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„Bonfire“: Minitaktik in der Cartoon-Apokalypse

Im „bite-sized tactical RPG“ „Bonfire“ wird man trotz minimaler Wahlmöglichkeiten überraschend lang gut unterhalten.

Von Rainer Sigl

Ein Videospiel ist eine Reihe interessanter Entscheidungen, das hat der große Games-Entwickler Sid Meier irgendwann einmal gesagt. Damit hat er recht, zumindest, was Strategiespiele betrifft. Im Rundentaktikspiel „Bonfire“ sind solche interessanten Entscheidungen gefragt, doch zunächst einmal ist man verblüfft, wie minimalistisch diese daherkommen: Mit einem Trio aus Fantasyhelden zieht man rundenweise gegen Monster und Bösewichte in den Kampf, und jede Runde hat man nur die Wahl zwischen drei Möglichkeiten: Klicke ich auf die eigene Spielfigur, die gerade am Zug ist, auf einen Kampfgefährten oder auf einen Gegner? Vereinfacht gesagt ist das Runde für Runde die Wahl zwischen Angriff, Verteidigung und dem Anwenden einer speziellen Charakterfähigkeit - that’s it.

Auf so wenige Entscheidungen, das haben frühere Perlen des Strategi-Minimalismus wie „Bad North“ beweisen, kann man ein Strategiespiel eindampfen - und trotzdem kommt etwas Spannendes heraus. Vor allem auch, weil meine fünf Heldinnen und Helden recht unterschiedliche Fähigkeiten haben: Es gibt einen Zauberer, einen Kampfmönch, einen Ninja, eine Ingenieurin mit Flammenwerfer und natürlich die Kriegerin Hildie, die die Hauptfigur von „Bonfire“ ist.

Klein und düster

In „Bonfire“ ist alles im Miniaturformat, und das trifft nicht nur auf die Helden und Monster im niedlichen Cartoonstil zu. Am titelgebenden Lagerfeuer habe ich jeweils die Wahl, welche Expedition in die gefährliche Umgebung ich als Nächstes starten will, und die unterscheiden sich in Gefährlichkeit und vor allem Länge. Die einfacheren Missionen sind in fünf Minuten erledigt, für die längeren brauche ich maximal eine Viertelstunde.

Der Handlungsrahmen ist überraschend düster für ein Spiel im Knuddellook: In einer hoffnungslosen Fantasy-Endzeit kämpfen meine Heldinnen und Helden um Nahrung, Gold und das blanke Überleben. Eine straffe Handlung gibt es dabei eigentlich nicht, stattdessen geht es darum, durch das Absolvieren der immer wieder neu generierten Aufträge möglichst viel Gold und Erfahrungspunkte einzusammeln. Wenn ein Ausflug scheitert, lande ich wieder am Lagerfeuer und darf mir die nächste Schlacht aussuchen. Kurzum: Auch „Bonfire“ setzt auf die angesagte Roguelike-Formel, um lange interessant zu bleiben - mit Erfolg.

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Motivierender Minimalismus

“A bite-sized tactical roleplaying game about journey and failure” sei ihr Spiel, sagen die Macher von „Bonfire“, und damit treffen sie den Nagel auf den Kopf. Ich darf mich zwar in jeder Situation nur zwischen ganz wenigen Optionen entscheiden, doch weil die Gegnerschaft abwechslungsreich und der Schwierigkeitsgrad hoch ist, bleibt dieser Minimalismus überraschend lang motivierend. Dass man - zumindest im jetzigen Zustand des Spiels - recht viel auf Grinding angewiesen ist, also das wiederholte Abarbeiten einfacher Quests zum Aufpäppeln seiner Helden, verzeiht man dem Spiel wegen der Kürze seiner Missionen, die sich häppchenartig schnell absolvieren lassen.

„Bonfire“, im Early Access für WIndows und Mac.

„Bonfire“ ist momentan noch nicht fertig, doch schon im Early Access bekommt man Lust, immer wieder in dieses kleine, überraschend düstere Spiel zu starten. Aber Vorsicht: Seine niedliche Oberfläche täuscht.

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