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Ari Oehl

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Nebeneinander miteinander

Ariel Oehl ist Musiker und Songschreiber und heuer auch Jurymitglied beim FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb Wortlaut. Passend zum Wortlaut-Thema „Kontakt“ spielt er im FM4 Gästezimmer einige seiner Lieblingssongs und beantwortet Fragen zu Kontaktanzeigen, Freundschaften und Kurzgeschichten.

Von Zita Bereuter

Ari Oehl ist Musiker und Songschreiber beim islandisch/österreichischen Duo Oehl (Soundpark Act des Monats Jänner 2020). Seine Songtexte zeichnet eine wunderschöne Poesie aus - mitunter zitiert er Literatur von Rilke oder Goethe. Viele Zeilen möchte man auf T-Shirts drucken oder auf Schmusekissen sticken. Oder eben einfach wieder und wieder hören.

Wie die einzigartigen Lyriks in ihrer Schreibstube entstehen, zeigen Oehl in ihrem fantastischen Video für die Amadeus Award Nominierung.

In dem Video zeigen Hjörtur Hjörleifsson und Ariel Oehl aber vor allem auch ihren großartigen Humor. Oehl verbindet alles: Melancholie, Sehnsucht, Intellekt und ein feines Gespür für Sprache und Witz.

Wir freuen uns sehr, dass Ariel Oehl umgehend als Juror zugesagt hat. Ein ausgezeichneter Juror: „Ich steh auf Kurzgeschichten. Ich les gern Kurzgeschichten.“ (Mehr dazu im Fragebogen weiter unten.)

„Kontakt“ ist heuer das Thema von Wortlaut. „Nebeneinander schweigend und trotzdem miteinander“ - ein solcher Kontakt ist Ari Oehl am liebsten. „Wenn man mit der Oma sitzt und einen Kuchen isst und sich einfach nur beim Essen zuschaut. Oder neben der Freundin im Bett was lesen oder so.“

Für ein spezielles Gästezimmer hat sich Ariel Oehl Gedanken zu „Kontakt“ gemacht und in seinen Lieblingssongs gekramt. Das handverlesene Ergebnis sind Stücke, die zu einer Reise einladen - von Afrika ans Meer über eine Poledancestange bis ins All.

Amánaz - „Khala My Friend“

„Es ist ja eine etwas eigenartige Zeit in unserem Leben, und es hat sich vor allem die Beziehung zu unseren Sozialkontakten verändert. Ich glaub, wir merken grad jetzt vielleicht auch, wer unsere Freunde und Freundinnen sind, wer uns anruft, wer sich meldet und wer vielleicht eh auch ganz gut ohne uns kann. Passend dazu hören wir einen Song aus Kitwe in Sambia in Afrika, den uns Amánaz im Jahr 1973 serviert. Der heißt ‚Khala My Friend‘ - ‚Mein Freund Khala‘.“

Good Wilson - „Till We Meet Again“

„Eben die guten Freunde, die wir hin und wieder auf einen Kaffee treffen, die hören wir momentan nur übers Telefon oder übers Internet und halten in der Ferne Kontakt. Wenn ich dieser Tage mit meiner 93-jährigen Oma telefoniere, dann sag ich ganz bewusst auch in diesen Zeiten am Ende jedes Gesprächs in meinem besten Mühlviertler Dialekt: ‚Oma, bis boid, wemma uns wiederseng.‘ Der Song dazu kommt von Good Wilson: ‚Till We Meet Again‘.“

Kim Jung Mi - „The Sun“

"Ich hab, wie vielleicht einige von euch, schon über das diesjährige Thema bei Wortlaut, ‚Kontakt‘, nachgedacht und mir ist aufgefallen, dass es eine Sache gibt, mit der wir eigentlich ständig in Kontakt sind. Und das ist Licht. Unsere Augen können Gegenstände oder Personen ja nur wahrnehmen, weil Licht auf sie fällt und auf ihnen bricht. Das Licht, mit dem zumindest ich meinen Tag bestreite, kommt zu 90 Prozent von der Sonne. Und vor allem im Sommer, der ja quasi vor der Tür steht, ist das ziemlich praktisch. Deswegen hören wir jetzt den Song „Haenim“ aus dem Jahr 1973 von der Koreanerin Kim Jung Mi“. „Haenim“ ist Koreanisch und bedeutet „Sonne“.

