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Portrait des neuen Musikprojekts MOLL von Autor und Musiker Lukas Meschik

Maximilian Payer

Moll: Lukas Meschik findet die Einfachheit des bluesigen Pop

Würstelstand und Moonwalk in der Nacht, Liebeslieder über Mut und witzige Alltagsbeobachtungen hat Autor und Musiker Lukas Meschik mit seinem neuen Projekt Moll zu bluesigem Pop verschmolzen. Hier siegt die Einfachheit über kompliziertes Denken und umständliches Ausdrücken.

von Andreas Gstettner-Brugger

Es ist ein kleines Notizbuch, in das Lukas Meschik unentwegt schreibt. Gerade in diesen harten, verwirrenden Zeiten ist es ihm besonders wichtig, eine Gedanken aufzuschreiben, zu ordnen, um so die herausfordernden Situationen besser zu bewältigen. In seinem Blog „Coronarrativ“ lässt er uns täglich daran Teil haben. Es sind spannende, witzige, nachdenkliche und berührende Einträge, zusammengesetzt aus Nachrichtenmeldungen, Fetzen aus Chat-Protokollen und kurzen Passagen die den „Neuen Alltag“ beschreiben.

In diesem Notizbuch schreibt Lukas auch seine Gedanken nieder, die dann zu Songtexten werden, die er mit seinem neuen Projekt Moll umgesetzt hat. Kurz vor der Live-Präsentation des Debütalbums „Musik“ kamen die Corona-Einschränkungen und Veranstaltungs-Verbote. Nach einem ersten Schock hat sich Lukas hingesetzt und der „Deheimbleib-Blues“ ist entstanden, den er dann (noch knapp vor den Ausgangsbeschränkungen) mit seiner Studio-Band eingespielt hat.

Lukas: „Der Song ist entstanden aus einer Mischung aus Trotz und einer Selbsterheiterung. Wir dachten uns, wir lassen uns jetzt nicht alles verderben und dass alles ins Wasser fällt. Wir nehmen dieses Lied auf und machen hoffentlich auch anderen Menschen eine Freude. Wir hauen das einfach raus - mit dem Mut der Verzweiflung.“

Es lebe die Einfachheit

Der „Daheimbleib-Blues“ ist ein gutes Beispiel dafür, wie die Musik von Moll funktioniert. Es sind klare, schnörkellose Songs, die meist mit einer klassischen Struktur aufwarten: Strophe - Refrain - Strophe - Refrain - Refrain. Auch die Sprache ist schnörkellos. Lukas Meschik liefert keine verschwurbelten Schachtelsätze. Trotzdem entstehen spannende und lyrische Songs. Lukas lässt gerne Metaphern und Bilder mit alltäglichen Situationen aufeinander treffen und kreiert damit eine ganz spezielle Stimmung.

Cover des Debütalbums "Musik" von Lukas Meschiks neuen Projekts Moll

Maximilian Payer

Das Deüt „Musik“ von Moll ist bei Problembär Records erschienen.

So kann man bei der Ballade „Lagerfeuer“ fast das Knistern des Holzes hören. Oder die Stromschnellen des Flusses bei dem zart swingendem Stück „Donau so lau“. Man riecht den Würstelstand in der Ode „Moonwalk“ an die Heimatstadt Wien und hört die Schuhe am Asphalt, wenn um vier Uhr in der Früh noch der Moonwalk getanzt wird, selbst wenn es sehr bescheiden aussieht. Und wenn seine Schriftsteller-Seele durchschlägt, dann auch ganz unaufgeregt, wie etwa bei einem der Highlights der Platte: „Die verlorene Zeit nach der Suche“, ein melancholisches und gleichzeitig aufwühlendes Stück, das angelehnt an das epochale, siebenbändige Meisterwerk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ eine Hmyne an Marcel Proust ist. Außerdem gibt es natürlich auch Songs über die Liebe.

Lukas: „Ganz viele Lieder auf dem Album ‚Musik‘ sind versteckte Liebeslieder. Wo es darum geht, dass man sich irgendwo hin wünscht, oder zu einer Person hinsehnt. Dann ist es halt nicht so direkt. Aber das Lied ‚Was wir uns trauen‘ ist schon eindeutig ein Song in diese Richtung. Da geht es schon um eine gemeinsam verbrachte Zeit mit einem Menschen.“

Die Aufforderung zum Kuss am Rücksitz eines Autos oder der Wunsch nie mehr schlafen zu wollen. Das alles fasst das mutige Gefühl des Verliebtseins gut zusammen. Abstrakter und philosophischer mutet das Stück „Dinge, um die es nicht geht“ an, ein cleveres Lied über Selbstreflexion, eingepackt in schöne Bilder. Auch das Video passt perfekt zu diesem nachdenklichen und melancholischen Lied.

Es lebe die Langsamkeit

Wer jetzt glaubt, einfache Texte und Songs zu schreiben sei einfach, der irrt.

Portrait des neuen Musikprojekts MOLL von Autor und Musiker Lukas Meschik

Maximilian Payer

Lukas: „Ich bin drauf gekommen - auch beim Schreiben - dass es ein ganz normaler Verlauf ist bei künstlerischer Arbeit, dass man am Anfang dazu neigt, relativ kompliziert zu sein. Auch weil man Dinge ausprobiert. Man muss diese Einfachheit lernen. Und bei Moll ist das Konzept, alles so simpel wie möglich zu halten. Und es muss einen guten Grund geben, wenn man Sachen ausgefallener machen will. Auch der Name ‚Moll‘ sagt eigentlich schon alles. Man weiß sofort, es sind melancholische Lieder und so ist es auch.“

Da passt auch der Albumtitel „Musik“ gut zu diesem Konzept. Dass die Musik selbst eher beschaulich und langsam ausgefallen ist, hat wohl auch mit dem zunehmendem Alter von Lukas Meschik zu tun. Während in seiner Band Filou öfter gerockt wurde, wiegen sich hier die langsamen Rhythmen zart an bluesige Harmonien. So kommt die gewitzte und poetische Aufzählung im Stück „Du“ mit ganz wenig Akkorden und Instrumenten aus. Gleichzeitig zeichnet Lukas Meschik hier ein recht präzises Bild seines Gegenübers. Es ist ein gutes Beispiel dafür, dass einfache Songs und Texte auch Tiefgang besitzen können.

So ist „Musik“ von Moll ein ehrliches, ungeschminktes, nachdenkliches und gleichzeitig humorvolles Werk geworden. Eine kleine, liebevolle Liederschau über das Leben in der Stadt und gleichzeitig eine Reflexion über uns Menschen. Und in erster Linie ist es ganz einfach ein schönes Album.

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