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Der Nino aus Wien

Pamela Rußmann

In „Ocker Mond“ besingt Der Nino aus Wien seine Sehnsuchtsorte

Auf „Ocker Mond“ singt der Wiener Liedermacher von den Himmelskörpern, die Gitarre scheppert wie auf einem Demoband. Im Interview gehen wir mit dem Nino auf eine Reise ins Burgenland, an die andalusische Küste zu John Lennon und ans Wasser, nach Venedig und nach Triest.

Von Michaela Pichler

Cover

MedienManufaktur Wien

„Ocker Mond“ erscheint am 8. Mai 2020 via MedienManufaktur Wien.

Der Mond und der Mythos gehören irgendwie zusammen. Kein Wunder also, dass dem Nino aus Wien gerade in einer mystischen Vollmondnacht die Idee zu einem Konzeptalbum gekommen ist. Vier Tage später macht sich Nino Mandl, der Geschichtenerzähler hinter dem Nino aus Wien, allein auf den Weg ins Burgenland - ohne seine Band. Genauer: In die Cselley Mühle in Oslip, wo in einer einzigen Nacht sein Album „Ocker Mond“ entsteht. „Es war eine Febernacht. Aber viele verstehen immer ‚Fiebernacht‘, wenn ich das erzähle“, schmunzelt Der Nino aus Wien im FM4 Interview. Die Vorstellung von einer fiebrigen Aufnahmen-Atmosphäre passt trotzdem gut ins Bild der Erzählung um das neue Werk, das sich immer wieder um die Himmelskörper dreht. „Das Album ist wohl irgendwie eine Hommage an die Himmelskörper - ich liebe den Mond, die Sonne und die Sterne. Und ohne den Vollmond wäre es wohl nicht entstanden."

Was in einer einzigen Nacht auf Bandmaschine aufgenommen wurde, ist allerdings schon früher geschrieben worden. Manche der zwölf Songs zuhause in Wien, andere wiederum unterwegs. „Reisen, um Lieder zu schreiben, mag ich auch gerne. Es ist einfach immer schön, wenn man einen Grund hat, zu verreisen. Oder vielleicht ist es auch nur ein Vorwand, um weg zu kommen. Aber meistens schreibe ich dann wirklich was. Außerdem kann man die Reise dann wenigstens von der Steuer absetzen“, lacht Der Nino aus Wien.

Die wohl schönste Nummer am Album – „Unter Fischen“ – entsteht zum Beispiel in Venedig und erzählt vom Meer.

Die Liebe zum Meer ist wie die Liebe zum Tod / steht in einem Buch / und ich glaub gut ist es zu schwimmen / zu fliegen und zu singen

Was auf „Unter Fischen“ zu hören ist, zieht sich wie auch schon die thematischen Anspielungen an Sonne, Mond und Sterne wie ein roter Faden durchs ganze Album: die akustische Gitarre, die in Akkordfolgen dahinscheppert, und der erzählende Gesang vom Nino aus Wien. Ein Album, das wie eine Demoaufnahme klingt. Das hat sich im Moment genau richtig angefühlt, wie Der Nino aus Wien im Interview erzählt: „Nach den letzten durchproduzierten Pop-Alben wollte ich etwas sehr Reduziertes, Hingefetztes machen. Ich liebe Demos total! Es gibt zum Beispiel Home-Tapes aus den 1960ern von John Lennon, die höre ich mir auch lieber an als die ausproduzierten Beatles-Aufnahmen.“

Die Bora, die Beatles und der Beaujolais

Von den Fischen in Venedig geht es am Album schließlich 160 Kilometer weiter nordöstlich an der Adria entlang, bis nach Triest. Diese Stadt war für den Nino aus Wien immer schon ein wichtiger Ort für musikalische Inspiration: „Es gibt ja diesen Wind in Triest, die Bora – so ein furchtbar starker Wind. Und ich bin spazieren gegangen, durch diese Bora und hab einfach vor mich hingesungen, habe gegen den Wind gesungen und hab’s aufgenommen und das war die Melodie vom ‚Wienerlied‘ – das Lied hat eigentlich die Bora geschrieben!“

In der Geografie des Nino aus Wien reiht sich auf „Ocker Mond“ auch noch ein neuer Ort mit ein: Auf den Spuren der Beatles reist der Liedermacher im Winter an die andalusische Küste, in die Hafenstadt Almería. John Lennon hat dort während der Dreharbeiten zum Film „Wie ich den Krieg gewann“ (1967) den Song „Strawberry Fields Forever“ geschrieben. Da muss Der Nino aus Wien auch hin. „Zufällig bin ich draufgekommen, dass es das Haus, in dem John Lennon geschrieben hat, noch gibt und dass man sich da leicht einmieten kann, das ist jetzt ein einfaches Hostel!“ In Almería schreibt der Wiener Liedermacher schließlich fröhliche Songs, die er sich aber für ein anderes Album mit Band aufspart. Denn der „Ocker Mond“ ist eine dunkle Gestalt, eine Winterfigur, ein Album mit traurigen Zeilen. Nur der instrumentale Song „Almería“ erinnert an die südspanischen Wintertage.

Der Nino aus Wien im Videochat

Michaela Pichler

Ganz nah

Für „Ocker Mond“ verweilt Nino Mandl gedanklich aber auch gerne in seinem Zuhause, in Hirschstetten oder im elften Wiener Gemeindebezirk. So finden auch Kindheitserinnerungen Platz am Solo-Album, wie im „Simmeringer Traum“. „Inspiriert vom Träumen im Proberaum, auf der Couch liegend und Musik hörend und Beaujolais-Rotwein trinkend. Das mag ich gern, das Lied. Das ist irgendwie sehr nah bei mir, das Lied, ja.“

Dieser Nähe begegnet man am Album öfters. Die scheppernde Gitarre und die Geschichten vom Nino aus Wien klingen durch die Reduktion sehr ehrlich. Wie der Mond, der in echt gar nicht silber am Himmel scheint, sondern im erdigen, zurückhaltenden Farbton. „Ocker ist irgendwie so eine unterschätzte und in Vergessenheit geratene Farbe, kommt mir vor. Ocker wird selten als Lieblingsfarbe in den Freundschaftsbüchern bezeichnet. Und ich dachte mir, ocker, das passt irgendwie zu den Liedern. Wenn Musik Farben hätte, dann wären das vielleicht ockerne Lieder.“

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