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Weiterlernen trotz Krise oder Schüler*innen fragen, Studierende antworten

Weiterlernen.org ist eine kostenlose Nachhilfeplattform von Studierenden für Schüler*innen. Und so funktioniert sie.

Von Ambra Schuster

Die Schulen sind zwar nach wie vor geschlossen, aber seit letzter Woche steht fest – die Matura 2020 findet ab 25. Mai statt. Zwar nur in abgespeckter Form, aber lernintensiv wird das trotzdem. Home Schooling kostet Eltern, Lehrer*innen und Schüler*innen derzeit gleichermaßen viele Nerven. Schließlich müssen sich Schüler*innen den Stoff vielfach selber beibringen. Es fehlt an Unterstützung, viele fühlen sich alleine gelassen. Eine neue Lernplattform soll das jetzt ändern. Vier österreichische Studierende haben vor knapp drei Wochen weiterlernen.org gegründet.

Die Idee dahinter: Schüler*innen brauchen Hilfe und Studierende haben mehr Zeit, weil viele Vorlesungen ausfallen. "Wir haben uns gedacht, es macht doch Sinn, wenn wir die zwei vernetzen und so vielen Schülerinnen und Schülern in Österreich helfen können“, sagt Johanna Teufel. Die 22-Jährige studiert Cross-Disciplinary Strategies an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Gemeinsam mit ihrem Cousin und zwei weiteren Freunden hat sie weiterlernen.org innerhalb von drei Tagen und während vieler, langer Videocalls entwickelt. Mit dem Projekt haben die Studierenden auch den zweiten Platz beim „Hack the crisis“-Hackathon belegt. Das Preisgeld von 500 Euro finanziert jetzt die Website, die seit 30. März online ist.

Kostenlos & kinderleicht

Die Plattform selbst ist kostenlos, die Studierenden geben ehrenamtlich Nachhilfe. "Man liest überall, wie es den Schüler*innen geht und wir waren alle selber in der Schule und können uns vorstellen, wie das wäre, wenn man jetzt wochenlang alleine zuhause lernen muss. Dementsprechend ist die Hilfsbereitschaft da sehr sehr groß“, so Teufel.

„Du kriegst eine E-Mail, dann gibt’s einen Link, dann bekommst du einen Nachhilfelehrer zugewiesen, in dem jeweiligen Fach und die Nachhilfestunde geht los.“ - Stefanie, 14 Jahre alt.

Abgesehen davon, dass die Seite kostenlos ist, ist auch die Anmeldung ziemlich easy. Die Schüler*innen melden sich mit Namen, E-Mailadresse, Alter und Schulstufe an und sagen, wo sie Hilfe brauchen. Studierende geben an, in welchem Fach und in welchem Stundenausmaß sie Nachhilfe geben können. Dann wird per Mail gematcht, wer zusammenpasst. Ein Link, der per Mail kommt, führt dann beide ins virtuelle Klassenzimmer.

Qualität & Status Quo

Damit sich Eltern sicher sein können, dass ihre Kinder in guten Händen sind, müssen die Studierenden aber zuerst noch ein pädagogisches Online-Coaching absolvieren und werden einer Art Qualitätskontrolle unterzogen. Man muss eine Inskriptionsbestätigung hochladen und wird nach der eigenen Motivation gefragt. „Wir schauen uns an, was studieren die Leute, wo studieren die, wie lange studieren die, wie passen auch die Fächer, die sie unterrichten mit dem Studium zusammen. Und dann matchen wir sie erst mit den Schüler*innen“ Falls Eltern noch immer Bedenken haben, sind sie dann herzlich dazu eingeladen, bei der ersten Nachhilfestunde dabei zu sein.

Über 300 freiwillige Nachhilfelehrer*innen aus allen möglichen Bereichen haben sich schon gemeldet, viele von ihnen studieren sogar selbst Lehramt. Das ist gut, schließlich will man auch Schüler*innen aus HAK, HLW, HBLA und Co. helfen können. Schüler*innen sind es aktuell noch etwas weniger, Kapazitäten gibt es also genug. Das Angebot können prinzipiell alle ab der Volksschule nutzen. Besonders gefragt ist Nachhilfe aber aktuell bei Oberstufenschüler*innen und in den Maturafächern Mathematik, Deutsch und den Fremdsprachen. Auf diese Fächer werde man sich jetzt auch spezialisieren. „Maturant*innen können wir sicher am besten helfen, weil die meisten Studierenden in Österreich selber gerade erst die Matura gemacht haben,“ so Teufel.

Auch abseits der einzelnen Fächer versucht man, den Schüler*innen im virtuellen Klassenzimmer unter die Arme zu greifen. Es gehe vielfach auch darum, zu beruhigen, Lernpläne zu erstellen und Struktur in diese neue Form des Alltags zu bringen. Der oder die betreuende Studierende soll dabei möglichst der- oder dieselbe bleiben.

#weiterlernen & studyroom.at

Mittlerweile ist auch das Bildungsministerium auf die Plattform aufmerksam geworden und hat weiterlernen.org in die #weiterlernen-Plattform des Ministeriums eingebettet. #weiterlernen ist eine Dachplattform, die bestehende zivilgesellschaftliche Angebote mit der vorhandenen Nachfrage zusammenführt. Weiterlernen.org wird deshalb auch bald studyroom.at. Und die Plattform soll wachsen, bekannter werden und auch nach der Krise weiterbestehen.

„Es ist einfach eine gute Hilfestellung, dass man die Eltern auch nicht so beansprucht, und dass man mit anderen Menschen auch wieder kommunizieren kann.“ - Schülerin

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