Julia Holter - „Sea Calls Me Home“

„Stellen wir uns kurz mal vor, Corona bringt das Ende der Welt. Nur für einen kurzen Moment. Wenn ich euch jetzt fragen würde, was ihr noch einmal gerne tun würdet, bevor wir alle den Löffel abgeben, dann bin ich mir relativ sicher, dass einige von euch sagen würden: ‚Nochmal ans Meer fahren, das Rauschen der Wellen und die Möwen, und noch einmal barfuß über den Strand laufen, den Sand spüren, das kühle Wasser an einem heißen Sommertag. Im Kontakt sein mit diesen Elementen.‘ Mein persönlicher Zusatz wäre: ‚Aber das Ganze mit Pizza!‘ Dieses Gefühl von den Füßen im Sand, das passt auch ganz gut zum diesjährigen Wortlaut, dem FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb. Da geht es auch um Kontakt und da darf ich in der Jury sitzen und eure Texte lesen. Macht mit, weil mehr ist bekanntlich Meer. Apropos Meer - Julia Holter lebt am Meer, nämlich in Los Angeles. Und sie singt ‚Sea Calls me home‘.“

Yukno - „Pole Pole“

„Es ist Frühling draußen und mittlerweile fühlt sich jeder Tag an wie Samstag, außer am Sonntag, da ist weiterhin Sonntag. Es gibt ja in Zeiten von Covid-19 ganz viele Oberflächen, die wir wenn es nur irgendwie geht, vermeiden. Wir zahlen kontaktlos ‚mit Karte, bitte‘ und lehnen uns im Bus vorsichtig an, anstatt die Stangen zu berühen. Ein bisschen wie als Kind, als wir versucht haben, am Zebrastreifen nicht mit der Lava in Kontakt zu kommen. Und ich hatte mal, das ist schon eine Weile her, ein Date und wir sind dann zu ihr in die Wohnung. Und da stand dann mitten im Wohnzimmer eine Poledancestange. Und ich kann mich noch erinnern - ich wollte das Material angreifen, dieses geile verchromte Edelstahl, das selbst im Sommer kühl auf der Haut ist. Deshalb hören wir jetzt Yokno mit dem Song ‚Pole Pole‘.“

OSKA - „Distant Universe“

„Einer meiner absoluten Lieblingsfilme, und vielleicht sowas wie eine guilty pleasure, ist ‚Star Trek, der erste Kontakt‘. Wenn ich den mal bringen kann, dann jetzt. In diesem Film müssen der Captain, Jean Luc Picard, und sein Crew in die Vergangenheit auf die Erde reisen, um den ersten Kontakt mit den Außerirdischen in die Wege zu leiten. Und das sind die Vulkanier mit den spitzen Ohren. Und wenn Menschen und Vulkanier aufeinandertreffen, dann ist erstmal Stille, sehr viel Respekt im Raum. Dann hebt der Vulkanier die Hand, spreizt seine Finger und sagt „Live long and prosper“ in einwandfreiem American English, während der Erdling seine Hand zum very American handshake ausstreckt und mit einem lässigen „Thanks“ antwortet. Für alle Außerirdischen, die jetzt zuhören, ist der nächste Song: ‚Distant Universe‘ von OSKA.“

Nino aus Wien - „Es geht immer ums Vollenden“

"Diesen Wettbewerb gibt es tatsächlich schon sehr lange und ich hab selbst auch mal einen Text dafür geschrieben, aber damals nicht eingeschickt. Und das ist so etwas, wo ich für mich gelernt habe, dass die erste Hürde jeder Aufnahmeprüfung oder bei jedem Wettbewerb eigentlich das Mitmachen ist. Diese innere Blockade zu überwinden und das einfach zu tun!

