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Rosa Rendl

Anais Horn

fm4 soundpark weekly

Neues von Rosa Rendl, Cloud Cloud, Pauls Jets u.v.m.

Die Liebe zur Nacht, Katzensongs, der Teufel und all seine Freund*innen: die österreichische Musikwoche im Überblick.

Von Lisa Schneider

Mythen über Plattenentstehungsprozesse sind immer etwas Gutes, oder immerhin marketingtechnisch Kluges. Ob Der Nino aus Wien jetzt tatsächlich dieses wunderbare, neue Album „Ockermond“ in einer „durchwachten Febernacht“ geschrieben hat oder nicht - es klingt in all seiner Reduktion, nokturnen Poesie und guten Räudigkeit genau danach. Und darum geht’s am Ende, es ist das wichtigste Album der Woche.

Der wichtigste Song der Woche, für den Fall, dass ihr auch zur Sorte „Katzenmenschen“ gehört, kommt von sprichwörtlich Bedroomproducer Nichi Mlebom. Weniger schnurrend, mehr kratzig und so, wie man sich Gejaule auf die gute Art vorstellt: „Hunger“ ist ein Lied für und über eine Streunerkatze, die gar nicht gern auf Thunfisch verzichtet, die man um ihre Freiheit, ihre legere Coolness bewundert. Für Fans von The Growlers oder Thee Oh Sees.

Um bei wichtigen Dingen zu bleiben: die spannendste Neuentdeckung der Woche ist die Musik von Rosa Rendl, genauer gesagt ihre Debütsingle „Okay Now“. Rosa Rendl ist Musikerin, Produzentin, Künstlerin - und ausgebildete Pianistin. Nachdem sie zehn Jahre lang als Teil des Elektropop-Performance-Duos Lonely Boys unterwegs war, schlägt sie jetzt Solopfade ein.

Wo Autotune und Low-Fi-Produktion oft an der Grenze zur Lächerlichkeit schrammen, setzt Rosa Rendl genau diese Spielarten subtil und ironiebefreit ein. „Okay Now“ ist ein Song über und ein Song der Missverständlichkeiten: Wo die Sprache nicht mehr weiterhilft, springt die Musik ein. Ihr Debütalbum wird im Herbst erscheinen.

Die Musikvideoauswahl der Woche:

Chromatico - „Scirocco“

Autoliebhaber*innen kennen sich aus, der Rest sei aufgeklärt: der Scirocco ist ein Sportcoupé, ein schön nostalgiebehaftetes Fahrzeug, mit dem man am besten im Urlaub unterwegs ist. Weil’s durch die Fenster zieht, oder man das Dach gleich ganz weglässt. „Scirocco“ nennt auch der Tiroler Musiker Chromatico seine neue Single.

Efeuranken an verfallenen Ruinen, Segelboote, schäumende Brandung und die Küste: Dass das Herz bei solchen Anblicken aktuell kurz sticht, gleicht der Song mit psychedelischer Schönheit wieder aus.

Cloud Cloud - „Love“

Wir kennen Marten Kaffke als einen Teil der liebst-schrulligen Band Kids N Cats. Jetzt hat er gemeinsam mit der Kieler Musikerin Katja Seiffert eine neue gegründet: Cloud Cloud.

Der Bandname ist Programm: Cloudy, dreamy, verwaschen ist dieser abgedunkelte Wave-Pop-Entwurf, gehaucht und weich. Es geht natürlich um die Liebe. Verrückte Spuren des Kids N Cats-Vermächtnisses sucht man hier vergebens, es sei denn, man denkt an den herrlichen Ouevre-Ausreißer „Air“. Katja Seifferts Stimme trägt kühl, fast monoton durch die Strophen, was eine angenehme Diskrepanz zu den großen Fragen des Songs aufwirft: „What you’re willing to give for love?“

Am 5.6. erscheint die erste EP von Cloud Cloud, sie wird den Titel „What Are My Options?“ tragen.

Pauls Jets - „Der Teufel“

Es wird wohl ein Album des Jahres: Am 29. Mai veröffentlichen Pauls Jets ihren neuen Langspieler unter dem sehr guten Titel „Highlights zum Einschlafen“. Laut Band ist die neue, zweite Vorab-Single „die mit Abstand fröhlichste des Albums“. Sie heißt „Der Teufel“.

Er will das Böse und schafft das Gute. Es ist ein braver Teufel, der einem zwar das Höschen nass werden lässt, aber beim Heimkommen zuerst die Schuhe auszieht. Ein Alter Ego vielleicht, oder ein guter Freund, auf jeden Fall „ein Rätsel, das ich niemals löse“. Es ist eine gute Sprache, die Pauls Jets für sich gefunden haben.

Dass die Band sich seit ihrer gemeinsamen Tour mit Fuzzmann musikalisch gut versteht, hört man auf dieser Single am deutlichsten heraus. Die Mehrstimmigkeit im Refrain, die sanfte „Ooohs“ von sich gibt, muss Herwig Zamernik gut gefallen.

Kreiml & Samurai + Katharsis - „Elefants Terribles“

Im Stall Honigdachs haben sich ein paar gute Hawara zusammengetan. Kreiml & Samurai haben dem Würstelstand den Rücken gekehrt und waren mit Katharsis im Studio. Sie sind die neuen „Elefants Terribles“.

