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„The World According To Jeff Goldblum“ ist pures Feel-Good-TV

The World According to Jeff Goldblum ist eine Enzyklopädie der Konsumdifferenzierung, ein unterhaltsamer und kritikloser Quell des nutzlosen Wissens über geliebte Produkte. Nur Unterhaltung - keine Kritik.

Von Natalie Brunner

Am 24. März ist in Österreich der Streaminganbieter Disney + gestartet. Für Freund*innen von Disney-Produktionen ideal, bietet der neue Streamingdienst im Moment aber kaum Serienentdeckungen für Erwachsene. Eine Ausnahme ist die von National Geographic produzierte Doku-Serie „The World According To Jeff Goldblum“, in der uns der schicke Schauspieler Produkte seiner und unserer Welt erklärt.

Feel-Good-TV

The World According to Jeff Goldblum ist eine „Sendung mit der Maus“ für all diejenigen, die glauben, nichts könnte sie mehr überraschen. Jeff Goldblum wäre darin der Sympathieträger, die Maus, der Post-Vice-TV-Sendungen nicht auf Dämonenkulte in Mexico City oder Veteran*innen in Sibirien, die aus Batteriesäure und Hustensaft zu Hause Drogen brauen, fokussiert, sondern in Feel-Good-TV-Manier auf die angenehmen Seiten der Konsumkultur blickt.

Pro Folge wird ein Konsumgut, zu dem die Zielgruppe ein positives Verhältnis hat, von Jeff, unserem Host to the Most, unter die Lupe genommen. Diese Herangehensweise funktioniert mehr oder weniger gut.

Jeff Goldblum mit Produkten

Disney

Das Thema der ersten Folge sind „Sneakers“. Jeff Goldblum tänzelt mit seinem unterkühlten Charme wie ein Flamingo im Alligatoren-Pool durch eine Sneakers Convention und staunt mit uns über die Preise der fetischisierten Plastikklumpen. Er lässt sich ein Paar von einem Meister des Faches customizen und in den Schuhen können die Zuseher*innen tatsächlich Reminiszenzen an Goldblums Familiengeschichte entdecken, die er zuvor mit uns und dem Turnschuhmachermeister geteilt hat.

Produkte und Glückshormone

Im für mich spannendsten Teil der Sneakers-Folge wird das mich schon seit längerem verfolgende Phänomen des Unboxing erklärt:
Warum streamen Kinder Clips, wie Erwachsene Spielzeug auspacken, anstatt mit dem Spielzeug zu spielen?

Die gleiche Frage kann man für jedes Produkt und jede Zielgruppe stellen. Es gibt Videos mit Millionen von Hits, in denen Menschen nichts weiter tun, als Sneakers auszupacken. Jeff Goldblum präsentiert die Antwort: Vorfreude, an der wir teilhaben können, lässt unser Hirn Glückshormone ausschütten. Wie zu Weihnachten, wo wir als Letzte*r unsere Geschenke auspacken wollen.

Danke Jeff, danke National Geographic, danke Disney, seit langer Zeit habe ich das Gefühl, durch Serienkonsum etwas fürs Leben gelernt zu haben, das „Sendung mit der Maus“-Gefühl stellt sich ein.

Probleme werden ignoriert

Problematisch finde ich es allerdings, sich mit Sneakern zu beschäftigen, ohne die desaströsen Folgen des Überkonsums der überpreisten Teile zu erwähnen, geschweige denn sie zu recherchieren. Jeff Goldblum ist nicht Michael Moore oder Naomi Klein und Disney Plus nicht USA Today, das ist nach Folge Eins von The World According to Jeff Goldblum wieder einmal geklärt.

Jeff Goldblum mit Produkten

Disney

Folge Zwei dreht sich um Eis, Speiseeis. Mit Staunen lasse ich mir vorindustrielle Eisherstellungsmethoden erklären, und warum die gefrorene Kombination von Fett und Zucker uns Menschen so besonders einfährt und positive Erinnerungen triggert. Auch komme ich zu dem Schluss, dass ich kein Blut-Lavendel-Eis kosten möchte; eine Erleuchtung wie bei der Benennung und Erklärung des Unboxing–Phänomens habe ich leider keine.

Allerdings fällt mir beim Verfassen des Artikels ein, dass ich drei Tage später versucht habe, auf einem Online-Second-Hand-Portal eine Mickey-Mouse-Heim-Speiseeismaschine zu kaufen. Ich Opfer!

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