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Aktueller Musiktitel:

Hearts Hearts

Evamaria Müller

Neues von Hearts Hearts, Little Element, Mynth u.v.m.

Wellenreiten entlang der Lethargie, das Thema Selbstisolation begleitet uns und die österreichische Musikszene diese Woche aufs Neue. Es geht aber auch anders: Hearts Hearts reisen gedanklich nach Chicago und schreiben den Song der Woche.

Von Lisa Schneider

Lieder über die Quarantäne haben ihre Hochkonjunktur hoffentlich bald hinter sich. Kurz vor der Ziellinie stolpern sympathischerweise aber noch Andi200 daher, die es gemütlich in guter alter 5/8erl-in-Ehr’n-Manier halten. Drei Brüder und noch ein vierter, nicht ganz leiblicher haben isoliert den Song „Schene Quarantäne“ aufgenommen.

Außerdem: Das sehr gute Debütalbum unseres aktuellen FM4 Soundpark Act des Monats Laurie ist da, um unser aller immer schon in Wilco verliebte Seelen zu streicheln. Es heißt „Scientist Of Man“.

Auch nostalgisch verhaftet, aber in der Abteilung saftige Beats und gute Samples haben Salon Supa ihre zweite EP veröffentlicht. Und wer gerade besonders unter Fernweh leidet, dem sei das neue, erste Album von Little Element empfohlen: Lisa Aumaier schafft es wie wenige, tatsächlich das Gefühl von Sand im Haar und zwischen den Zehen auch in der gegenwärtigen Situation hervorzuzaubern. Latin-Einflüsse, Triphop-Beats, Liebeslieder: „Fire“ nennt die Tiroler Musikerin ihren ersten großen Release.

Dazu kommt auch gleich das erste Video dieser heutigen Kolumne:

Little Element - „Queen Of The Waves“

„Thank you for the roses, thank you for the tears“: Lisa Aumaier schaut als Little Element zurück auf den Beginn ihres musikalischen Projekts, das in klassischer Bedroom-Pop-Manier im Schlafzimmer ihrer damaligen Innsbrucker WG begonnen hat, als sie das Bett verkleinert hat, um mehr Platz für alle notwendige gear zu haben.

Vor gut dreieinhalb Jahren war Little Element unser FM4 Soundpark Act des Monats. Besser als im Monat August kann das nicht passen: Sonne, Meer, das Reisen - aber auch alles, was unter diesen großen, schönen Begriffen liegt, wie Sinnsuche, notwendiger Egoismus und Selbstwertgefühl, sind die zentralen Themen, um die ihre Songs kreisen.

„Queen Of The Waves“ heißt die aktuelle Single, sie begleitet den letztwöchigen Albumrelease: Wir sehen Frauen auf Skateboards, die den Hang an der Küste hinuntersausen, Frauen, die den Snowboard-Kicker mal eben in die Tiroler Waldhänge verfrachtet haben. Frauen, die singen, und natürlich Little Element selbst, die mittlerweile Workshops für junge Musikerinnen unter anderem im Bereich Produzieren gibt. Und: Lisas Oma. „Weil immer noch zu wenig Frauen in bestimmten Bereichen, sei es Musikproduktion oder Extremsport, vertreten sind“, erzählt Lisa Aumaier im Interview.

Ihre Musik ist gleichzeitig Mission Statement und naturverbundene Leidenschaft: Es gehört viel Talent, Gespür und Einfühlungsvermögen dazu, besagte Anliegen in Songs einzuschreiben, die tatsächlich wie die gute, sorgenfreie Strandfeier klingen.

Hearts Hearts - „Some Oceans Away“ (FM4 Stay At Home Session)

Premiere! Bevor Hearts Hearts am Freitag ihre neue Single „Some Oceans Away“ auf offiziellem Weg veröffentlichen, haben sie für euch genau diesen Song in der Form einer FM4 Stay At Home Session aufgenommen:

„Some Oceans Away“ singt David Österle in seiner besten Kopfstimme, man will an den Lake Michigan denken, an dem Chicago liegt. Genau dort arbeitet gerade eine sehr gute Band am Weltruhm, den sie verdient hätte: Whitney haben mit aktuell zwei Alben den weichen, leicht verhallten Folkrock in neue, beste Genrezeiten geführt. Die neue Hearts-Hearts-Single klingt wie der Puzzlestein, der noch gefehlt hat.

Dass Hearts Hearts gerade auch jetzt einen Song veröffentlichen, der im Gegensatz zum letzten Album unter anderem auf opulente Streichersätze verzichtet, dient der Sache des Sessionformats: „Some Oceans Away“ ist ein reduzierter Popsong, der gerade deshalb das Potenzial zum Longtime-Classic hat.

Mynth - „Laurel“

Mynth arbeiten schon seit längerer Zeit an neuem Material. Dass die neue Single „Laurel“ inhaltlich den Zeitgeist trifft, ist Glück, ist Zufall. „I run away“ lautet die zentrale Zeile: Es geht um das Gefangensein in einer Welt, die vor Annehmlichkeiten strotzt, und gleichzeitig unfassbar bleibt.

