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Filmstills aus Studio Ghibli Filmen

Studio Ghibli

Wo anfangen bei den Filmen von Studio Ghibli?

Vielleicht ist genau jetzt die richtige Zeit, die magisch-schönen Filme des japanischen Studio Ghibli endlich einmal nachzuholen. Aber wo beginnen bei dieser großen Auswahl? Ein Guide.

Von Jan Hestmann

Dieser Tage ist Hayao Miyazakis neuester Film „Der Junge und der Reiher“ in unseren Kinos zu sehen - ein Film, der von Krieg, Verlust und Trauma erzählt. Darin begleiten wir den 12-jährigen Mahito, der seine Mutter verloren hat und mithilfe eines seltsamen Reihers das Tor zu einer magischen Welt entdeckt.

Der Junge und der Reiher
Unsere Review zum neuesten Film von Hayao Miyazaki und Studio Ghibli findest du hier.

„Der Junge und der Reiher“ ist Miyazakis mittlerweile zwölfter Film, der zehnte für das japanische Studio Ghibli und laut eigenen Aussagen sein letzter Film. Das japanische Zeichentrickfilmstudio Studio Ghibli darf zurecht als legendär bezeichnet werden. Seit Mitte der Achtziger Jahre bereichert das Filmstudio rund um Hayao Miyazaki Jung und Alt mit seinem endlos scheinenden Einfallsreichtum.

Miyazaki gründete das Studio mit anderen, nachdem sein Film „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ im Jahr 1984 einen großen Erfolg feierte. Der Drehbuchautor, Regisseur und Zeichner gilt als Mastermind des Studios. Die bekanntesten Filme aus dem Hause Ghibli stammen aus seiner Feder.

Filmstills aus Studio Ghibli Filmen

Studio Ghibli

Das Studio Ghibli-Logo zeigt die Figur Totoro aus dem Film „Mein Nachbar Totoro“.

Starke Heldinnen und Umweltaktivismus

Die Filme des Studio Ghibli strotzen nur so vor magischen Kreaturen - tierischen Fabelwesen, Dämonen, Hexen und Zauberern. Dabei sind die Geschichten so feinfühlig und detailverliebt erzählt und gezeichnet, dass ihnen zumeist das Kunststück gelingt, Kinder und Erwachsene gleichermaßen zu faszinieren. Im Zentrum dieser Geschichten stehen dabei auffallend oft junge Frauen oder Mädchen. Sie sind die strahlenden Heldinnen dieser Erzählungen.

Ein wesentlicher Aspekt vieler Studio Ghibli-Filme ist der Kampf Mensch gegen Natur. Der Mensch wird dabei oft als besonders rücksichtsloses und machthungriges Wesen dargestellt. Die Natur ist dann oft dazu gezwungen, mit ihren Mitteln zurückzuschlagen. Das hat dann einen Aufstand der Rieseninsekten („Nausicaä aus dem Tal der Winde“) oder der Wildschweine („Prinzessin Mononoke“) zur Folge. Insofern sind die Filme Miyazakis und des Studio Ghibli von einem tiefen umweltaktivistischen Habitus geprägt.

Wer mit dem Studio Ghibli bisher noch wenig bis gar nicht bewandert ist, diese Lücke jetzt aber füllen will, wird sich schnell fragen: Wo anfangen? Denn die Palette an Filmen seit der Gründung des Studios im Jahr 1985 ist groß. Zur Hilfestellung für den Einstieg hier also fünf Filme des Studios vorgestellt, die besonders herausragen:

Nausicaä aus dem Tal der Winde (1984)

Streng genommen ist dieser Film gar kein Studio-Ghibli-Film, vielmehr war sein Erfolg der Auslöser für die Gründung des Studios. Vorausgegangen ist dem Film eine gleichnamige Manga-Serie Miyazakis. Die Verfilmung dieser ebnete schließlich den Weg für das Studio Ghibli.

„Nausicaä aus dem Tal der Winde“ zeigt eine postapokalyptische Zukunft, in der die Wälder von einem giftigen Pilz befallen sind, der sich immer weiter ausbreitet. Entstanden ist dieser Pilz durch einen gewaltigen Krieg, den die Menschen verschuldet haben. Um sich vor den tödlichen Pilzsporen zu schützen, müssen die wenigen Überlebenden Atemschutzmasken tragen oder die Wälder gänzlich meiden. Die neue Welt, die Miyazaki hier zeigt, wird regiert von gigantischen Insekten.

Nausicaä lebt in einer Dorfgemeinschaft, die sich mit den widrigen Umständen arrangiert hat. Doch dann marschiert eine Armee ein, deren Plan es ist, die Wälder großflächig abzufackeln und alle Insekten auszurotten. Nausicaä und ihr Dorf sieht sich plötzlich zwischen den Fronten. Dabei versucht die junge Prinzessin eine Massentötung zu verhindern.

Nausicaä ist die erste Titelheldin, die mit dem Studio Ghibli assoziiert werden kann. Ihr sollen noch unzählige Ghibli-Heldinnen in den folgenden Jahrzehnten folgen. Bis heute bleibt sie eine der Bemerkenswertesten.

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Nausicaä aus dem Tal der Winde

Mein Nachbar Totoro (1988)

Totoro, das ist der Name eines großen, plüschigen Waldgeistes. Sein Profil ziert auch das offizielle Logo des Studio Ghibli.

