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Die Rapper Kafa und Efendi

AEIOU/Sony

Die Rapper Yung Kafa & Küçük Efendi sind nah dran am Zeitgeist

Deutschrap ist oft ein bissl hinten nach, wenn es um Trends aus dem US-Hip Hop geht. Der zeitgenössische Sound von Yung Kafa & Küçük Efendi nimmt hier allerdings eine Sonderposition ein.

Von Felix Diewald

Niemand weiß, wer Yung Kafa & Küçük Efendi, kurz Kafa und Efendi, eigentlich sind. Niemand weiß, wie alt sie sind. Und niemand weiß, wo sie herkommen. Von dem Duo existieren keine Fotos. Okay, das ist soweit nichts Neues im deutschen Hip Hop, frag nach beim frühen Sido oder bei Cro. Die Anonymität ist aber nicht der Grund für den Hype, den Kafa und Efendi gerade erfahren. Vielmehr sind beiden sind ein äußerst durchdachtes Gesamtkunstwerk.

Salvador Dalí wäre stolz

Kafa und Efendi sind sehr visuelle Künstler. Und weil sie komplett anonym bleiben wollen, haben sie sich eine Identität als fiktive, verpixelte Comic-Figuren geschaffen. Entstanden ist ein eigenes Kafa & Efendi-Universum auf Youtube und Instagram, auf das wohl auch der Surrealist Salvador Dalí stolz wäre. Es zeigt die beiden auf Fashion-Shows und Vernissagen in Paris und New York. Zumindest einer von beiden, Kafa, hat lange in Paris gelebt und dort als Model gearbeitet. Das dürfte also authentisch sein. Dabei tragen Kafa und Efendi von Kopf bis Fuß Designermarken, Maßanzüge, Uhren von Chopard und frühstücken bei Tiffany’s.

Die Rapper Kafa und Efendi

AEIOU/Sony

Ausschließlich Auto-Tune

Kafa und Efendi verwenden ausschließlich Auto-Tune. Noch dazu singen sie alle ihre Texte in höchster Kopfstimme wie ein Countertenor in der Oper - nur halt ohne Ausbildung. Die Beats der beiden klingen nach frühem amerikanischem Cloudrap, nach 808s und Trap-Beats aus den Südstaaten. Der Gesang von Kafa & Efendi hat mit Rap aber wenig zu tun. Mehr mit dem Zukunfts-RnB, den Frank Ocean oder The Weeknd machen. Folgerichtig finden sich auch immer wieder 80ies-Synthwave-Melodien in den Liedern, zum Beispiel in „Frei Ohne Dich“.

Zum ersten Mal sind Kafa und Efendi vor zwei Jahren mit ihrer EP „Helmut“, benannt nach dem österreichischen Modedesigner Helmut Lang, bekannt geworden. Vergangenes Jahr erschien dann das vielbeachtete erste Mixtape „U-Boot“.

Es geht um den Vibe

Man versteht nicht immer alles, was Kafa und Efendi so singen, aber das muss man auch gar nicht, geht es bei ihnen doch um den im Hip Hop vielzitierten „Vibe“ – ums Gefühl. Kafa & Efendi geben keine Interviews. In einem Statement sagen sie: „Musik ist Kunst und das sollte man nicht beschreiben.“ Beim mehrmaligen Anhören bleibt allerdings auch inhaltlich etwas hängen. Zum Beispiel, wenn Kafa & Efendi in „David Blaine“ vom Verschwimmen von Realität und Fiktion erzählen.

Die Rapper Kafa und Efendi

AEIOU/Sony

Bisweilen kann der Konsum von zu viel Kafa & Efendi-Musik zu einem Ironie- und Coolness-Overload führen und man wünscht sich etwas Wahrhaftigkeit. Das Lied „Dupont Flammen“ auf „Dickicht“ ist ein solcher Toomuch-Moment.

Kafa & Efendi singen voller Verve im Autotune. Sie übertreiben die ständige Marken-Nennung und glorifizieren die Oberfläche und den Konsum sehr begeistert. Man kann dahinter also schon ein ironisches Motiv vermuten. Klischees treiben die beiden Rapper so weit auf die Spitze, bis sie irgendwann ganz oben sind. Oder wie sie auf „Lawine“ selbst singen:

Ich steh’ auf der Spitze des Berges/Und vergess’ das Tal/Sorgen wurden Zwerge/Mein Licht scheint überall/Ich bin von euch weit, weit weg/

„Dickicht“ von Yung Kafa & Kücük Efendi ist am 3. April 2020 bei Gold League/Sony erschienen.

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