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APA/AFP/Odd ANDERSEN

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„Inside Fridays for Future“

Die Fridays for Future Bewegung hat die Debatte über die Klimakrise von Grund auf verändert. Warum das so ist und weshalb die österreichische Bewegung diesbezüglich besonders erfolgreich war, erklärt das Buch „Inside Fridays for Future“.

Von Sophie Liebhart

Benedikt Narodoslawsky ist Journalist. Seit Jahren schreibt er über Umweltthemen und die Klimakrise. Und jahrelang hat er sich gefragt, warum diese Geschichten niemand hören will. Mit dem Großwerden der Fridays for Future-Bewegung in Europa und auch in Österreich hat sich das verändert. Plötzlich hat der Kampf gegen die Klimakrise ein Gesicht, besser gesagt viele, junge Gesichter.

Die Fridays for Future haben die Erzählung über die menschengemachte Klimakrise verändert, sagt Narodoslawsky im FM4-Interview. „Wenn wir jetzt übers Klima reden, dann reden wir über die Zukunft. Man hat jetzt Kinder, Jugendliche, junge Menschen, die in so unglaublicher Zahl auf die Straße gehen und die ganz authentisch um ihre Zukunft bangen. Und das ist ein unglaublich starkes Bild und ein unglaublich kräftiges politisches Momentum.“

„Wenn wir jetzt übers Klima reden, dann reden wir über die Zukunft.“

Dieses politische Momentum nutzen die Fridays for Future in Österreich besonders gut. Benedikt Narodoslawsky spricht von der österreichischen Bewegung als eine der erfolgreichsten weltweit. Und das, obwohl sie besonders klein angefangen hat, weil sie keine Trägerorganisation oder ähnliches hat. In vielen Städten hierzulande beginnt die Bewegung mit Ein-Personen-Demos – etwa in Innsbruck.

Buchcover "Inside Fridays for Future"

Falter Verlag

Das Buch „Inside Fridays for Future“ ist im Falter Verlag erschienen.

Blick hinter die Kulissen

In seinem Buch „Inside Fridays for Future“ beleuchtet Benedikt Narodoslawsky wie sich die Bewegung in Österreich seitdem weiterentwickelt. Die Fridays, wie er sie nennt, lassen sich bei ihrer Arbeit bereitwillig über die Schulter schauen. Transparenz wird bei ihnen großgeschrieben. „Paradiesische Zustände für einen Journalisten“, sagt Narodoslawsky. „Wir wollen ja immer wissen, was passiert hinter dem Schlüsselloch.“ Narodoslawsky kann so die Leser*innen mit zu unzähligen Treffen, Strategiesitzungen, virtuellen Meetings und Diskussionen nehmen.

„Inside Fridays for Future“ ist eine Mischung aus Sachbuch und XXL-Reportage. Neben Einblicken in die Diskussionskultur der Fridays erklärt „Inside Fridays for Future“ auch die Struktur der Bewegung mit all ihren Untergruppen und internationalen Vernetzungen. Ihren Erfolg verdankt die Fridays-Bewegung zu einem großen Teil ihrer Authentizität, meint Narodoslawsky. Authentisch - das sind die Fridays vor allem, weil sie kein Geld für ihren Aktionismus bekommen und sich von keiner anderen Organisation vereinnahmen lassen - so steht es in ihren Grundsätzen.

Erfolg in Österreich

In Österreich kommt aber auch noch ziemlich perfektes Timing als Erfolgsfaktor dazu. Die österreichische Bewegung ist genau zur richtigen Zeit groß geworden und hat ein enormes Medienecho erzeugt, sagt Benedikt Narodoslawsky. „Die globalen Proteste sind für Österreich zeitlich sehr gut gefallen. Der September-Streik, der weltweit Millionen Leute auf die Straße gebracht hat, der war in Österreich so speziell, weil er eben zwei Tage vor der Nationalratswahl stattgefunden hat. Fast alle Tageszeitungen hatten am Tag vor der Wahl die jungen Demonstranten auf ihren Titelseiten. Das war eine Machtdemonstration dieser Bewegung.“

Die österreichische Nationalratswahl 2019 war eine Klimawahl, kein anderes Thema hat die Wahlentscheidung ähnlich stark beeinflusst, das weiß man aus der Wahlforschung, sagt Narodoslawsky. Und das liegt nicht zuletzt an der Bewegung der Fridays for Future.

Das hätte sich der Journalist selbst zu Beginn seiner Recherche nicht gedacht. Kurz vor dem ersten weltweiten Klimastreik im März 2018 sagte ein Bekannter zu ihm, die Fridays könnten die neue 68er Bewegung werden. „Ich hab das so ein bisschen belächelt, weil ich mir gedacht habe, ich hab die Leute ja gesehen, das sind ja nicht viele. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das so eine Riesenbewegung wird. Und dann stehe ich am 15.3. am Heldenplatz und alles ist voll, die Leute sind total euphorisiert. Da habe ich gewusst, okay, jetzt wird’s groß.“

Klimakrise mitten im politischen Diskurs

Es ist der Fridays-Bewegung zu verdanken, dass der Klimawandel als Thema jetzt dort ist, wo er hingehört, sagt Benedikt Narodoslawsky. „Nämlich mittendrinnen im politischen Diskurs. Man kann damit Wahlen schlagen und entscheiden. Und das Thema wird auch nicht mehr verschwinden. Jedes Mal, wenn es jetzt heiß wird, wird das Thema wiederaufkommen. Das heißt, auch wenn die Fridays sich jetzt im nächsten Monat auflösen, dann wäre das nicht so schlimm, sie haben ihren Beitrag nämlich eigentlich schon geleistet.“

Eine Auflösung der Bewegung steht im Moment nicht zur Debatte. In „Inside Fridays for Future” stellt der Autor aber auch die Frage nach der Zukunft der Fridays. Die Bewegung werde sich verändern müssen, sagt er. „Diesen Idealismus muss man sich auch leisten können“, so Narodoslawsky. Viele zentrale Personen der Fridays sind noch Schüler*innen oder Student*innen. Aber irgendwann werden sie ein Einkommen brauchen. Entweder man beginnt sich ähnlich wie andere Umweltorganisationen mittels Spenden zu finanzieren, oder man schafft es, das ganze Projekt an die nächste Generation weiterzugeben, so die Einschätzung von Narodoslawsky.

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