HipHop-Lesekreis: Playboi Carti ist King of the Leaks

Von der Wichtigkeit der Heimlichkeit kann Playboi Carti mehr als nur ein Lied rappen.

Von Natalie Brunner

Playboi Cartis Musik wird nicht veröffentlicht sie wird geleakt und das in Kombination mit seinem Memepotential lässt ihn ganz oben auf der Hype-Welle surfen. Er hält uns im Zustand permanenter Vorfeude und die ist ja wie gemeinhin bekannt die schönste Freude.

Es ist faszinierend, wie Playboi Carti in den letzten 18 Monaten seinen Status als Rapper aufgebaut hat, ohne offiziell etwas zu veröffentlichen. Playboi Carti-Leaks sind eine Spurensuche, digitale Schnitzeljagd und Wissenschaft für sich. In einem Zeitalter, in dem es für jedes popkulturelle Spezialinteresse eigene Wikipedien gibt, ist es ein guter Sport, sich das musikalische Oeuvre eines Rappers selbst an allen Ecken und Enden des digitalen Universums zusammen zu suchen, oder sie mit anderen Raiders of the Lost Ark zu tauschen.

Möglicherweise werden da auch Jäger*innen- und Sammler*innen-Instinkte aus vordigitalen Zeiten wieder wach. Man sucht und tauscht sich durch das Werk eines Künstlers und baut selbst mit.

Spekulativ könnte es auch für Carti selbst schön sein, zu sehen, wie Menschen versuchen, an Nummern heranzukommen, von denen sein Label nicht will, dass er sie veröffentlicht.

Playboi Cartis Musik wird nicht veröffentlicht, sie wird geleakt und umgeht so Mechanismen einer marktstrukturierten Aufmerksamkeitsökonomie, auch wenn es mitunter nicht rational ist, was da gemacht wird. Und dennoch hat sich Carti so seinen Status aufgebaut. Es gibt auch Vermutungen, dass Carti selbst teilweise hinter den Leaks steckt. Oft sind es keine fertigen Songs, sondern Skizzen und Ideen die uns zugeführt werden.

Letzte Woche war die Spannung groß, aufgrund eines einzigen, von Carti getweeteten Wortes: „Monday“

...und dem Auftauchen der Nummer @ Meh

Ist es der Vorgeschmack auf ein seit Ewigkeiten angekündigtes Carti-Album und wenn nicht ein Album, was dann?

Auf einem verspielten Instrumental kann man den Rapper wie gehabt nicht wirklich verstehen, aber das „Was“ ist hier nicht so wichtig, wie das „Wie“: Playboi Carti ist copyright Sebastian Seidl :„Ad Libs Baby Voice und viel Raum zwischen den Zeilen um so die Beats auszustellen.“

Der Montag kam, der Montag ging, wir jagen und freuen uns weiter.