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Morgentau auf Wiese Gras

CC0 via Pixabay

Mit Akzent

Der 6. Mai ist in Bulgarien was ganz Besonderes

Am Georgstag wird in Bulgarien in Tau gebadet, der Mond gemolken und mit der Armee gezittert.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Der Aberglaube in Bulgarien sagt, dass am 6. Mai, dem Georgstag, der Morgentau besonders gesund ist. Menschen laufen daher am frühen Morgen barfuß im Gras. Einige glauben so fest daran, dass sie sich sogar nackt auf den Wiesen herumumwälzen. Dass der Morgentau eine heilende Wirkung hat, wissen nicht nur Menschen, sondern auch Tiere. Sogar die Bären kommen an dem Tag früh raus, um sich im Tau zu baden.

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Mit Akzent: Die unaussprechliche Welt des Todor Ovtcharov. Alle Folgen der Kolumne gibt es hier als Podcast.

Ich bin am 6. Mai noch nie barfuß über Tau gegangen. Ich habe auch noch nie nackte Menschen im Gras und noch weniger im Tau badende Bären gesehen. Die einzigen badenden Bären, die ich gesehen habe, waren im Zoo einer kleinen Provinzstadt. Sie badeten wahrscheinlich deswegen im Käfigteich, weil der Rest ihres Käfigs mit Bärenexkrementen bedeckt war. Dabei soll der Morgentau angeblich so heilend sein, dass man ihn auch sammelt, um Häuser, Möbel und Haustiere damit zu begießen.

Ebenfalls am 6. Mai wäre auch der beste Tag, um den „Mond zu melken“. Das ist ein mystisches Ritual, wo alle Zauberer und Wahrsager versuchen, den Mond in eine Kuh zu verwandeln, um danach über seine magische Milch zu verfügen.

Gestern Nacht habe ich mich daran erinnert. Ich schaute zum Himmel, um den Mond zu suchen, denn Mondmilch ist immer gut. Leider war es sehr wolkig und ich sah den Mond nicht und muss jetzt wieder Milch vom Diskonter kaufen.

Am 6. Mai wird in Bulgarien auch traditionell eine Militärparade durchgeführt. Der Grund ist, dass St. Georg, der Drachentöter, der mutigste Heilige und somit Schutzpatron der Armee ist. Ich habe das einmal zufällig beobachten dürfen. Durch die Straßen von Sofia zog Militärtechnik aus der Zeit des Warschauer Pakts. Panzer rollten in Rauch gehüllt, und man drückte die Daumen, dass sie nicht auseinanderfallen. Die bulgarische Armee, das Lieblingskind der kommunistischen Macht, leidet in den letzten Jahren unter chronischer Unterfinanzierung. Man schickt aber trotzdem Missionen regelmäßig in den Irak, Afghanistan oder andere militärische Hotspots auf der Welt. Und man führt regelmäßig diese Militärparade durch und drückt die Daumen, dass die Panzer es aushalten werden.

Dieses Jahr bleibt uns die Militärparade wegen des Coronavirus erspart. Man wird die Panzer ausrollen, aber die werden nur in den Kasernen rollen. Das ist eine positive Seite des Coronavirus. Ich frage mich, wie viel von den bulgarischen Militärs früh aufgestanden sind, um die Militärmaschinen mit Morgentau zu begießen und ob die Politiker geschafft haben, den Mond zu melken um mehr Geld für ihre Ministerien zu ergattern. Hoffentlich bleiben aber die Bären noch im Bett, denn sonst wird auch hier alles mit ihren Exkrementen bedeckt.

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