Laptops spenden fürs E-Learning
Von Claus Pirschner
Junge Menschen mit Flucht- und Migrationserfahrungen können beim FM4 Licht ins Dunkel Projekt „PROSA – Schule für alle“ einen Pflichtschulabschluss machen, auch wenn sie nicht mehr schulpflichtig sind. Auch PROSA hat aufgrund der Corona Krise den Unterricht auf E-Learning umgestellt. Wie geht es den Schüler*innen damit? „Meine Lehrerin hat mir eine Präsentation als Sprachnachricht geschickt, damit ich die Aussprache gut lernen kann. Ich lerne auch mit Videos auf Youtube. Das Lernen hat sich für mich sehr verändert“, sagt der 25-jährige aus Afghanistan geflüchtete Jawad Mirsai, der mittlerweile Asyl erhalten hat.
Jawad Mirsai
Es fehlt ihm nur noch die Englischprüfung, dann hat er den Pflichtschulabschluss in der Tasche. Die Lehrer*innen und Klassenkolleg*innen fehlen ihm sehr. Zuhause ist es nicht einfach mit dem Lernen. Jawad lebt auf engem Raum: „Wir teilen uns ein Zimmer. Wir müssen es immer organisieren, wann einer lernt, telefoniert oder kocht. Ich habe keinen Schreibtisch, auf der Couch zu lernen ist nicht gut.“
Ähnlich wie Jawad geht es vielen PROSA-Schüler*innen, sie wohnen oft zu viert in Zweizimmerwohnungen. „Kein Schüler, der privat wohnt, hat ein Zimmer für sich. Am ehesten noch jene in betreuten Unterkünften“, sagt PROSA-Obmann Sina Farahmandnia. Und überhaupt, die meisten PROSA-Schüler*innen wohnen sehr prekär, häufig nur in temporär leerstehenden Wohnungen, oder müssen, wenn sie volljährig werden, aus den Unterbringungen raus. „Die eine Herausforderung ist, die oft hohe Miete zu zahlen, die andere, überhaupt Vermieter*innen zu finden, die an Geflüchtete vermieten“, so der Obmann. Diese Unsicherheiten erschweren das E-Learning von Zuhause bei den PROSA-Schüler*innen sehr.
Benjamin Storck
Sozialarbeit via Chat
Seit über einem Monat gibt es keine persönlichen Treffen mit den Schüler*innen. Die Sozialarbeiterin Mara Harlander unterstützt die Schüler*innen daher so gut wie möglich telefonisch und vor allem via Chat.
Mara Harlander
Besonders die beengten Wohnverhältnisse können in dieser Zeit der Ausgangsbeschränkungen Konflikte mit sich bringen. Es gibt für die Schüler*innen oft keine Möglichkeit, diskret zu telefonieren. „Die Kommunikation im Chat ist einerseits wichtig, um in Kontakt zu bleiben. Andererseits ist es im Chat oft enorm schwierig, Situationen richtig einzuschätzen und adäquat zu beraten. Es fehlt uns derzeit ein sicherer Raum, wo wir vertraulich einzeln beraten können“, schildert die Sozialarbeiterin die aktuellen Herausforderungen.
Viele Unsicherheiten
Eine weitere Unsicherheit: die Prüfungstermine konnten noch nicht fixiert werden. Zurzeit bietet PROSA allen Klassen Onlineunterricht. Zwar werden die Schulen ab Mitte Mai wieder hochgefahren, bei PROSA weiß man aber noch nicht, ob das für sie im Bereich der Erwachsenenbildung auch gilt. „Falls wir ab Mitte Mai wieder in der Abendschule vor Ort unterrichten dürfen, dann können wir das eventuell für vier von sieben Lerngruppen im Audimax mit Schutzmasken und 3-Meter-Abständen versuchen. Jedenfalls werden wir den Sommer durch unterrichten und zwar vieles über E-Learning“, erzählt Sina Farahmandnia. Der wunde Punkt dabei ist aber, dass viele PROSA-Schüler*innen keine Laptops haben. E-Learning nur mit dem Handy zu schaffen, ist kaum möglich.
Laptops und Sticks für PROSA-Schüler*innen spenden
PROSA-Obmann Sina Farahmandnia bittet darum, Laptops zu spenden. Wer einen abgeben möchte, schreibt am besten eine E-Mail an prosa@vielmehr.at: „Wir können die Laptops abholen, neu aufsetzen und an unsere Teilnehmer*innen verteilen. Das geht auch nur zum Borgen, dann bringen wir die Laptops nach einem halben Jahr wieder zurück.“ Und wer für Internetsticks für die Schüler*innen spenden möchte, kann dies unter spenden.vielmehr.at.
Schüler Jawad Mirsai bleibt trotz aller Herausforderungen zuversichtlich: „Diese Zeit wird auch hoffentlich vorbeigehen. Natürlich freue ich mich, wenn PROSA weitergeht.“
Publiziert am 25.04.2020