„Der Sommer wird schön!“ versprechen sie, legen jedoch nach mit: „Aber der Schas is’, wir geh’n alle drauf“. Der Elefant stampft, „Dinosaurier-Style“. Gefilmt in einem leeren Park vor (hoffentlich nur halbleeren) Bierdosen sinnieren die vier Rapper über Notizen, die man sich gegenseitig am Pizzakarton hinterlässt, Telefonate nach Bergamo und über die Bekannten, die als neuerdings selbsterklärte Wissenschaftler immer ein bisschen zu viel Senf abgeben. Kiwara, Gras, unbeantragte Härtefonds und die Arbeitslosigkeit. Kreiml & Samurai haben in Katharsis ihre Brüder im sozialkritischen, bissig-guten Dialog gefunden.

Stephan Kondert (SKxAngelite) - „So be it“ feat. John Robinson

Wenn Stephan Kondert nicht gerade an einer zweiten, semi-professionellen Karriere als Parkour-Läufer über den Dächern Brooklyns feilt, arbeitet er an neuer Musik.

Der Gründer von SK Invitational lebt schon seit längerem in New York City und hat dort, gemeinsam mit dem Chor Bulgarian Voices Angelite, sein neues Projekt SKxAngelite ins Leben gerufen. Am 15. Mai erscheint das erste gemeinsame Album. „So be it“ feat. John Robinson heißt die aktuelle Single.

Die Kirschen blühen, es ist Zeit, die Hüften sachte kreisen zu lassen. „Life is what you make it.“ Gegeben der Zeit, in der wir leben, lässt sich auch die Musikproduktion in Prä- und Post-Corona-Songs unterteilen. „So be it“ gehört zur zweiten Sorte. Kein Sudern mehr, sondern Machen. Und das gilt nicht nur für die Inhalte der Rap-Parts, sondern auch für den musikalischen Aufbau: Es gibt keinen Song, den ein Chor nicht noch besser gemacht hätte.

Auch noch gut und gut zu wissen

  • „Pferd Nummer vier verlässt die Komfortzone“: „Grund“ heißt das neue Album von das trojanische pferd, es ist nicht kompakt, sondern sperrig, kratzig, und gerade deshalb spannend.
  • Es prasselt leise, es geht um’s Lächeln, das wir einmal getragen haben: The New Mourning haben ihre neue Single „The Touch“ veröffentlicht.

FM4 Soundpark Weekly

In dieser wöchentlichen Rubrik servieren Lisa Schneider und Andreas Gstettner-Brugger musikalische Häppchen aus Österreich. Neue Bands und Songs, Videos und Konzerthighlights quer durch den stilistischen Gemüsegarten.

  • Beam me up, destination Konzerthaus: In FM4 La Boum Deluxe gab es letzte Woche eine remastered Version des jetzt schon legendären Auftritts von Camo & Krooked gemeinsam mit Christian Kolonovits und Max Steiner-Orchester zu hören. Abrufbar im FM4-Player hier.
  • „Silent Grey Child“ Kimyan Law hat einen neuen Song namens „Kaleido“ veröffentlicht. Schüttelbeats und lose geschichtete Klangschichten Marke Daydream.
  • Das elektro-akustische Duo Low Potion hat mit „Like it“ einen musikalisch wie inhaltlich vielschichtigen Song geschrieben. Langsame, smoothe, brüchige Überzeugungskunst.
  • „I was 84 all along / I was always old“ singt Mira Lu Kovacs. Es ist einmal mehr die alte Seele im jungen Körper, und mehr: „84“ ist ein Song über die Kindheit, das Aufwachsen, Kontinuitäten, die das Leben trotz allem bietet. Aufmerksame Fans werden das Stück schon kennen. Live war es schon vorm Recording einige Male zu hören.
  • Wie gut das jetzt passen würde, haben sich die Musiker hinter Drahthaus wohl nicht gedacht: Gerade eben hat das Kollektiv sein selbstbetiteltes, instrumentales und sehr gutes Album veröffentlicht, jetzt gibt’s zum Track „Skin“ ein situationsbedingtes Video. Zu sehen ist eine Fahrt durch die Nacht: Wien, die (aktuelle) Geisterstadt.
  • Und Löven schließen sich an: Noch mehr Wien-bei-Nacht-Stories seht ihr in ihrem neuen Video zur Single „Das ist Vien“.
  • Mal ehrlich, die Zeit der Quarantäne-Songs ist vorbei. Oder deren Erträglichkeit. Vielleicht ist gerade deshalb das Motto „Keep Going“ von D.A.R.I.O. und Sophia so erfrischend.

In der letzten Donnerstags-Soundparksendung mit Andreas Gstettner-Brugger hat uns unser brandneuer FM4 Soundpark Act im Mai Elena Shirin ihre liebsten Songs vorgestellt, wir haben durchs neue, sehr gute Album von Der Nino aus Wien und natürlich durch die besten Neuvorstellungen der Woche gehört: unter anderem von Mira Lu Kovacs oder Kreiml & Samurai.

In der letzten Sonntagsausgabe des FM4 Soundpark mit Christian Pausch war das Wiener Kollektiv Euroteuro und der in Wien lebende deutsche Rapper Wal De Mar zum Interview zu Gast. Außerdem: das wichtigste Update zu Hiphop im Tiroler Oberland, der 15. Siluh-Geburtstag und neue Musik von Squalloscope, Farce und vielen mehr.

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