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Catastrophe&Cure

Sophie Frank

Artist of the week

Das Beste beider Welten!

Auf ihrem neuen Album „Somewhere Down The Line“ vereinigen Catastrophe & Cure den melodieverliebten Indie-Rock ihrer Anfangstage mit den Synthie-Sounds ihrer letzten Platten.

Von Daniela Derntl

Catastrophe & Cure sind erwachsen geworden. Die unbeschwerte Studentenzeit ist vorbei, der Ernst des Lebens hat sie eingeholt: die Monotonie des Berufsalltags, ungesunde Beziehungen, die Angst, richtungsweisende Chancen nicht genutzt zu haben, und die nicht ernüchternde Erkenntnis, dass das erste Drittel des Lebens bereits vorbei ist. Eine klassische Quarterlife-Crisis also, die Catastrophe & Cure auf ihrem dritten Longplayer „Somewhere Down The Line“ besingen, wie Sänger Johannes Eder im Interview erzählt:

Catastrophe&Cure

Dominik Pandelidis

„Die Songs sind zu einem Zeitpunkt entstanden, als die meisten von uns mit dem Studium fertig waren und schon zu arbeiten begonnen haben. Dadurch hat sich der Alltag relativ stark verändert, und auch die Perspektiven ändern sich dann ein bisschen. Auf der einen Seite ist es mit gewissen Freiheiten, die man dazugewinnt, verbunden. Man ist finanziell unabhängig und so weiter. Aber auf der anderen Seite kommt es zu einem Einengen der Möglichkeiten durch das Älterwerden, weil man nicht mehr das ganze Leben vor sich hat. Ganz maßgebliche Entscheidungen hat man ja schon getroffen. Also – Profifußballer wird keiner mehr von uns. Und das ändert die Sicht der Dinge. Man ist festgelegt und weniger rastlos, aber auf der anderen Seite kommt man auch ins Grübeln, was nicht alles hätte sein können, wenn man gewisse Entscheidungen anders getroffen hätte.“

Gegründet haben sich Catastrophe & Cure 2009 als Schulband in Steyr. Vier 15-jährige Klassenkameraden, mit dem gleichen Musikgeschmack und dem gleichen Ziel: beim Publikum Emotionen auszulösen. Als Namenspate diente ihnen die amerikanischen Post-Rock-Band Explosions in the Sky mit ihrem Song „Catastrophe and the Cure“. Eine mehr als passende, fast schon prophetische Wahl, was den kontrastreichen Signature-Sound der vier Oberösterreicher betrifft, der, wie bei Explosions In The Sky, elegisch zwischen Schwermut, Ruhe und Aufbruch schwankt.

Sich weiter entwickeln

Während sie sich auf ihrem 2012 erschienen Debüt-Album „Like Crazy Doves“ – wie viele andere österreichische Indie-Bands zu dieser Zeit auch – dem melodiösen Indie-Rock verschrieben haben, glitt die zweite Platte „Undeniable/Irresistable“ (2015), bereits in dunklere und elektronischere Gefilde. Die Synthies lösten die Gitarren ab, die Musik wurde komplexer, schwerer und tiefer.

Eine logische Weiterentwicklung für eine Band, die, mittlerweile zum Sextett angewachsen, ganz andere Möglichkeiten hatte als zuvor. Diesen elektronisch unterfütterten Facettenreichtum haben sie auch auf ihrer 2017 veröffentlichten „Blank Spots“-EP beibehalten, doch jetzt – nach drei Jahren Pause – kehren sie wieder an ihre Wurzeln zurück, ohne ihre Liebe zu den Synthesizern verblassen zu lassen: „Das neue Album vereint alle Welten, die wir bisher abgeklappert haben in einem“, erzählt Sänger Johannes Eder. „Wir sind wieder zu den Gitarren zurückgekehrt und haben auch wieder das Songwriting stärker in den Mittelpunkt gerückt, weil ich draufgekommen bin, dass sich die Songs, die mich schon mein Leben lang begleiten, im Kern durch ihr Songwriting auszeichnen, das einfach gut war.“

Zurück zum Anfang

Eröffnet wird die Platte von einem Prelude, einem atmosphärisch hingetupften Synthie-Instrumental – und auch in der Mitte begegnet uns ein rein instrumentales Zwischenstück, das die Songs verbindet. Ein Kunstgriff, der neu im Catastrophe & Cure Kosmos ist und die Nummern mühelos ineinanderfließen lässt.

Thematisch kreist „Somewhere Down The Line“ um das Gefühlsspektrum moderner Großstadtmenschen. Der gut auf Post-Punk-Betriebstemperatur runtergekühlte Titeltrack handelt von dem dumpfen Alltag im Hamsterrad, in dem Einsamkeit, Monotonie und Anonymität regieren.

Der Protagonist der 90s-Rock-Nummer „Never Answer“ ist so von seiner Antriebslosigkeit und Lethargie ermattet, dass er beim Telefon nicht abheben, geschweige denn zurückrufen kann. „Another Wave“ handelt von dem nie langweilig werdenden Triumvirat Liebe, Leidenschaft und Schmerz, und das im gleißenden Sonnenlicht schwebende „Whats Your Sin“ kann sowohl als Beziehungsdrama zweier Menschen, als auch auf gesellschaftlicher Ebene gelesen werden: „Es kann auch als eine Gefangenschaft im System verstanden werden. Man bekommt einen fixen Platz zugewiesen, und jetzt hat man dieses Gefühl der Ohnmacht, nichts ändern zu können. Letztlich kommt man aber doch zu der Einsicht, dass man es in der Hand gehabt hätte, etwas zu verändern. Und das ist natürlich tragisch und auch die Sünde, von der der Song handelt.“

Aufbruchsstimmung verbreitet das wunderschön new-wavige „Clock“, in dem es um das Wettrennen mit der Zeit geht, das wir alle nur verlieren können.

Entstanden ist das gelungene Album in den letzten drei Jahren, in Zusammenarbeit mit ihrem langjährigen Begleiter, dem Frankfurter Produzenten Markus Birkle, der auch schon an den letzten beiden Platten mitgewirkt hat. Eine eingespielte Gruppe also, die im letzten Jahr allerdings vom Sextett wieder auf ein Quintett geschrumpft ist: Bassist Patrick Steinhuber hat die Band nach 10 Jahren verlassen, weil er keine Zeit mehr hatte.

Die verbliebenen fünf machen jetzt ohne ihn weiter. Eine Auflösung der Band ist – trotz veränderter Lebensrealitäten - nie im Raum gestanden, und das heißt, dass wir uns auf weitere Alben von Catastrophe & Cure freuen können!

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