FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Frau trinkt Wein, spielt Karten und schaut auf ihr Handy

CC0

Tinder, Grindr & Co in Zeiten von Corona

Corona hat unser aller Liebesleben verändert. Auch Online-Datingplattformen bekommen in Zeiten von Social Distancing eine neue Funktion.

Von Ambra Schuster

Im Moment jemanden kennenzulernen ist tricky. Das geht gerade eigentlich nur online, die Möglichkeiten sind begrenzt. Das erste Tinder-Date ist quasi der erste Video-Call. Oder muss warten. Echte Dates sollten derzeit nicht zur Debatte stehen.

„Ich nutze Tinder aktuell schon wieder aber mehr als Zeitvertreib. Ich finde es einfach eine gute Ablenkung und wer weiß, was sich daraus ergibt."

Ob zum Zeitvertreib oder zur Ablenkung – auf Dating-Apps ist viel los. Seit der Selbstisolation würde die Nutzung steigen, berichten Tinder und Bumble. Ausnahmsweise geht es derzeit aber nicht um ein schnelles Treffen und das berühmt berüchtigte „Netflix and chill“. Es geht viel mehr um den sozialen Austausch, wie eine weitere Nutzerin berichtet: „Es ist nett, wenn man beginnt zu skypen, wenn der Vibe passt. Und sich Nachrichten schreibt, sich austauscht und am Laufenden hält. Dadurch schlafen die sozialen Kontakte trotzdem nicht ganz ein.“

Leichtsinn und Vernunftsappelle

Obwohl von persönlichen Treffen dringend abgeraten wird, ist die Message noch immer nicht bei allen angekommen: „Es gibt auch einige, die in ihren Infotext geschrieben haben, dass sie eigentlich gerade auf der Suche nach schnellem Sex und G’spusis für diese Zeit der Isolation sind. Manche sind dann sehr pushy wenn man sagt, dass man das nicht zielführend findet und eher mit einem Treffen noch warten würde.“

„Es gibt auch einige, die auf der Suche nach schnellem Sex und G’spusis für die Isolation sind.“

Die Dating-Plattformen appellieren an die Eigenverantwortung ihrer Nutzer*innen und verweisen auf die Verhaltensrichtlinien der WHO. Ganz nach dem Motto distanziert aber nicht disconnected rufen sie zum Online-Dating auf. Bumble gibt hier Tipps für virtuelle Dates und Tinder schaltet diese Woches seine Passportfunktion frei. Mit der kann man weltweit matchen und chatten und ist nicht mehr auf die eigene Region beschränkt.

Tindern gegen die Einsamkeit

In einer Zeit, die für alle belastend ist, sind Dating-Apps nicht nur Ablenkung sondern auch ein Mittel gegen die Einsamkeit. Man fragt sich, wie es dem anderen geht, man tausche sich darüber aus was man den ganzen Tag über gemacht hat und ja, wie der Alltag für die einzelnen Personen in dieser speziellen Situation weitergeht.

Die Krise könnte sogar eine Chance für den schnelllebigen Online-Datingmarkt sein. Man hat endlich Zeit, sich in Ruhe kennenzulernen. Der Druck sich treffen zu müssen, fällt weg. Laut Tinder beobachtet man gerade jetzt längere Konversationen. Wir erinnern uns an E-Mail-Romanzen à la „Gut gegen Nordwind“ oder „E-Mail für dich“. Ja, es gibt bestimmt sexyere Dinge als Brieffreundschaften. Aber was ist die Alternative? Eine Strafe oder gar ein Leben zu riskieren, wohl nicht.

Zugegeben, es gab schon mal bessere Zeiten für Singles auf der Suche. Wer jetzt solo ist, wird das wohl vorerst auch bleiben. Aber immerhin: Ob die virtuelle Bekanntschaft ein echtes Treffen wert ist, zeigt sich jetzt deutlicher denn je. Und Vorfreude ist schließlich die schönste Freude. Hauptsache nicht auf blöde Ideen kommen, nur weil man gerade horny zuhause sitzt und sich nach Gesellschaft sehnt.

mehr Liebe:

Aktuell: