriere als Künstler aufgebaut hat. Denn seine Musik ist eher nicht Mehrheitsprogramm. Und trotzdem spielt er mit mehrheitlich instrumentaler Musik (okay, und mit beeindruckender Live-Show inklusive Zehntausenden, herabhängenden Lichtern) regelmäßig ausverkaufte Konzerte.

Der Musiker Four Tet

Text Records

Der Four-Tet-Trademark-Sound: verschrobene, instrumentale Collagen und Song-Skizzen mit housigem Sound und abgehackten Gesangs-Samples. So klingt auch die Lead-Single des neuen Albums „Sixteen Oceans", das Lied „Baby“ mit der Stimme von Popstar Ellie Goulding.

Aber abgesehen von diesem Lied ist das Album „Sixteen Oceans“ viel weniger der Four Tet, den man von seinen bisher neun Studio-Alben und unzähligen Neben-Projekten kannte und den man vielleicht auch hier erwarten würde. Vielmehr geht das gelassene, fast schon meditative Werk Richtung Ambient – aber schon mit ordentlichem Kick. Zum Beispiel auf „Insect Near Piha Beach“.

Das Ding bei Four Tet ist ja, dass die Namen seiner Lieder nochmal extra Bedeutung bekommen, weil fast nirgendwo Stimmen oder Worte in der Musik sind. Sie heißen: „1993 Band Practice“, „Teenage Birdsong“ oder „School“ (letzteres ist wohl ein Shout-Out an seine frühere Ausbildungsstätte, die britische Elliot School in Putney, die auch The XX, Hot Chip oder Burial besucht haben). Die Songtitel lassen darauf schließen, dass Four Tet, bekannt für sein minimalistisches Studio-Setup, ein bisschen in der eigenen Biografie unterwegs gewesen ist, von seinen Anfängen in den Neunzigern als Post-Rock und Nu-Jazz-Produzent bis heute.

Der Musiker Four Tet

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Four Tets „Studio“

Ein wichtiger Referenzpunkt für Four Tet dürfte die Natur sein. Ständig zirpt und raschelt es, überall sind Field-Recordings von draußen zu hören. Schön. Das Musikvideo zu „Baby“ ist mit seinen atemberaubenden Landschaften dann aber fast schon zu aufgelegt.

Viel, viel besser hingegen: das Video zu „Teenage Birdsong“, mit seiner Flöten-Melodie und dem Cembalo eines der Highlights auf „Sixteen Oceans“. Zwei Teenager filmen sich in diesem Official-Handyvideo-Vlog selbst dabei, wie sie ein Four-Tet-Konzert im Alexandra Palace in London besuchen. Immer wieder werden die verwackelten Handy-Sequenzen mit professionellen Bildern des Konzerts gegengeschnitten. Das ist eine wirklich grandiose dramaturgische Idee für ein Musikvideo.

Gegen Ende der Platte lässt Four Tet den Beat weg. Einfach so. Übrig bleibt eine über 10-minütige Sound-Landschaft, die sich über sechs einzelne Lieder spannt, ohne dabei zu sehr Noise-Collage und Field-Recording zu werden.

„Sixteen Oceans“ bietet 16 kleine Inseln, die man als Hörer*in – gerade jetzt – auch als nostalgische, ferne Erinnerung an den Dancefloor interpretieren könnte. Four Tet zeigt mit seinem mittlerweile zehnten Album, was er besonders gut kann: elektronische Musik mit Sounds machen, die du in diesem Genre sonst nicht hörst.

„Sixteen Oceans“ von Four Tet ist am 13.3.2020 bei Text Records erschienen.

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