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Fiona Apple

Dan Monick

Holt die Bolzenschneider! Das neue Album von Fiona Apple ist da

Fiona Apple nennt ihr neues Album „Fetch The Bolt Cutters“, es ist ihr fünftes, seit Mitte der 1990er Jahre, als die New Yorkerin begann, Erfolg zu haben mit grungigem, nicht unkompliziertem Singer/Songwriter-Piano-Pop.

Von Eva Umbauer

Der gebürtigen New Yorkerin Fiona Apple McAfee-Maggart wurde die Musik sozusagen in die Wiege gelegt. Ihre Eltern sangen und spielten zu Beginn der 1970er Jahre beim Broadway Musical „Applause“. Fionas Vater, Brandon Maggart, war etwa auch als Schauspieler in „Sesame Street“ zu sehen oder in „Married... With Children“.

„When I would walk home from school, there was a mirror when I walked in the door where we would hang our keys. I would open up the front door and just sing whatever came to my mind. I often found that would reveal what I was really thinking to myself and it would start me creating things.“

Fiona Apple nennt Billie Holiday als einen ihrer größten Einflüsse, oder eine andere Jazz-Stimme: Ella Fitzgerald. Aber auch der Grunge der frühen 1990er Jahre hatte den dunklen Piano-Pop der Fiona Apple geprägt. Mit ihrem Debütalbum „Tidal“ legte Fiona Apple den Grundstein für ihr bis heute andauerndes musikalisches Schaffen. Für die Single „Criminal“ gab es damals auch einen Grammy.

Das zweite Album von Fiona Apple, das drei Jahre später erschienene „When The Pawn…“, war künstlerisch dem Debüt ebenbürtig, und es war auch fast so erfolgreich. Der Albumtitel „When The Pawn…“ war der Anfang eines sehr langen Gedichtes, das Fiona Apple geschrieben hatte. Fiona Apple war nun das, was man gerne als „schwierige“ Künstlerin beschreibt, Probleme mit der Plattenfirma ließen nicht lange auf sich warten.

Ein langer Weg

Irgendwann kam dann doch ein drittes Album von Fiona Apple heraus, „Extraordinary Machines“, Mitte der 00er Jahre. Der Mythos Fiona Apple lebte weiter, auch mit dem nächsten Album: „The Idler Wheel...“. Ganze acht lange Jahre sind seither vergangen, die Hoffnung, wieder etwas Neues von Fiona Apple zu hören, war schon fast erloschen. Aber nun ist ihr fünftes Album da.

„Walking and hiking and marching have always been very important to me for thinking, and also for making music. Leaves fall and I tap the rhythms. Then the rhythms would continue all day. That’s actually a reason why it takes me a long time to make records.“

Befreiung aus dem inneren Gefängnis

Auf Fiona Apples letztem Album kam ein Schraubenzieher vor, nun fährt sie mit schwererem Handwerksgerät auf, dem Bolzenschneider. Bring, oder bringt die Bolzenschneider, denn wir befreien uns aus unserem inneren Gefängnis. „Fetch the bolt cutters, I’ve been in here too long“, singt Fiona Apple, und sie wiederholt es wieder und wieder.

Albumcover von "Fetch The Bolt Cutters"

Fiona Apple

„Fetch The Bolt Cutters“ von Fiona Apple ist am 17.April bei Epic erschienen. Alle dreizehn Songs wurden von Fiona Apple geschrieben und produziert.

„The album was going to be called ‚Fetch the Bolt Cutters‘ before I had a song called ‚Fetch The Bolt Cutters‘. It’s about breaking out of whatever prison you’ve allowed yourself to live in, whether you built that prison for yourself or whether it was built around you and you just accepted it. The message in the whole record is just: Fetch the fucking bolt cutters and get yourself out of the situation that you’re in — whatever it is that you don’t like.“

Meisterwerk

In den 00er Jahren wollte Fiona Apple schon fast aufhören mit der Musik und stattdessen vielleicht etwas komplett anderes machen. Sie hat das zum Glück für uns Liebhaber*innen ihrer Song-Kunst dann doch nicht getan. Ihr neues Album ist voller Leben, dicht und pulsierend, manchmal brutal, aber immer wahrhaftig. Ein modernes Meisterwerk.

Das Album „Fetch The Bolt Cutters“ ist eine sehr persönliche Platte, die auch sehr zeitgemäß klingt, ohne dass sich Fiona Apple dabei verbiegt. Bisweilen erfindet sie sich mit diesem Album neu, denn es gibt auf „Fetch The Bolt Cutters“ eine Fiona Apple, wie wir sie so vorher noch nie gehört haben.

Und auch Themen, die sie bisher nicht in ihren Songs angesprochen hat, werden nun behandelt. In „For Her“ etwa geht es um Vergewaltigung, etwas das Fiona Apple, als sie zwölf Jahre alt war, selbst widerfahren ist, am Nachhauseweg von der Schule. In einem Interview vor zwanzig Jahren sagte Fiona Apple: „It doesn’t get into the writing. There’s nothing poetic about it.“ Erst jetzt war die Zeit reif, das Thema Vergewaltigung in einem Song anzusprechen.

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Christoph Sepin hat sich im Song zum Sonntag mit Fiona Apples Song „Ladies“ auseinandergesetzt.

„‚For Her‘ was a very difficult one to get done because it went through so many changes and it contains so many stories that are not even mine. And of course it brings up stuff of my own. It started out me wanting to write something about my own feelings, but it was just too hard. I wanted to make it about not just me but about other people.“

In „Shameika“ geht es um Mobbing in der Schule, bei „Newspaper“ und „Ladies“ singt Fiona Apples Schwester Maude Maggart mit, bei „Fetch The Bolt Cutters“ rumpeln Küchengeräte und Hunde bellen - die von Fiona und die ihrer guten Freundin Cara Delevigne, die zum Mitsingen eingeladen war. Außerdem baut Fiona Apple im Track „Fetch The Bolt Cutters“ einen Bezug zu einer ihrer musikalischen Heldinnen ein, nämlich Kate Bush und ihrem 1985er Song „Running Up That Hill". Fiona Apple singt "...shoes that were not made for running up that hill…“.

„Under The Table“ hat einen tollen Beat, bei „I Want You To Love Me“ singt Fiona Apple als ob sie Tim Buckley sein wollte, und bei „Heavy Balloon“ heißt es: „People like us get so heavy and so lost sometimes“. Wie wahr.

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