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frau liegt in badewanne mit vielen klopapierrollen

Bernhard Gruber

Der zeitlos gute Klopapierkalender

Vergesst den Pirelli-, Jungbauern- und Skileherkalender. Ein paar Freund*innen haben aus Jux und Tollerei einen witzigen Klopapierkalender gemacht. Der hat viele gute Seiten. Und kann Leben retten.

von Zita Bereuter

Es war einmal ein Freundeskreis, der teilweise schon in Oberösterreich gemeinsam die Volksschule besuchte, später in Wien lebte, studierte und arbeitete. Eine aus dem Kreis war Marina. Wann immer ihre Mutter sie in Wien besuchte, war das Auto geladen voll. Oft mit Klopapier.

Nicht, dass es das in Wien nicht gegeben hätte, aber die Mutter wollte ihrer Tochter das mühsame Transportieren in der Stadt ersparen und hatte vor allem eine Sorge: „Die Idee, dass eine junge Dame mit Klopapier durch die Stadt rennt, war undenkbar für sie. Deswegen hat sie das Klopapier mitgebracht.“ Erzählt Eva Jöchtl, eine andere Freundin.

Gruppenfoto Freundeskreis verkleidet auf Sofa

Selbstauslöser

Mit Klopapier in der Öffentlichkeit gehört sich nicht.

Marina, Eva und ihre Freund*Innen fanden das schräg, irgendwie verrückt und doch fast rührend. Sie begannen, Leute in der Stadt zu fotografieren, die öffentlich mit Klopapier unterwegs waren. Streetphotographie mit einer klaren Mission: Sie wollten der Mutter die peinlichen Klopapierbedenken nehmen.

Aus Spaß entwickelten sie die Idee eines Shootings. Bei einer der Freundinnen, die eine große Wohnung, vor allem aber sehr viel Gewand und Requisiten hat. Also erdachte jede und jeder von ihnen ein Szenario, verkleidete sich und posierte mit Klopapier. Das sollte als Luxusprodukt dargestellt werden. Ein Grafiker aus diesem Freundeskreis pimpte die Bilder in der Nachbearbeitung auf: machte die Küche gülden, das Bad aus Marmor oder veränderte die Wände.

Klopapierkalender

Tobias Egger

Aus diesen 12 Fotos wollten sie einen Kalender für die Mutter gestalten. Das war Weihnachten 2018. Statt ihn aber der Mutter zu schenken, behielten sie die ersten Ausgaben erst mal für sich bzw. schenkten ihn anderen Freund*Innen. Ein prächtiger, zeitloser Kalender für Geburtstage.

frau mit keramiktiger und klopaier

Tobias Egger

Dann kam die Coronakrise - und mit ihr kamen auch die Klopapier Hamsterkäufe. Plötzlich wurde Klopapier tatsächlich als Luxusobjekt gehandelt und verlor erst recht wieder jede Art von Normalität.

Frau in rosa Bluse mit Klopaier

Tobias Egger

Der Klopapierkalender kam ins Gespräch – die Nachfrage stieg. Also haben die Freund*innen ihn nachgedruckt, die Website klopapierkalender.at gemacht und verkaufen den Klopapierkalender jetzt.

Gewinn wollen sie damit keinen machen. Gedruckt wird in Österreich. Der gesamte Reinerlös wird gespendet - an die Caritas Flüchtlingshilfe Griechenland, erzählt Eva Jöchtl. „Weil auch Sorge besteht, dass gerade die Schwächsten der Schwachen ein bisschen vergessen werden.“

Jetzt kann Klopapier Leben retten.

Die Mutter hat sich übrigens über den Kalender gefreut und auch darüber, dass sie den Input für diese kreative Idee gegeben hat. Danke, Mama!

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