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U.S. Girls neues Cover

Jeff Bierk

Meg Remy aka U.S.Girls übertrifft sich selbst

Die in Kanada lebende US-Amerikanerin Meg Remy steckt hinter U.S. Girls. Was als ein-Frau-DIY-Projekt begann, ist mittlerweile eine höchst kollaborative Angelegenheit. Meg „U.S. Girls“ Remy ist nun bei ihrem bereits siebten Album angelangt: „Heavy Light“ ist eine tolle, zugängliche Art-Pop-Platte geworden. Meg Remy übertrifft sich selbst.

von Eva Umbauer

Meghan Uremovich wurde in Chicago geboren und wuchs in einer Kleinstadt außerhalb von Chicago auf. Die Mutter von Meg Remy, wie sich Meghan Uremovich kurz nennt, mochte gerne Musik, und so befanden sich Mutter und Tochter einmal bei einem Konzert des damals sehr bekannten US-Musikers Billy Joel. Meg, etwa vier Jahre alt, trug ein besonders hübsches Mäntelchen bei diesem Konzert, als jemand Bier auf den Mantel schüttete. In diesem Moment beschloss das Kind Meghan Uremovich, dass es wohl besser wäre auf der Bühne zu stehen anstatt im Publikum.

I always knew I wanted to live an unconventional life that wasn´t the one I saw others living. - Meg Remy aka U.S. Girls

Mit fünfzehn spielte Meg Remy dann in einer Punk/Noise-Band namens Slut Muffin, zusammen mit ihrem besten Freund Ken. Sie war inspiriert von der feministischen Riot-Grrl-Bewegung der 90er Jahre. Ihr Freund hatte ihr eine CD von Bikini Kill geschenkt, der Band der US-Musikerin Kathleen Hanna. Von da an war nichts mehr wie vorher für Meghan Uremovich: „Then Le Tigre came out and we were so blown away by them. Ken loved Bad Religion and I loved Crass, so we were really into writing political lyrics, with kind of fun party music. I had a big jacket with a Crass back patch on it. I went to a Catholic high school, so I really didn´t fit in at all.“

Meg Remy nennt das neue Album von U.S. Girls „Heavy Light“. Dieser Albumtitel bezieht sich auf Franz Kafka, auf sein Zitat „Ein Glaube wie ein Fallbeil, so schwer, so leicht“, auf Englisch übersetzt: „A belief is like a guillotine. Just as heavy, just as light“.

This Woman´s Work

„Heavy Light“ von Meg Remy aka U.S. Girls ist eine große Platte, in der so viel drinnen ist, und die dennoch nicht zerfleddert, überladen oder sonst etwas ist. Eine sehr persönliche Platte, eine politische, eine zurückblickende, die neue Erkenntnisse sucht. Drei der Songs von „Heavy Light“ werden von Meg-Remy-LiebhaberInnen als schon einmal dagewesen erkannt, etwa „Red Ford Radio“, ein quintessentielles U.S.-Girls-Stück, das Meg Remy vor über zehn Jahren veröffentlichte und nun neu aufnahm, ein klaustrophobischer Track auf einer ansonsten weit und hell angelegten Platte.

Es ist aber nicht alles Erinnerung - auch trotz der Spoken-Word-Einsprengsel, bei denen Meg Remy und ihre Backing-Sängerinnen aus ihrer Kindheit erzählen. Oder die Erinnerung wird ins Hier und Jetzt gebracht. „4 American Dollars“ etwa ist poppig und aktuell, samt toller Philly-Soul-Gitarre, ebenso „The Quiver To The Bomb“, in dem es um die Umwelt geht. Oder auch „Overtime“ - samt Saxofon-Solo von Jake Clemons aus der E-Street-Band von Bruce Springsteen, dem Neffen des legendären Clarence Clemons - ist obwohl es ein alter Song ist in der neuen Version sehr aktuell.

Das feministische „State House (It´s A Man´s World)“ gab es ebenfalls schon einmal, nämlich auf dem dritten Album von U.S. Girls, und wurde nun von Meg Remy in ein Gospel-Gewand gehüllt. „Denise, Don´t Wait“ ist eine von einer Handvoll berührender Balladen auf dem neuen Album von U.S. Girls.

Mal erinnert Meg Remy ein wenig an Kate Bush, etwa beim sich in die Seele schleichenden Piano-Song „IOU“, der auch tolle Streicherarrangements hat, dann erinnert sie wieder eher an Patti Smith, etwa beim Stück „Born To Lose“.

In A Poem Unlimited

„Heavy Light“ ist anders als „In A Poem Unlimited“, das letzte Album von U.S. Girls, mit dem Meg Remy der Durchbruch gelang. Manchen von uns fehlen durchaus ein wenig die Gitarren. Aber wir werden dafür entschädigt, etwa wenn Meg Remy in „Woodstock 99“ plötzlich anfängt den Klassiker „Mac Arthur Park“ von Jimmy Webb zu singen, diese berühmten Zeilen „someone left the cake out in the rain, I don´t think that I can take it, cause it took so long to bake it...“.

Wie macht Meg Remy das nur?

Cover

4AD

„Heavy Light“ von U.S. Girls ist bei 4AD in London erschienen.

Bei U.S. Girls gibt es alles von wunderschönen Harmonien bis zu vorwärtstreibenden Drum-Beats, tollen Funk-Riffs, Tropicalia-Sounds wie Samba Grooves, kammerpopmusikalischer Percussion, oder brütende Psychedelik. Wie macht Meg Remy das nur?

Meg Remy legte den Grundstock für „Heavy Light“ zusammen mit den kanadischen Musiker*innen Rich Morel und Basia Bulat. Die Produktionsarbeit übernahm Meg Remy selbst, das Album wurde dann vom kanadischen Musiker Max „Slim Twig“ Turnbull abgemischt, dem Ehemann von Meg Remy. Eingespielt wurde „Heavy Light“ live mit zwanzig Musiker*innen im Aufnahmestudio Hotel 2 Tango in Montreal in Kanada.

Es wird nicht leicht werden für Meg „U.S. Girls“ Remy, „Heavy Light“ zu toppen, aber darum machen wir uns im Moment keine Sorgen. Denn wie auch immer das nächste Album von U.S. Girls klingen wird, Meg Remy wird sich sicher etwas einfallen lassen.

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