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Silk Mob Cover

Paul Henschel/Lena

artist of the week

Silk Mob: Soundtrack zum Couchsurfen

Die Wien-Berliner Rap-Supergroup Silk Mob hat auf ihrem Debüt viele Songs übers Zuhausebleiben und Abschotten versammelt - mit Prophezeiungen haben unsere Artists Of The Week trotzdem nichts am Hut.

Von Stefan „Trishes“ Trischler

Silk Mob

Paul Henschel

Man könnte meinen, der Silk Mob hätte das alles vorhergesehen. Wirken doch Songs, die „Fenster Zu“ heißen, von einer Woche Abhängen im Bademantel schwärmen und zu jeglichen sozialen Anlässen „Heute Ned“ sagen, aus heutiger Sicht durchaus prophetisch. Die Rap-Supergroup, bestehend aus den Produzenten Lex Lugner und Fid Mella sowie Jamin aus Wien und den zwei Berliner Rappern Donatello und Opti Mane, hat aber weniger mit Nastradamus am Hut, als dass sie den isolierten Bettchiller-Lebensstil schon länger freiwillig lebt.

Getroffen hat man sich letztes Jahr anlässlich eines Wien-Konzertes der zwei Berliner, wo schon im Vorfeld zwei Songs entstanden - unter anderem eben „Heute Ned“, weil Jamin eigentlich nicht mehr in den Club mitgehen wollte. Der Hangover am Tag darauf erklärt wiederum das Bedürfnis, die „Fenster Zu“ zu machen - von Hellseherei also keine Spur!

Donvtello und Opti Mane sind leidenschaftliche Bewohner einer Nische, die den Südstaaten-Rap aus Memphis und Houston als stilistisches Vorbild sahen, als er in unseren Breitengraden noch kaum bekannt war. Opti Mane hat sogar seine Bachelor-Arbeit über Memphis Rap geschrieben und sie seinem Bettchiller Album beigelegt. Lex Lugner und der in Salzburg gegründete Hanuschplatzflow war mit Künstlern wie Crack Ignaz, Young Krillin oder Yung Hurn hierzulande das Zentrum dieser neuen Rap-Perspektive und mit den Gleichgesinnten im deutschsprachigen Raum schon länger gut vernetzt.

Silk Mob Cover

Paul Henschel/Lena

Die bisherigen zwei gemeinsamen Alben der beiden Exil-Tiroler Jamin und Fid Mella wiederum führen aus heutiger Sicht auch ziemlich direkt in die entspannte Klangwelt des Silk Mob. Dass die Chemie aber so gut sein und man in nur einer Woche zu einer wahrhaftigen Boyband (siehe Cover links) zusammenwachsen würde, hat alle Beteiligten positiv überrascht.

So ungeplant wie es entstanden ist, ist das selbstbetitelte Debüt des Silk Mob auch zum perfekten Soundtrack für die Entschleunigung geworden, die in diesen Wochen die weiten, nicht systemrelevanten Teile unserer Gesellschaft erfasst hat. Die melodischen Raps und Gesangsparts harmonieren sehr gut mit den organisch eingespielte Instrumentals und nisten sich ganz tief im Gehörgang ein. Und falls das jemandem noch immer zu schnell gehen sollte, gibt es in bester Texas-Manier auch eine Chopped & Screwed (beziehungsweise Silked & Mobbed) Variante der ganzen Platte - die schaltet noch einen Gang zurück!

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