FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Soap&Skin 2018

Poly Maria

Der Song zum Sonntag

Der Song zum Sonntag: Soap&Skin - „What’s Going On“

4 Non Blondes waren mit „What’s Up?“ in den 90ern Nummer 1 in den Charts der Welt. Soap&Skin macht jetzt, nicht nur durch Umbetitelung, ihr ganz eigenes Lied daraus.

Von Christoph Sepin

Da glaubt man, man kennt ein Lied. Am Papier sollte das eigentlich gar nicht funktionieren, Jahrzehnte später eine neue Version eines so eingesessenen Popklassikers wie „What’s Up“ von den 4 Non Blondes anzufertigen und dann ein eigenes Ding daraus zu machen. Dass das doch möglich ist und neue Ebenen in den altbekannten Akkorden entdeckt werden können, beweisen Anja aka Soap&Skin und diesmal auch Evelyn Plaschg.

„From gas to solid / You are my friend“, das dritte Album von Soap&Skin ist vor mittlerweile eineinhalb Jahren erschienen, und mit ihrem Open-Air-Konzert in der Wiener Arena war Anja Plaschg auch für einen der schönsten Momente des letzten Sommers verantwortlich. Wie wir alle, befindet sich auch Soap&Skin jetzt mehr zuhause - und wie viele andere gute, kreative Menschen, verbringt sie ihre Zeit dort mit dem Musikmachen. So ist auch ihre Version von „What’s Up“ entstanden.

Soap&Skin verknüpft die Lyrics hier mit ihrer eigenen Biografie und wiederholt nicht einfach nur Altbekanntes, das macht schon die erste Textzeile klar: „Thirty years and my life is still trying to get up that great big hill of hope“. „25 years“ waren das noch bei Linda Perry im Jahr 1992, das besungene Alter ist hier genauso anders wie die prinzipelle Stimmungsaufnahme und Einordnung im Zeitgeist.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Soap&Skins „What’s Going On“ ist dystopischer, disruptiver und verstörender als die Originalversion von vor fast dreißig Jahren und hat sich damit also an die Welt rundherum angepasst. Befremdliche Maschinentöne und industrielle Drumsamples brechen hier durch den doch eher zarten Rest von Stimme und Melodie. Zeilen wie „And so I cry sometimes when I’m lying in bed just to get it all out“ werden so auch von der Instrumentierung abgeholt.

Jede Frage nach dem, was da los sein soll in der Welt, jedes „What’s going on?“ wirkt dringlicher und näher als im Original. Kein Wunder, dass man da manchmal Distanz braucht und, zumindest im Kopf, nach draußen geht und auf Berge steigt. Vom großen Hügel der Hoffnung, vom „great big hill of hope“ als Mittelpunkt des Lieds, sollte die Welt klarer, schöner und überschaubar sein. Nur muss man da zuerst hinkommen.

Um das Lied noch konkreter im Jetzt einzuordnen, schickt uns Soap&Skin eine Botschaft als Kommentar unter dem Musikvideo zu ihrem „What’s Going On“, einen Ratschlag, den man in letzter Zeit oft gehört hat, der aber nichts an Wichtigkeit verloren hat: „Stay safe and keep social distance ♡“.

Aktuell: