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Wann wenn nicht jetzt?! 342 Stunden mit „The Simpsons“

Es gab eine Zeit, da waren die Simpsons nicht nur das Beste im Fernsehen, sondern das Beste im Leben.

Von Natalie Brunner

Auf ihrem Höhepunkt waren die Simpsons albern, süß, tief, heftig politisch, absurd, scharf, traurig und lustig zugleich. Sie konnten in nicht einmal 30 Minuten tiefe Wahrheiten über das Leben zur jeweiligen Zeit vermitteln.

Die Simpsons sind seit 31 Staffeln und momentan 684 Episoden on air. Damit sind sie die am längsten ausgestrahlte Sitcom der Geschichte - und wurden auch oft zur besten Serie aller Zeiten erklärt.

Die Simpsons waren ein zeitgenössisches Orakel. Die dramatischste Vorhersage: in einer 21 Jahre alten Folge wird Donald Trump zum Präsidenten gewählt. Weitere eingetretene Prophezeiungen: Siegfried und Roy wurden von ihrem Tiger attackiert, Disney hat Fox (und somit die Simpsons) gekauft, es gibt Smartwatches und der dreiäugige Fisch Blinky wurde inzwischen auch in Argentinien gefunden.

Diese eingetroffenen Vorhersagen sind weniger ein Beweis für die paranormalen Fähigkeiten der Autoren als für das feine kulturelle Sensorium von Matt Groening und seinem Team: Die Satire von heute ist die Realität von morgen.

Ein Problem mit der Langlebigkeit

Im Laufe der letzten dreißig Jahre haben die Simpsons allerdings ein Problem mit der Zeit und ihrer eigenen Langlebigkeit bekommen. Die Charaktere selbst sind nicht gealtert, die Serie und das Format schon. Unsere gelben Freunde sind gefangen in der linearen Täglich-grüßt-das-Murmeltier-Serienwelt von Springfield. Wir Menschen haben inzwischen aber einen großen Teil unserer sozialen Interaktion in den virtuellen Raum verlegt und die Art Serien zu schreiben hat sich stark verändert.

Im jährlichen „Treehouse of Horror“-Special des Jahres 2014 hat sich das Simpsons-Team in seiner unendlichen Weisheit bereits dieses Problems angenommen. Im Segment „The Others“, bezugnehmend auf dem Film mit Nicole Kidman in dem die Protagonisten nicht realisieren dass sie eigentlich die Toten, die Geister sind, werden Die Simpsons von anderen, früheren Versionen ihrer selbst heimgesucht.

Am nächsten Morgen fragt Lisa am Frühstückstisch, ob es jemals andere Inkarnationen der Simpsons geben könnte, und dann werden eine Reihe von Simpson-Familien gezeigt, die auf anderen Animationen basieren. Der Abschnitt endet mit der Originalversion von Homer, der erfolglos versucht, ein gutes Porträt der beiden Familien zusammen zu fotografieren.

Das Problem mit dem limitierten Kosmos

Möglicherweise ist die Hochzeit der Popularität der Simpsons vorbei. Aber die Klugheit und moralische Bedachtheit der Macher*innen bewahrt die Simpsons davor, zu etwas nur brachial banal dummen zu werden, wie zum Beispiel gewisse Southpark Folgen. Auch auf das Problem des limitierten Kosmos und den Handlungsrahmen wird in den jüngsten zwei Staffeln der Simpsons reagiert: Die 30. und 31. Staffel sind voll mit Exkursionen von Charakteren. Ein Highlight: „The Clown Stays in the Picture“, eine Folge in der Bart und Lisa einen Podcast hören, in dem Krusty darüber spricht, wie er Ende der 80er Jahre versucht hat Dune (in der Folge Sands of Space genannt) zu verfilmen.

342 Stunden mit The Simpsons sind wahrscheinlich so, als müsste man ein Jahr seiner Kindheit und Jugend noch einmal erleben. Mensch würde wahrscheinlich merken, wie viele der kulturellen Referenzen erst beim zweiten oder dritten Mal entdeckt werden - und wie viel von den Simpsons gelernt wurde.

Die Simpsons haben mehr als eine Generation geprägt und waren für viele das erste harte Bingewatching. Das zu wiederholen stelle ich mir traumatisch vor.

14 Stunden „Treehouse of Horror“ hingegen sind eine immer noch durchaus erquickende Pause vom Horror der Dummheit der Realität.

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