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anatomische Darstellung vom menschlichen Körper

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„Unter der Haut“: Erkenntnisse über das Menschsein

„Unter der Haut“ ist eine Sammlung von literarischen Texten über unterschiedlichste Teile unseres Körpers. Das Ziel der Autor*innen: Das Menschsein besser verstehen, indem man die körperlichen Einzelteile untersucht.

Von Sophie Liebhart

„Nur im Körper wohnen unsere Sehnsüchte, unsere Sorgen, unsere Freuden“, heißt es in der Einleitung von „Unter der Haut“. Und genau diese Sehnsüchte, Sorgen und Freuden wollen 15 zeitgenössische Autor*innen der Essaysammlung erforschen. Sie begeben sich auf eine literarische Reise durch den menschlichen Körper und machen Halt bei unterschiedlichsten Körperteilen.

Buchcover "Unter der Haut"

Goldmann Verlag

„Unter der Haut“ wurde von Klaus Berr, Ingo Herzke und Nathalie Lemmens übersetzt und ist im Goldmann Verlag erschienen.

Menschen in Einzelteilen erforschen

A.L. Kennedy widmet sich in ihrem Essay der Nase. Sie geht falschen und echten berühmten Nasen in der Popkultur auf den Grund und beschäftigt sich etwa mit der Tatsache, dass wir in Wirklichkeit über vier Nasenlöcher verfügen. Außerdem hebt sie die herausragende Merkfähigkeit der Nase hervor.

Die schottische Schriftstellerin schreibt etwa über einen ganz besonderen Duft: „Viele Sprachen haben immerhin ein Wort für einen komplexen Duft, der so universell und zweckdienlich ist, dass er uns geblieben ist, vielleicht aus unseren Tagen als Jäger und Sammler. Auf Englisch lautet der Ausdruck petrichor, und auch im Deutschen ist das Wort Petrichor immerhin als Fachbegriff bekannt: Regengeruch – der Geruch also, der uns verrät, dass es bald regnen wird.“

Folgt man der Luftröhre weiter abwärts, dann landet man bei der Lunge. Mit ihr beschäftigt sich der britische Dichter Daljiit Nagra. Er erklärt, dass das Wort Lunge vom althochdeutschen Wort für „leicht“ - also nicht schwer - hergeleitet ist. Und trotzdem sei sie stark, schreibt er: „Würde man eine Lunge und alle ihre Luftsäckchen aufschneiden und ausbreiten, könnte man einen Tennisplatz damit bedecken.“ Ein perfekter Funfact aus der Kategorie unnützes Wissen.

Bauchgefühl

Auch Naomi Alderman hat in ihrem Kapitel über den Verdauungstrakt einige Dinge parat, die man davor über diesen nicht immer nur positiv behafteten Teil unseres Körpers vermutlich nicht wusste:

„Wussten Sie, dass Sie Hirnzellen in Ihrem Bauch haben? Sie kleiden Ihre Darmwand aus. In Ihrem Verdauungstrakt gibt es genauso viele Neuronen wie im Kopf einer Katze. Und jetzt stellen Sie sich einmal vor, was eine Katze so alles weiß: Was gut und was schlecht für sie ist, wem sie vertrauen kann und wem sie besser aus dem Weg geht, wo leckeres Futter herkommt und wie sie es jagt. Solche Dinge könnte auch Ihr Bauch wissen. Kein Wunder also, dass wir bei Instinkt vom ‚Bauchgefühl‘ sprechen.“

Literarische Lehrreise

Die Herangehensweise der Autoren und Autorinnen in „Unter der Haut“ sind sehr unterschiedlich. Sie kombinieren persönliche Anekdoten und lyrische Elemente mit Ausflügen in die Medizin und die Sprachwissenschaft. Gespickt mit Funfacts ist „Unter der Haut“ eine kurzweilige und abwechslungsreiche Lehrreise durch unseren eigenen Körper.

Apropos Bauchgefühl. Das Buch „Unter der Haut“ lässt einen mit einem guten Bauchgefühl zurück. Man hat das Gefühl, die Menschheit ein bisschen besser zu verstehen, nachdem man den Menschen in seinen Einzelteilen erforscht hat.

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