FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Anna Weidenholzer

katsey

Für Anna Weidenholzer war Wortlaut ein großer Push

Anna, 36, Autorin, schläft gerne lange und wollte Zauberin oder Pferd werden. Stattdessen hat Anna Weidenholzer gleich drei Mal eine der besten zehn Kurzgeschichten bei Wortlaut geschrieben. Danach wurde sie für ihre Bücher mehrfach ausgezeichnet. Heuer ist sie in der Wortlautjury.

Von Zita Bereuter

„Das erste Mal hab‘ ich 2003 eingereicht – im ersten Studienjahr. Und ich kann mich noch erinnern, als ich den Text abgeschickt habe, hatte ich keine großen Erwartungen. Umso größer war dann die Freude, den 9. Platz zu bekommen. Das war einfach irrsinnig groß für mich und so die erste Anerkennung, die irgendwo von außen gekommen ist. Und das hat mir sehr viel bedeutet.“
Ohne Wortlaut wäre Anna Weidenholzer möglicherweise nie Autorin geworden. Dabei wäre sie als Kind so gern Zauberin oder Pferd geworden. (Siehe Fragebogen weiter unten)

Die Schriftstellerin Anna Weidenholzer

katsey

Anna Weidenholzer ist die beste Wiederholungsschreiberin: 2003, 2008 und 2009 war sie unter den besten zehn Texten. Danach hat sie erfolgreich Bücher geschrieben: Der Sammelband „Der Platz des Hundes“ sowie die Romane „Der Winter tut den Fischen gut“, „Weshalb die Herren Seesterne tragen“ oder „Finde einem Schwan ein Boot“. Anna Weidenholzer wurde mehrfach ausgezeichnet oder auch nominiert - etwa für den Leipziger Buchpreis.

Anna Weidenholzer ist damals von Linz nach Wien gezogen, um Vergleichende Literaturwissenschaft zu studieren. Während ihres Studiums hat sie für eine Tageszeitung gearbeitet und immer wieder bei Wortlaut, dem FM4 Kurzgeschichtenwettbewerb, teilgenommen. Am Wettbewerb schätzt sie den leichten Zugang. „Dass man einfach von diesem Wettbewerb weiß, auch wenn man noch nicht unbedingt im Literaturbetrieb verankert ist oder weiß, welche Preise und Stipendien es gibt.“ Ein sehr niederschwelliger Zugang, der gleichzeitig viel Aufmerksamkeit bekommt - die ideale Kombination für Neueinsteigende.

"Wortlaut war wichtig für mich, weil es ein großer Push war. Ich glaub, man ist ja immer am Zweifeln, wenn man schreibt oder künstlerisch arbeitet. Das gehört dann immer mit dazu. Aber gerade am Anfang, wenn es dann jemanden gibt, der sagt ‚ich find das gut, was du machst‘, bedeutet das einfach sehr viel.“

Ihrem bisherigen Werk ist gemein: Es ist immer ein Tier im Titel, die Themen sind durchaus schwer, dennoch ist Platz für Humor und Leichtigkeit, die Sprache ist reduziert, die Beobachtungen präzise.

Für ihr Schreiben ist ihre Umgebung enorm wichtig. „Ich gehe raus und setz mich intensiv der Umwelt aus.“ Da geht es ihr weniger um das, was unmittelbar passiert, sondern häufiger um Kleinigkeiten, um Gefühle, um Stimmungen. „In diesem Prozess funkt Corona natürlich in mein Arbeiten hinein, weil sich Verhaltensweisen geändert haben oder ändern. Weil wir uns anders begegnen im öffentlichen Raum.“

Ihr Alltag ist derzeit wie in einer intensiven Schreibphase, erklärt sie. „Ich arbeite viel, gehe spazieren, gehe nicht fort.“ Selbstisolation ist für sie eigentlich nichts Ungewöhnliches. Im Gegenteil, die braucht es in längeren Schreibphasen, wenn man intensiv schreibt. Der Unterschied in der Coronazeit ist allerdings, dass es keine selbstgewählte Isolation ist und, dass es gewissermaßen von außen auferlegt ist.