Logotype Wortlaut 2020

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Die Wortlautjury 2020

Als ich mich 2010 an der Angewandten in Wien beworben hab, weiß ich auch noch, da hab ich es geschafft, meine Mappe abzugeben, und dann war ich eigentlich schon halb zufrieden, dass ich mich getraut hab. Ich bin aufgenommen worden und hab da einige Jahre herumstudiert, wie man so schön sagt. Der Nino aus Wien sagt aber auch etwas ganz Schönes, nämlich „Es geht immer ums Vollenden“, wenn ich dazufügen darf: Es geht auch immer ums Hingehen, ums Einschicken. Traut euch! Schickt was hin! Es zahlt sich immer aus, etwas zu vollenden! Viel Spaß mit dem Nino aus Wien.
See you soon, Sailermoon,
ciao Kakao,
bis Baldrian,
wenn wir uns wiederhören.
Eurer Ariel."

illustration herz

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Kontaktfragebogen mit Ariel Oehl

Welche Art von Kontakt ist dir am liebsten?
Nebeneinander schweigend und trotzdem miteinander. Wenn man mit der Oma sitzt und einen Kuchen isst und sich einfach nur beim Essen zuschaut. Oder neben der Freundin im Bett was lesen oder so.

Welcher Kontakt ist dir wichtig?
Je älter ich werde, desto wichtiger werden eigentlich alte Freunde und Leute, die einen schon ganz lang kennen. Und desto unwichtiger werden neue Menschen, kommt mir vor.

Was müsste in deiner Kontaktanzeige stehen?
Es kommt drauf an, wofür. Ich kann mir vorstellen, jetzt jemanden für Squash oder Badminton zu suchen. Dann würde ich reinschreiben: Extrem motivierter Amateur sucht jemanden, der kompetitiv ist und nicht verlieren kann, weil nur dann macht Spiel Spaß. Wenn man verlieren kann, dann ist es fad.

Was wäre ein guter erster Satz für deine Kontaktanzeige?
Vermutlich so:

Ich bin nicht der Typ, der eine Kontaktanzeige aufgibt. Aber, wenn du nicht der Typ bist, der auf eine Kontaktanzeige antwortet, dann sind wir vielleicht genau die richtigen füreinander.

Mit wem würdest du gern Kontakt aufnehmen?
Es gibt keine Stars, die ich wahnsinnig gern treffen würde. Aber meine erste Freundin zum Beispiel. Mit der hat es sich leider einfach verlaufen. Aber das waren zwei Jahre Beziehung und total prägend und irgendwie einfach schade, dass wir keinen Kontakt mehr haben. Also Lina, wenn du das hörst (oder liest) – denk drüber nach!

Schreibst du im Urlaub Postkarten?
Ich war schon lange nicht mehr auf Urlaub. Aber was ich früher immer gemacht habe: Ich habe leere A6-Postkarten gekauft – schon zu Hause - und die mitgenommen und dann vor Ort Sehenswürdigkeiten gezeichnet. Ich kann nicht sehr gut zeichnen. Aber das ist ganz lieb. So ein bissl naiv. Und dann auf die Vorderseite halt einen Brief geschrieben. An diverse Omas und Ex-Freundinnen natürlich.

Wem hast du zuletzt einen Brief geschrieben?
Ich hab mir vorgenommen, zu Neujahr den wichtigsten Familienmitgliedern einen Brief zu schreiben und so ein bisschen über das Jahr zu reflektieren und das nächste Jahr mir auszumalen. Aber ich hab angefangen und das irgendwie nicht fertig gemacht. Vielleicht nächstes Jahr dann. (lacht)

illustration telefonhörer

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Anrufen oder SMS?
Ich ruf gerne Leute an, weil dann hat man ein bissl die Machtposition, weil das schreckt irgendwie jeden heutzutage. Aber ich krieg lieber Whatsapp. Weil ich nicht dem ausgeliefert sein mag, dass mich wer anruft. Aber ich heb eh nicht ab. Und auf meiner Mailbox kommt man zu Elvis Presley, weil da fühl ich mich wieder in control, wenn ich die Leute vor so eine komische Situation stellen kann.

