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Florian Schneider von Kraftwerk ist gestorben

Florian Schneider war einer der „Originalroboter“ der einflussreichen deutschen Elektropop-Pioniere Kraftwerk. 2008 ist er aus der Band ausgestiegen, jetzt ist er im Alter von 73 Jahren an Krebs gestorben.

Von Martin Pieper

Eine der ganz frühen Platten (1973) von Kraftwerk heißt nicht umsonst „Ralf und Florian“. Ralf Hütter und Florian Schneider waren die Urzelle von Kraftwerk. Die weiteren Mitspieler wechselten über die Jahre immer wieder, nur die beiden enigmatischen Künstlerfreunde blieben bis 2008 eine Konstante. Mittlerweile ist Ralf Hütter das letzte Originalmitglied der Düsseldorfer Band und so etwas wie der Verwalter im Traditionsunternehmen Kraftwerk.

Zunächst unter dem Namen „Organisation“ haben die beiden Kunststudenten Ralf Hütter und Florian Schneider begonnen, Musik zu machen. Zu Beginn hat Schneider vor allem die Querflöte gerockt.

Kraftwerk haben ihre ersten Alben später selbst nicht mehr zu ihrem eigentlichen Werk gezählt und sie auch nicht mehr aufgelegt. Mit Flöte und E-Piano haben sie endlos mäandernd über naive Harmonien improvisiert. Die Songs hießen „Tanzmusik“, und der motorische Beat hat schon vorweggenommen, womit Kraftwerk kurz darauf zu einer der wichtigsten Innovatoren der elektronischen Popmusik werden sollten.

Mit dem Album (und vor allem dem Song) „Autobahn“ (1974) schrieben sich Kraftwerk endgültig in die Popgeschichte ein. Statt Querflöte rückten elektronische Klangerzeugung, minimaler Spracheinsatz und die Inszenierung als Menschmaschinen ins Zentrum. Kraftwerk waren gleichzeitig nostalgisch und futuristisch und wurden speziell in Frankreich, England und Amerika unzweifelhaft als „deutsch“ gelesen. Ihr Einfluss auf Elektro, Hip-Hop, Techno und House kann nicht überschätzt werden. 1975 hat das im britischen Fernsehen noch nach Zukunftsmusik von einem anderen Planeten ausgesehen.

Florian Schneider war kein Musiker im herkömmlich „virtuosen“ Sinn. Er war für Stimme, Robo-Voice und vor allem für den Sound zuständig. Im Laufe der Jahre hat er, der Perfektionist, von „Radio-Aktivität“ über „Trans Europa Express“, „Mensch Maschine“, „Computerwelt“ bis ins „Electric Cafe“ das Klangbild von Kraftwerk gestaltet.

Schneider hat den Übergang vom Menschen zur Maschine mit einem seltsamen Sinn für Humor und wenigen, legendär enigmatischen Interviews mit gestaltet. Als er sich 2008 endgültig von den Arbeitsverpflichtungen im Kling Klang Studio von Kraftwerk abmeldete, verschwand er auch mehr oder weniger aus der Öffentlichkeit.

2015 unterstützte Schneider noch die Aktion „Stop Plastic Pollution“ und steuerte sogar ein kleines Stück Musik dafür bei, sein letztes musikalisches Lebenszeichen. Hier ist einer der ganz wenigen späten öffentlichen Auftritte von Schneider dokumentiert.

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