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Hayley Williams

Lindsey Byrnes

„Petals for Armor“ ist das Solo-Debüt von Hayley Williams

Warum sich der Star von Paramore auf Solo-Pfade begeben hat und man sich das Ergebnis am besten gleich mehrmals anhören sollte.

Von Alica Ouschan

Hayley Williams, die Sängerin und Frontfrau der Indie-Band Paramore hat Anfang des Jahres ihre Solo-Karriere gestartet. Im März hat sie die ersten Teile ihrer Album-Trilogie released. Heute ist der finale dritte Teil erschienen und vervollständigt das Debütalbum mit dem klangvollen Titel „Petals for Armor“.

Album Cover

Warner Music

Petals for Armor von Hayley Williams ist am 8. Mai 2020 bei Warner Music erschienen.

Damit beweist sie erneut ihre musikalische Wandelbarkeit und ihre Fähigkeit, sich ständig weiterzuentwickeln. Schon Paramore hat von der rotzfrechen Punk-Band über vielfältigen Indie bis hin zum kommerziellen Radio-Pop und schlussendlich einem funky 80ies-Popalbum alles ausprobiert, was in der musikalischen Range der Band liegt.

„Petals for Armor“ ist ein neues Aushängeschild dafür, dass Hayleys Stimme kaum Grenzen gesetzt sind und sie längst nicht mehr auf ihre Pop-Punk Band reduziert werden kann. Schon die erste Single „Simmer“, die als Album-Ankünder Ende Jänner vorausgeschickt wurde, klang vielversprechend anders. Die Sound-Experimente mit Hayleys Stimme erinnern zwangsläufig an Billie Eilish, der unverkennbare Paramore-Sound kommt dennoch durch. Sie kreiert eine ganz neue Mischung und zeigt, dass sie auch nach zwanzig Jahren als Songwriterin immer wieder neue Inspiration schöpfen kann.

Musikalisch wandelbar

Hayley Williams traut sich auf „Petals for Armor“ insgesamt noch um einiges mehr als bei Paramore, ihre musikalische Comfort-Zone zu verlassen und alle möglichen Genres und Instrumente auszuprobieren. Experimente wie bei der Single „Simmer“ und dem absolut gelungenen Hit „Sugar on the Rim“, oder Ausflüge in neue musikalische Sphären bei „Why we ever“ und „Taken“, die irgendwie ein bisschen an den R’n’B-Pop der 70er der Bee Gees erinnern, sorgen für Abwechslung.

Paramore Fans der ersten Stunde haben ebenfalls Grund zur Freude: „Sudden Desire“ und „Roses/Lotus/Violet/Iris“ erinnern stark an die frühen Paramore-Songs aus den ersten Jahren. Dafür knüpfen Songs wie „Over Yet“ und „Pure Love“ fast nahtlos an den 80ies-Pop des letzten Paramore Albums „After Laugther“ von 2017 an.

Mit „Dead Horse“ liefert Hayley Williams den Song mit dem größten Ohrwurm-Faktor - er ist gleichzeitig der klassische Popsong, der die kommerziellere Schiene abdeckt.

Warum ein Solo-Album?

Hayley hat schon durch ihr künstlerisches Schaffen bei Paramore bewiesen, dass ihre Band musikalisch nicht gern an einem Punkt verweilt, sondern ständig in Bewegung bleibt, um Neues zu entdecken. Nun lässt sich also die Frage nicht mehr länger ignorieren, warum das Gesicht und der Kopf einer Band überhaupt ein Solo-Album macht. Immerhin waren ihre unverwechselbare Stimme und ihr außergewöhnliches Songwriting-Talent die Gründe dafür, warum Paramore neben ähnlichen Indie-Bands derart herausstechen konnte. Außerdem ist sie das einzige Gründungsmitglied, das trotz ständig wechselnder Besetzung immer dabei geblieben ist.

Die Antwort auf die Frage findet sich im Zusammenspiel von Musik und Lyrics. Textlich ist Hayley auf ihrem Solo-Album um einiges direkter und traut sich tiefer ins Persönliche zu gehen, als mit ihrer Band. Die Trennung von ihrem Ex-Mann nach zehnjähriger Beziehung, ihre eigene Verletzlichkeit und tiefe Depressionen hat sie zwar teilweise schon auf dem letzten Paramore-Album „After Laughter“ thematisiert, damals jedoch eher subtil. Auf „Petals for Armor“ wird all das aber erstmals sehr deutlich verarbeitet und klar zum Hauptthema.

Every morning I wake up / From a dream of you / Holding me / Underwater / Is that a dream or a memory? / Held my breath for a decade / Dyed my hair blue / To match my lips / Cool of me to try / Pretty cool I’m still alive (Dead Horse)

„I’m trying to say with Petals for Armor as a mantra: Vulnerability is a source of strength and it can even be your shield“, sagt sie im Interview mit Warner Music. „I write from my own personal experience: my heartache, my triumph, my anger.“

Petals for Armor, Part 1-3

So erfrischend die musikalische Abwechslung auch klingt, macht sie einen beim erstmaligen Hören doch etwas stutzig und vermittelt das Gefühl, die Songs würden nicht so richtig zusammenpassen. Auch der dreigeteilte Release wollte zuerst keinen richtigen Sinn ergeben. „Petals for Armor“ ist definitiv ein Album, das man öfter hören muss, um den roten Faden zu erkennen und die musikalische Abwechslung darin schätzen zu lernen.

Erst jetzt, wo alle 15 Songs nacheinander gereiht stehen, wird das Album mehr, als die Summe seiner Einzelteile. Es wird zu einem wundervollen, farcettenreichen Stück Musik, das man bei jedem Mal hören neu entdecken kann. Hayley Williams’ Debütalbum ist eine abgeschlossene Trilogie, mit Höhen und Tiefen. Eine Geschichte die erst Sinn macht, wenn sie auch zu Ende erzählt wird.

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