Gast oder Gastgeber?
Beides sehr gern. Für beides muss man in der Laune sein. So richtig schön Gastgeben ist schon toll, vor allem, wenn noch wer anderer Lust hat, den Geschirrspüler die ganze Zeit ein- und auszuräumen.

Tinder oder Kinder?
Beides ganz wunderbar. Weil, wenn einem im Kinderzimmer fad ist, kann man ja tindern und wenn man jemanden bei Tinder loswerden will, dann redet man über die Kinder. So einfach ist das.

Kontaktlos zahlen oder bar?
„Mit der Karte, bitte“ ist das neue „Zweite Kassa, bitte“.

Anreden oder anreden lassen?
Definitiv anreden lassen.

Das erste oder das letzte Wort?
Ich fürchte, das letzte Wort.

Gruppenfoto oder Einzelportrait?
Na, solange nicht alle hüpfen, kann man auch ein Gruppenfoto machen.
Aber hüpfen geht gar nicht.

Eine gute Kurzgeschichte macht aus, dass sie mich berührt. Easy.

Ari Oehl

Rea Djurovic

Ari Oehl

Eine gute Kurzgeschichte macht aus…
Dass sie mich berührt. Easy. Das kann sein, weil sie irgendwie persönlich ist. Das kann sein, weil sie einen cleveren Gedanken drin hat. Das kann sein, weil sie stilistisch so interessant ist oder, wenn sie sehr verkopft ist, kann sie mich auch berühren, weil ich mir denke: „(Bläst Luft durch die Lippen) War das zach.“ Aber dann merke ich mir’s zumindest.

Eine gute Geschichte beginnt...
Mit einem starken Bild. Da gibt es den bekannten Anfang: „Ilsebill salzte nach.“ Für mich ist das so ein beknackter Name „Ilsebill“, da muss ich schon mal hängenbleiben. Und dann – was salzt die eigentlich? Was isst die da eigentlich? Und ich stell mir dann schon eine Frau beim Salzen vor. Es kann natürlich auch ein ganz anderes Bild sein. Aber so relativ knackig ein Bild schaffen – das ist etwas, was mich zumindest immer sehr schnell reinholt.

Darauf kann ich gut verzichten...
Jo mei. Man kann nichts kategorisch ausschließen. Aber so „Er wachte auf und es war alles nur ein Traum“-Geschichten find ich oft ein bisschen unmutig. Man kann sich ruhig trauen, das Fantastische zu Ende zu denken und einfach niemanden aufwachen zu lassen. Das ist für mich oft die bessere Möglichkeit.

Als Juror zeichnet mich aus...
Ich steh auf Kurzgeschichten. Ich les gern Kurzgeschichten. Hab viele Kurzgeschichtenbücher zu Hause. Für mich ist das nicht so eine halbe Sache und, nein, ein ordentliches Buch ist ein Roman. Sondern ganz im Gegenteil. Ich find oft, auch in kurzen Geschichten kann sehr viel Wahrheit und sehr viel Schönheit stecken. Und man verrennt sich auch nicht so. Dann schreibt man lieber mal fünf Geschichten und eine davon ist gut, als man schreibt zehn Jahre an einem Roman und dann kommt man drauf, dass das ein bisschen umsonst war. Denke ich mir halt.

Der beste Webcontent der letzten Wochen...
Ganz, ganz ehrlich – ich würde es auch sagen, wenn es nicht von meiner Band wäre. Aber wir haben einen Livestream gespielt und ich hab mir dann erlaubt, einen Shred davon zusammenzuschneiden. Und ich kann es mir hundertmal anschauen und werde nicht müde. Es ist so dumm und so lustig.

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