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Screenshots des Spiels Frostpunk mit der Erweiterung Der letzte Herbst.

11 Bit Studios

„Frostpunk – Der letzte Herbst“: Krisen politisch meistern

Im Aufbauspiel „Frostpunk – Der letzte Herbst“ rettet man nicht die ganze Welt, aber das Überleben der Menschheit liegt in unserer Hand. Ein Aufbauspiel mit harten politischen und moralischen Entscheidungen, die eine Gratwanderung zwischen Unterdrückung und Freiheit fordert, eine Situation die derzeit hierzulande nicht ganz unbekannt ist.

Von Christian Stipkovits

Statt einer schneebedeckten Umgebung mit eisigen Temperaturen wie im „Frostpunkt-Original“ findet man beim Start der neuen Erweiterung zwar noch grüne Felder und Bäume und die Umgebung hat „angenehme“ -20 Grad, doch müssen die Bewohner*innen während des letzten Herbsts den überlebenswichtigen Kohleofen erst mal bauen, der das Überleben der „Imperial Exploration Company“ und deren kleinen Siedlung sichern soll.

Screenshots des Spiels Frostpunk mit der Erweiterung Der letzte Herbst.

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Anfangs ist die Siedlung noch sehr klein, doch die Arbeiter*innen wuseln schon fleißig über den Bildschirm, wenn man ihnen als Anführer*in dieser Expedition Arbeitsaufträge erteilt, wobei die Konstruktion des überlebenswichtigen Generators im Vordergrund steht. Dieser lässt sich in Etappen bauen, verpasst man eine Deadline, dann ist das Spiel vorbei. Der Generatorbau ist ein gefährliches Unterfangen, so ist er doch riesig, ein 30-stöckiges Hochhaus, das nur zum Teil aus der Erde ragt.

Frostpunk wurde bereits 2018 veröffentlicht – die aktuelle Erweiterung „Der letzte Herbst“ erzählt die Vorgeschichte der Steampunk-Community, über die Robert Glashüttner berichtet hat.

A small price for progress?

Lässt man die Arbeiter*innen rund um das große Loch im Boden für den Bau des Generators eine lange Zwölfstundenschicht arbeiten, dann geht zwar die Arbeit schneller voran, doch das Risiko für Unfälle steigt erheblich. Schützt man die Arbeiter*innen nicht mit Hilfskonstruktionen, laufen sie in Gefahr, einfach in das Loch der Generator-Baustelle zu stürzen.

Screenshots des Spiels Frostpunk mit der Erweiterung Der letzte Herbst.

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Koks & Prostituierte

Dem nicht genug machen giftige Gase, die aus dem Erdinneren ausdringen, die Arbeiter*innen krank. Wenn man sie nicht schnell genug in einer Sanitätsstation heilt, dann sterben sie. Das gilt es in Frostpunk natürlich zu vermeiden, und zwar nicht nur, weil man eine*n Arbeiter*in weniger hat, sondern der Tod drückt auch die Moral der Stadt, die Bewohner*innen werden dann auch unzufriedener, arbeiten langsamer und gründen vielleicht eine Gewerkschaft, die den/die Spieler*in unter Druck setzt.

Frostpunk setzt den/die Spieler*in vor schwierige politischen Entscheidungen, die uns ein bisschen an die derzeitige Situation erinnern. Es ist eine permanente Gratwanderung zwischen Unterdrückung der Bewohner*innen, und dem höheren Ziel. Einen Streik der unzufriedenen Arbeiter*innen kann in „Frostpunk – Der letzte Herbst“ dann schon den Kopf kosten.

Screenshots des Spiels Frostpunk mit der Erweiterung Der letzte Herbst.

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Als Anführer*in kann man Gesetze erlassen, wie zum Beispiel die Kurzarbeit. Die gibt es nicht nur im reellen Leben, in Frostpunk sind die Arbeiter*innen in kürzeren Schichten konzentrierter, und somit beugt man Arbeitsunfällen vor.

In Badehäusern, die für den Betrieb Kohle verbrauchen, können sich die Bewohner*innen nach einer langen Schicht erholen, Kokainpillen steigern die Motivation. Verteilt man zu häufig Drogen, werden die Bewohner*innen abhängig – erlässt man ein Gesetz das Prostitution zulässt, besteht die Gefahr, dass sich Krankheiten schneller ausbreiten. Lässt man aber seinen Bewohner*innen gar keinen Spaß und führt man ein strenges Regiment dann sinkt die Moral und Arbeitsweigerung ist die Folge.

Send help!

Glücklicherweise gibt es Unterstützung aus London. Die „Imperial Exploration Company“ schickt zwar keine der Ressourcen wie Holz, Stahl, Kohle oder Nahrung mit ihren riesigen Transportschiffen zur Siedlung, jedoch kann man Arbeiter*innen, Ingenieur*innen und Steam Cores bei der Telegrafenstation anfordern. Die Cores dienen als Ressource für wichtige Gebäude, ohne die man beispielsweise kein Krankenhaus bauen kann, das mehr Kranke als eine Sanitätsstation aufnimmt oder man verwendet einen Steam Core für den Bau einer Verladestation eines Hafens. Der Schiffstransport dauert 24 Stunden, und man muss sich im Vorhinein überlegen, wie viele Arbeiter*innen man eigentlich benötigt und Zelte zur Verfügung stellen. Bleiben die Bewohner*innen zu lange obdachlos, oder bekommen sie kein Essen, dann sterben sie in der unwirtlichen Umgebung von Frostpunk.

Screenshots des Spiels Frostpunk mit der Erweiterung Der letzte Herbst.

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Keine aussichtslose Lage

In „Frostpunk – Der letzte Herbst“ muss man genau planen, Mikromanagement an den Tag legen und sich nicht von Rückschlägen entmutigen lassen. Der wichtigste Rohstoff ist Zeit, und die ist knapp. Das Spiel ist auch für Veteran*innen kein einfaches Game, und da die Szenarios linear sind, wird man wohl häufiger neu starten müssen, um es bis zum Ende zu spielen.

Das ist aber im Gegensatz zu vielen anderen Games nicht frustrierend, sondern eine willkommene Herausforderung. Es wird nicht langweilig die Entscheidungen, die man getroffen hat, nochmals zu überdenken und etwas anderes auszuprobieren. Die schöne Grafik, der gute Soundtrack des Spiels und die Story mit einem guten Pacing laden den/die Spieler*in ein, immer wieder in die Steampunk Welt einzutauchen, und den Bewohner*innen beim Treiben zuzusehen.

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