Giovanna und Mario Fartacek haben vielleicht - und zum guten Ergebnis - viel Future Islands gehört: „Laurel“ ist ihr bester, weil im eigenständigen Sound definiertester Song. Sich herausschälen aus Schubladen, in die man gesteckt wurde, das Loswerden einer Sprache, die sich für Begriffe wie „Elektropop“ interessiert. Die Welt, die im Song „Laurel“ beschrieben wird, mag eine isolierte sein, der Song selbst schlüpft elegant in eine für die Band spannende Zukunft hinein.

Ant Antic - „Good News“

„I consider myself part of the first globally connected generation, understanding humanity as one. At the same time, I can’t fail to notice how I’m often too overwhelmed by the endless amount of information available to me, slowly turning into kind of a superficial nihilist“, schreibt Ant Antic über seinen neuen Song „Good News“, den er uns aus der Berliner Isolation schickt.

Die allseits nervigen „Good News“ erfolgreich praktizierter Yogastunden oder selbstgemachter (unglaublich leckerer!) Smoothies in unser aller Instagramfeed werden hier nicht oder, wenn doch, ironisch angesprochen. Im Video brennt zuerst das Handy, dann der Protagonist selbst. Ganz so krass soll es natürlich nicht werden: Das Handy könnte ja auch, ganz versehentlich, einfach mal abgeschaltet werden.

Zinn - „Lethargie“

„Dich wollt ich nie!“ Mit diesem leidenschaftlichen Ausruf ist natürlich die titelgebende Lethargie gemeint. Was ist es doch schön, so viel Zeit zu haben, Zeit zu putzen, sich immer aufgeschobenen Hobbies zu widmen, zu telefonieren, Aquarelle zu malen oder die Unterwäsche zu bügeln. Wäre da nicht diese kaum zu beschreibende Kraft, die Körper und Geist nach unten drückt.

Dass die noch sehr neue Formation Zinn ein trabendes Intro - was für Trompeten! - voranschickt, ihre neue Single zu eröffnen, ist ein fabelhafter Kunstgriff. Das Traurige klingt hier gut, so gut, wie es eben in den Gedanken gerade nicht aussieht. Ein Erbauungssong, der aber kein Mantra ist: Zinn sind nicht die, die ansagen, wie man gegen steife Gliedmaßen und Gedankengänge ankämpft. Sie sind einfach nur die Wegbegleiter*innen, die verstehen. Und gerade deshalb aktuell wohl die besten.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • Paul Ruben hat gerade seine „Children“-EP veröffentlicht, die es sich noch ein bisschen mehr als vorangegangene Stücke zum Ziel gesetzt hat, Rhythmus, Struktur, auch die Lyrics zur schönen Unkenntlichkeit aufzudröseln. Ein jetzt mit Video untermalter Song heißt „Sleep“, es ist ein gemütliches Soundbett, in das uns Paul Ruben da bittet. Fuzziness war gestern, alles ist weich.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Gute Laune ist generierbar, Produzent und Musiker Velar Prana löst für euch alle ein imaginäres, musikalisches Ticket in die Sonne: „Turn The Lights Down“.
  • Zu Ostern mit einem Projekt namens gebenedeit aufzutreten, hat schon Charme. Lydia Haider nennt ihre Gruppe eine „literarisch-liturgische“ Band, was schon mal sperrig klingt. Dabei ist die erste Message so einfach: „Die Viren sollen krepieren“.
  • Coversongs erleben gerade ein selten gesehenes Revival, Peter The Human Boy schließt sich an. Er hat „one of his favorite love songs ever“, geschrieben ursprünglich von Irving Gordon und berühmt gemacht von Nat King Cole in einer eigenen Version veröffentlicht: „Unforgettable“.
  • Manic Youth haben in ihren eigenen Archiven eine B-Seite gefunden, sie heißt „Best Days“. Laut Band ein schon älterer Song, er „soll an Zeiten erinnern, in denen wir alle noch mit Schwierigkeiten in Romanzen oder mit Problemen auf der Universität herumschmusten“. Ach, schmusen.
  • Diesen Freitag erscheint das neue Album von Catastrophe & Cure - es trägt den Titel „Somewhere Down The Line“. Mit New-Wave-Vibes haben sie bisher geteast, jetzt kurz vor der großen Party gibt’s noch ein bisschen gediegenes Disko-Fieber zur neuen Single „Clock“.

In meiner Sendung letzten Donnerstag gab’s die erste FM4 Soundpark Parade überhaupt - also eure Wünsche zum Thema „Diese Songs will ich gern sehr laut aus dem offenem Fenster/Balkon hinaushören“. Es war schön.

Auch schön: Die Neuvorstellungen der Woche von unter anderem Mynth, Velar Prana oder Ant Antic.

Im der letzten Sonntagsausgabe des FM4 Soundpark mit Christian Pausch gab’s ein Interview mit Crush zur neuen EP „Sundown“, eine Vorstellung des neuen Marco-Kleebauer-Albums „Music To Shower To“. Außerdem: Ankathie Koi höchstpersönlich hat uns ihre liebsten österreichischen Lieder vorgestellt: von Danzer über ROBB bis Wurst.

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