„Mir fehlen die ganzen Gesichter.“

Vor allem Reisen und Begegnungen, nicht zuletzt bei Lesungen, fehlen ihr derzeit. Wenn Anna Weidenholzer in Wien unterwegs ist, staunt sie über Dinge oder Verhaltensmuster, die sich geändert haben. Einerseits erschreckt es sie, wie schnell sie sich an vieles gewöhnt hat, andererseits verstört sie etwas nach wie vor, Masken im Supermarkt: "Ich bin jedes Mal irgendwie trübsinnig, wenn ich nach dem Einkaufen nach Hause komme, weil mir einfach die Gesichter fehlen. Das ist jetzt nicht unbedingt nur das Lächeln von Menschen. Das sind auch die grantigen Münder – was auch immer. Aber mir fehlen die ganzen Gesichter.

Gesichtskontakt - da sind wir schon beim im Wortlautthema „Kontakt“ und stellen gleich noch ein paar Fragen:

Icons für Wortlaut Kontakt

Radio FM4

Kontaktfragebogen mit Anna Weidenholzer

Berufswunsch als Kind:

Zauberin oder Pferd.

Was müsste in deiner Kontaktanzeige stehen?

Weiblich, Autorin, menschenfreundlich.

Was wäre ein guter erster Satz für deine Kontaktanzeige?

Anna, 36, Autorin, schläft gerne lange.

Logotype Wortlaut 2020

Radio FM4

Die Wortlautjury 2020

Auf was würdest du reagieren?

Ich hab immer noch eine Kontaktanzeige, die ich irgendwann aus einer Zeitung ausgeschnitten habe, in meiner Küche hängen. Die war aus der Rubrik „Freundschaft“ mit dem Text: „Herr Hofer sucht Vegetarier“. Wahrscheinlich, wenn ich auf was antworten würde, dann sowas in der Art.

Hast du schon mal eine Kontaktanzeige aufgegeben?

Ich hatte als Kind eine Brieffreundin aus einer Zeitschrift, aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob die Anzeige von ihr oder von mir kam.

Liest du fremde Kontaktanzeigen?

Ja, sehr gern!

Schreibst du im Urlaub Postkarten?

Ja. Und auch nicht im Urlaub.

Wem hast du zuletzt einen Brief geschrieben?

Meinen Eltern.

„FM4 ist einfach da, solange ich bewusst Radio höre.“

Dein erster Kontakt mit FM4?

Ich kann mich noch erinnern, als FM4 und Blue Danube Radio den Sendeplatz geteilt hatten. Und auch noch gut an den Tag, wo dann der ganze Tag FM4 gehört hat plötzlich. FM4 ist einfach da, solange ich bewusst Radio höre.

illustration herz

Radio FM4

Welches Emoticon brauchst du am häufigsten?

Alles, was irgendwie mit Herzen zu tun hat.

Anrufen oder SMS?

SMS wobei wichtige Dinge besser per Anruf passieren und es auch schön und wichtig ist, regelmäßig zu telefonieren.

Gast oder Gastgeberin?

Beides.

Spontane Besuche oder spontan besuchen?

Nein, spontane Besuche sind ganz schwierig beim Schreiben, da ist selbst das Telefon sehr schwierig - spontan besuchen schon eher.

Tinder oder Kinder?

Mit Kindern hab ich mehr Erfahrung.

Anreden oder Anreden lassen?

Anreden lassen, weil es bequemer ist.
Anreden kann man aber besser steuern, was auf einen zukommt.

Das erste oder das letzte Wort?

Das letzte Wort.

Gruppenfoto oder Einzelportrait?

Gruppenfoto, weil die Last dann auf mehreren Schultern verteilt ist.

Eine gute Kurzgeschichte macht aus …

Dass sie überrascht, nicht zu viel erzählt, an den richtigen Stellen ausspart. Dass sie sprachlich gut gearbeitet ist und einen ganz eigenen Blick auf die Welt hat.

Eine gute Geschichte beginnt...

Nicht zwingend mit dem ersten Satz. Es beginnt mit einer Stimmung, mit einem Bild vielleicht, das überrascht.

Darauf kann ich gut verzichten:

Klischees, abgedroschene Bilder und zuviele Adjektiva.

Als Jurorin zeichnet mich aus:

Neugierde.

Mein Rat an Jungautorinnen:

Sich auf das Leben einlassen. Schreiben. Nicht stressen und einfach weitermachen.

Aktuell: