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Deap Lips

Deap Lips / Cooking Vinyl

Flaming Lips und Deap Vally machen gemeinsame Sache als Deap Lips

Die beiden US-Bands The Flaming Lips und Deap Vally tun sich für ein Album zusammen und nennen sich dafür Deap Lips. Der gleichnamige Longplayer macht Spaß, ist aber auch ernsthaft. Deap Lips sind komplex, aber auch leichtfüßig. Eine ungewöhnliche Paarung, ein „match made in heaven“ gar?

von Eva Umbauer

Lindsey Troy und Julie Edwards, die beiden Musikerinnen von der heavy-rockenden kalifornischen Band Deap Vally, sind schon länger richtig große Fans der Flaming Lips, dieser popmusikalischen Wundertüte, die schon seit den 1980er Jahren aktiv und noch immer kein bisschen müde ist.

Julie Edwards bezeichnet die Musik der Flaming Lips als „jahrzehntelangen Tieftauchgang“. Das 1999er Album der Flaming Lips „The Soft Bulletin“ ist für immer eine ihrer Lieblingsplatten.

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Deap Lips

Deap Lips / Cooking Vinyl

„Deap Lips“ von Deap Lips ist bei Cooking Vinyl erschienen.

Julie Edwards´ Partnerin bei Deap Vally, Lindsey Troy, entdeckte die Musik der Flaming Lips, als sie in einem Plattengeschäft arbeitete. Songs wie „Vaseline“ oder „Yoshimi Battles The Pink Robots“ wurden ihre ganz persönlichen Lieblingshits, mit denen sie im Auto herumkurvte. Und beim Coachella-Festival stand Lindsey dann in der ersten Reihe, als die Flaming Lips 2004 dort einen legendären Auftritt hinlegten: Sänger Wayne Coyne geht/rollt in einer durchsichtigen Plastikkugel ins Publikum.

Für Lindsey Troy und Julie Edwards von Deap Vally ging also mit Deap Lips, ihrer Zusammenarbeit mit den Flaming Lips, ein Traum in Erfüllung. Beide Frauen waren es, die die Idee dazu hatten. Also kam es irgendwann dann zum Moment, als man in das Tonstudio der Flaming Lips in Oklahoma City pilgerte. Das ist ein paar Jahre her und es folgten weitere musikalische Dates in den Pink Floor Studios der Flaming Lips.

Deap Vally waren zum ersten Treffen eigentlich ohne konkrete Vorstellungen gekommen, fast gänzlich unvorbereitet, also kramte Steven Drozd, der Schlagzeuger der Flaming Lips, in der musikalischen Wühlkiste seiner Band, um zu sehen, ob etwas dabei wäre, was für beide Bands passen könnte. Und ja, man wurde fündig. Der Grundstein für Deap Lips war gelegt.

Deap Vally hatten zwar eine gewisse Ehrfurcht, gemeinsam mit ihren „Helden“ kreativ zu sein, aber Angst hatten sie keine. Erfahrung mit musikalischen Kollaborationen hatten Lindsey Troy und Julie Edwards ja schon, etwa mit der Kanadierin Peaches, der Französin Soko oder Ayse Hassan, der Schlagzeugerin der Londoner Savages.

Auch die Flaming Lips haben Erfahrung, was die Zusammenarbeit mit anderen Musiker*innen betrifft. So gab es etwa eine gemeinsame Sache mit dem US-Noise-Rock-Duo Lightning Bolt, und dann kam das Album „The Flaming Lips And Heady Fwends“, auf dem sich so unterschiedliche Künstler*innen wie Bon Yver, Kesha, Tame Impala, Yoko Ono oder auch Erykah Badu auf dem Flaming Lip’schen Spielplatz tummelten. Und natürlich nicht zu vergessen: Pop-Star Miley Cyrus, die ihr 2015er Album „Miley Cyrus & Her Dead Petz“ mit den Flaming Lips kreierte.

„The Pusher“ heißt ein Track auf dem Album der Deap Lips, den die Flaming Lips schon mit Miley Cyrus aufnehmen wollten. Dazu kam es aber nicht. Jetzt erblickte dieses Stück zusammen mit Lindsey Troy und Julie Edwards endlich das Licht der Welt. „The Pusher“ ist ein Anti-Drogen-Song, der in der Version von Deap Lips aber eher, äh, nach einem Drogen-Song klingt.

Es handelt sich bei „The Pusher“ um eine Coverversion, eine ungewöhnliche - samt Autotune-Spielereien. „The Pusher“ ist ursprünglich ein Song der kanadisch-amerikanischen Rockband Steppenwolf, die Ende der 1960er Jahre gegründet wurde und Hits wie „Born To Be Wild“ oder eben „The Pusher“ hatte.

Ungewöhnlich ist Einiges auf dem Album „Deap Lips“. Die Klangzauberer Flaming Lips - Sänger Wayne Coyne überlässt das Mikro komplett Lindsey von Deap Vally - machen mit ihrem Hippie-Vibe die Power-Akkorde von Lindsey Troy und Julie Edwards weicher. Es gibt zart gezupfte Akustik-Gitarren und psychedelische Synthies zu hören, aber auch gewaltige Drumbeats von Steven Drozd.

Der psychedelische Po(m)p der Flaming Lips und die rohe, bluesige Energie von Deap Vally sind eine bemerkenswerte Fusion, ein popkulturelles „match made in heaven“. Die Limitierungen, denen Lindsey Troy und Julie Edwards als Rock-Duo doch immer wieder gegenüberstehen, werden hier aufgehoben.

Ein Experiment

Dieses „Psycho-Blues-Robot-Alien-Pop“-Experiment geht durchaus auf, auch wenn man das erst vielleicht nicht so ganz glauben möchte. Nicht alles was die Deap Lips so machen, ist immer ganz ausgegoren, aber das macht nichts.

Schließlich gibt es auf dem Album auch akustische Balladen, etwa eine Art desert rock ballad namens „Love Is A Mind Control“. Weitere Songtitel lauten etwa „Wandering Witches“ oder „One Thousand Sisters With Aluminium Foil Calculators“.

Und überhaupt nehmen uns Deap Lips auf wunderbare psychedelische Odysseen mit, etwa bei „Home Through Hell“, einem Stück, in dem es heißt: „riding along through the deep valley where the dragons of madness roam (...) taking all my wisdom from the flaming lips of youth.“ Sehr schön.

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