Wann, wenn nicht jetzt: 85 Stunden Aww mit „Friends“

Sechs Freunde, 10 Staffeln und 236 Folgen, die niemals alt werden. „Friends“ wurde 1994 zum ersten Mal ausgestrahlt und hat den Zuseher*innen über 85 Stunden einzelne Komödien geschenkt.

Von Gersin Livia Paya

Friends ist simpel und das auf einem sehr hohen Niveau. Einfaches Fernsehen, das nebenbei angeschaut werden kann, während man sich auf Instagram oder sonstwo auf dem Smartphone verliert, ist genau hier möglich. Denn alle paar Minuten kommt ein Joke, immer gekennzeichnet durch die Studio-Publikumslacher, die ursprünglich dafür gedacht waren, den Zuseher nicht alleine fühlen zu lassen.

Und es klappt. Aber auch weil die sechs beliebtesten New Yorker*innen der 90er Jahre so nahbar sind. Rachel, Monika, Phoebe, Joey, Chandler und Ross verkörpern in „Friends“, was eine Sitcom wirklich bedeutet. Jede Folge ist eine Mini-Komödie und wird der Abkürzung von „Situation Comedy“ gerecht.

Eine wirkliche Storyline oder einen Inhalt scheint es eigentlich gar nicht zu geben, also nicht im Sinne von „How I met your Mother“ oder beispielsweise „Gilmore Girls“. Eigentlich geht es um einen Freundeskreis, der sich über zehn Staffeln hinweg als Ersatzfamilie aufbaut.

Es sind ca. 85 Stunden, in denen man sechs Leuten dabei zusieht, wie sie sehr inkonsequent einfach irgendetwas tun. Und dabei ihren Alltag meistern: Verlieben, romantische Abenteuer, Hochzeiten und Geburten, Vorstellungsgespräche, im Lieblingscafe (Central Perk) abhängen, Großstadtverrücktheiten, Mitbewohner*innen-Kram, Feiertage wie Thanksgiving oder Halloween gemeinsam verbringen und wirklich erstaunlich vieles mehr. Jede Folge ist eine Überraschung, aber der Haupt-Erzählstrang der Sitcom „Friends“ sind eben die Friends.

Und die wohnen gemeinsam im selben Haus an der Kreuzung Bedford Street und Grove Street in Manhattan, New York. Dort steht ein mehrstöckiger Backsteinbau mit Rundbogenfenster und Feuerleiter, typisch New York in Film und Fernsehen eben.

Auf Social Media und Google Maps lässt sich das Apartment als Touristenattraktion finden, und das obwohl die Serie eigentlich gar nicht in New York gedreht wurde. Alles Archivmaterial, das in den Warner Bros Studios in Kalifornien auf Studiobühnen umgesetzt wurde. Das macht aber nichts, das New-York-Feeling kommt trotzdem auf.

Die Serie entstammt aber aus einer früheren Zeit - mit einem Großstadtleben ohne Wohnungskrisen und einem New York ohne Terroranschläge. Wir sehen ein Idealbild der 90er in einem schönen Vintageschleier, voller Hipster-Klamotten und guter Haarschnitte von Jennifer Aniston. Das Schönste aber ist, dass die Hauptdarsteller*innen, obwohl sie keine Handys haben, trotzdem immer in Kontakt sind. Friends eben.

Und zurück zur Situation Comedy: Keine Lüge, ich hatte bei mehreren Folgen immer wieder ein Schmunzeln auf den Lippen und bei einer Episode habe ich sogar meine Limonade vor Lachen über mich gespuckt. Entweder ist mein Humor seicht gespült worden in den letzten Wochen oder diese Sitcom versteht es wirklich, eingängige Punchlines zu bringen. Mir ist aber aufgefallen, dass viele Witze gar nicht ohne die Körpersprache der Schauspieler*innen so funktionieren würden, und genau das macht noch mehr Freude, die Serie anzusehen: Die Mimik und die Gestik aller Charaktere.

Neben dem Most-feel-good-pener-ever stechen auch besonders die einzelnen Episodennamen heraus. „The One Where Rachel Finds Out“, „The One Where The Stripper Cries“, „The One With The Free Porn“, „The One With the Jellyfish“ oder „The One With All the Cheesecakes“ und schlussendlich „The Last One“. Dabei soll es aber nicht bleiben: „It’s happening“, haben die Schauspieler*innen der Serie auf ihren Instagram Accounts gepostet und nach jahrelangen Spekulationen eine weitere Sonderfolge angekündigt. Dranbleiben also, denn „The Special One“ oder so is about to come. Awww.