Ein junger Professor zieht mit seinen Töchtern in ein altes Haus am Land, während die Mutter sich im Krankenhaus von einer schweren Krankheit erholt. Gleich beim Einzug begegnen die Töchter eigenartigen Wesen, sogenannten Rußmännchen. Als sie den benachbarten Wald zu erkunden beginnen, treffen sie auf weitere fantastische Wesen.

„Mein Nachbar Totoro“ ist ein bezauberndes Märchen, erzählt aus der Perspektive der beiden Mädchen Satsuki und Mei, deren erfrischende Unvoreingenommenheit sie durch dieses Abenteuer trägt. Es ist auch ein Familiendrama, das aber immer wieder durch die fabelhaften Entdeckungen der beiden - ein zwölfbeiniger Katzenbus eingeschlossen - gebrochen wird. Ein jedes Kind sollte diesen Film einmal gesehen haben, „Mein Nachbar Totoro“ weiß mit seiner Liebenswürdigkeit aber ebenso Erwachsene tief zu rühren.

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Mein Nachbar Totoro

Prinzessin Mononoke (1997)

Nachdem der junge Prinz Ashitaka von einem tödlichen Fluch durch einen Dämon befallen wurde, reist er durch die Lande auf der Suche nach Heilung. Dabei stößt er auf Arbeiter*innen einer Siedlung, die die angrenzenden Wälder roden wollen und den darin lebenden Tieren und Tiergöttern den Krieg angesagt haben. Auf der Seite der Tiere kämpft das Mädchen San (Prinzessin Mononoke), aufgezogen von Wölfen. In einem Akt der Selbstverteidigung blasen schließlich die Wildschweine des Waldes, getrieben von blinder Wut, zum Angriff. Es kommt zur Eskalation zwischen Mensch und Tier.

„Prinzessin Mononoke“ hat sich von allen Studio Ghibli-Filmen den umweltaktivistischen Habitus womöglich am stärksten verinnerlicht. Die Gier und die Machtfantasien des Menschen werden hier besonders deutlich zur Schau gestellt. Um seinen Profit zu maximieren, schreckt der Mensch nicht einmal davor zurück, einen Gott zu töten. Die Folgen dieses Umgangs des Menschen mit seiner Umwelt sind erwartbar fatal.

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Prinzessin Mononoke

Chihiros Reise ins Zauberland (2001)

„Chihiros Reise ins Zauberland“ ist der vermutlich bekannteste Film aus dem Studio Ghibli-Universum. Jedenfalls ist er der am öftesten ausgezeichnete Zeichentrickfilm (unter anderem Oscar für den Besten Animationsfilm und Goldener Bär der Berlinale).

Das Mädchen Chihiro zieht mit seinen Eltern in eine neue Stadt. Dabei stoßen sie auf einen verlassenen Vergnügungspark. Entgegen Chihiros Protest stürzen sich die Eltern auf das Essen, das sie dort finden und verschlingen es gierig. Chihiro begegnet inzwischen dem jungen Haku, der sie auffordert, diesen Ort so schnell wie möglich zu verlassen. Doch im nächsten Moment haben sich die alles verschlingenden Eltern in Schweine verwandelt.

Dass die Kinder meist weitsichtiger und empathischer sind als die Erwachsenen, ist die Regel in Studio Ghibli-Filmen. In „Chihiros Reise ins Zauberland“ wird das gleich zu Beginn drastisch dargestellt. Chihiro wird folglich von Haku in ein Badhaus gebracht, das unter der rigiden Leitung der Hexe Yubaba steht. Die Gäste, die hier ein und ausgehen, sind Götter unterschiedlichster Art. Und auch hier werken kleine Rußmännchen. Um ihre Eltern zurückzubekommen, muss Chihiro an diesem magischen Ort als Arbeiterin anheuern.

Chihiro

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Chihiros Reise ins Zauberland

Das wandelnde Schloss (2004)

Schlösser spielen in Studio Ghibli-Filmen vermehrt eine wichtige Rolle - und man findet sie an unüblichen Orten. So etwa schon in Miyazakis „Das Schloss im Himmel“, dem offiziell ersten Ghibli-Film aus dem Jahr 1986. Hier befindet sich das Schloss auf einer im Himmel schwebenden Insel. Bei „Das wandelnde Schloss“ handelt es sich vielmehr um ein gigantisches, magisches Fahrzeug in Form eines rustikalen Schlosses, das die Form unterschiedlicher Gebäude annehmen kann.

Der Film basiert auf dem Kinderbuch „Sophie im Schloss des Zauberers“. Sophie ist eine junge, schüchterne Hutmacherin. Ihr bescheidenes Leben ändert sich, als ihr der berüchtigte junge Zauberer Hauro über den Weg läuft. Diese Begegnung handelt Sophie jedoch den Zorn der eifersüchtigen Hexe aus dem Niemandsland ein, die Sophie kurzerhand verflucht und in eine alte Frau verwandelt. Schockiert von ihrem neuen Aussehen flüchtet Sophie aus dem Dorf und heuert als Putzfrau in Hauros wandelndem Schloss an. Dabei lernt sie auch Calicifer kennen, den Feuerdämon, der das Haus antreibt.

Auch in „Das wandelnde Schloss“ sind die Menschen drauf und dran, sich ins Verderben zu stürzen. Ein großer Krieg bahnt sich an und greift im Verlauf des Films immer weiter um sich und macht auch bald Sophie und Hauro zu schaffen. Es zieht sich wie ein roter Faden durch das Schaffen des Studio Ghibli: Jugend, Natur und Magie auf der einen, die Zerstörungswut der menschlichen Zivilisation auf der anderen Seite.

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Das wandelnde Schloss

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