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Unimog-Gefährt

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Erich Moechel

Glasfaserausbau in Kärnten startet mit Ende Mai

Spät und mit widrigen Vorgaben zum Ausbau gestartet - und mit Grabenfräsen und Verdichtern „verheiratete“ Unimogs als Kärntner Killerapplikation. Peter Schark, Breitbandinitiative Kärnten, im Gespräch.

Von Erich Moechel

Ende Mai startet der Glasfaserausbau auch in Kärnten. Der landeseigenen Breitbandinitiative (BIK) stehen dafür 60 Millionen Euro zur Verfügung. Auch hier beginnt man mit den „weißen Flecken“, das sind Gebiete, in denen derzeit weniger als 30 Mbit/sec im Download zur Verfügung stehen. „Wir sind ein bisschen spät dran, aber Ende Mai starten wir mit dem Ausbau“, sagte Geschäftsführer Peter Schark zu ORF.at.

Die Planung der Ausbaugebiete habe viel Zeit verschlungen, denn die Vorgaben des Verkehrsministeriums (BMVIT) machten es nicht einfach. Und obendrein seien Maschinen zur Verlegung von Glasfaser in Österreich inzwischen auf Monate hinaus ausgebucht. Die BIK hat deswegen ein eigenes Gerät entwickelt, das in einem Arbeitsgang gräbt, verlegt, zuschüttet und verdichtet. Eine erste solche Maschine wird Ende Mai ausgeliefert und sofort eingesetzt.

Werbeplakat für Glasfaserausbau

BIK

„Wir haben hier halt einmal so ein Sujet probiert, Vor allem unser Slogan - May the Fibre be with you - kommt bei den Leuten ganz gut an“, so Schark zur Werbelinie der BIK .

Am ehesten ist Kärnten noch mit Oberösterreich zu vergleichen, dort bauen insgesamt mehr als 20 Firmen Segmente des Glasfasernetzes aus, die abgelegenen Gebiete verbindet die landeseigene Fiberservice OÖ.

Vorgaben als Hemmschuh

„Es stehen zwar 60 Millionen für den Ausbau in Kärnten zur Verfügung. Durch die Vorgaben aus dem BMVIT ist allerdings die gesamte Fördergebietskulisse stark eingeschränkt. Dadurch kann die landeseigene BIK keine einzige Kärntner Gemeinde vollständig alleine ausbauen, sondern muss für jedes Ausbaugebiet Partner suchen“, kritisiert Schark. In jedem Ausbauplan seien dadurch Zeitverzögerungen automatisch eingebaut, die „auf 30 Mbit/sec abgezielte Gebietskulisse“ des BMVIT sei nichts als ein Hemmschuh für den Ausbau einer modernen, zukunftssicheren Technologie wie Glasfaser.

Die technisch mittlerweile obsolete Kupfertechnologie wird so der weit überlegenen Glasfaser gleichgestellt, wobei das System obendrein auf freiwilligen Meldungen basiert. Wenn also ein Unternehmen erklärt, ein bestimmtes Gebiet mit mindestens 30 Mbit/sec - natürlich noch mit Kupfertechnologie - in nächster Zeit irgendwann ausbauen zu wollen, dann kann die Landesgesellschaft alleine dort kein Gigabit-Glasfasernetz errichten, da das Gebiet dann eben kein weißer Fleck mehr ist.

Unimog-Gefährt

BIK

Mit der Kärntner Maschine können bis zu 3 Multirohrverbände in einem Arbeitsgang verlegt werden, das ist mehr als genug um einen Vollausbau der Trassen zu gewährleisten. Die Breite der Schlitze beträgt dabei nur 20 Zentimeter, die Tiefe ist bis 80 cm einstellbar. Der Unimog samt Zusatzgeräten leistet 300 PS und ist insgesamt 12 Meter lang. Gebaut wurde er von der Salzburger Firma Pappas, die Fräse stammt von Werner Forst & Industrietechnik Scharf im deutschen Trier. Die Frästechnik stammt ebenfalls von einer deutschen Firma nämlich der Stehr Baumaschinen GmbH, das Vibrationsverdichtungsrad wurde von der italienischen Simex zugeliefert. Die eigentliche Killerapplikation aber ist, dass für den gesamten Verlegevorgang nur eine einzige Maschine mit zwei Mann Besatzung nötig ist.

Im Tiroler „Grassroots“-Modell wird das Glasfasernetz durch die Gemeinden ausgebaut. Als Netzbetreiber kassieren sie von den Internetprovidern Miete, wobei die ersten Kommunen schon in den schwarzen Zahlen sind.

Unimog heiratet Grabenfräse

„In Kärnten reden wir schon lang nicht mehr über Megabit, sondern von Punkt-zu-Punkt-Verbindungen und Glasfaser bis zum Kunden“, sagte Schark. Die Situation in Kärnten ist strukturell noch am ehesten mit der in Oberösterreich zu vergleichen. Die landeseigene Gesellschaft baut die unwirtschaftlichen Glasfasertrassen über Land aus, um den Aufbau lokaler Glasfasernetze durch die jeweiligen Partner überhaupt erst zu ermöglichen. „Mit dem Ausbau des relativ kleinen Segments, das uns zugestanden wird, nämlich von zehn bis maximal 20 Prozent der Strecken, versuchen wir einen Hebel zu schaffen, der über Investoren zum Ausbau eines weit größeren Glasfasersegments in Kärnten führen wird“, sagte Schark. Für genauere Zahlen sei es noch zu früh.

Peter Schark

BIK Breitbandinitiative Kärnten

Peter Schark, Geschäftsführer der BIK

Und dafür hat die BIK zusammen mit der Kärntner Landesstraßenverwaltung ein eigenes Gerät entwickelt. Ein Mercedes Unimog trägt nicht nur die Kabelrolle, sondern auch eine Grabenfräse und einen Verdichter, „offene Künetten werden sie in Kärnten keine sehen, denn die Maschine erledigt alles in einem Arbeitsgang“, so Schark. Falls sich die Kombination im praktischen Einsatz bewährt, ist für den Sommer ein zweiter „mit einer Grabenfräse verheirateter Unimog“ geplant, wie Schark sich ausdrückte. Die BIK geht davon aus, dass sich die erste kombinierte Maschine binnen weniger Monate amortisieren wird, zumal die Verlegungskosten im herkömmlichen Tiefbau bei etwa 100 Euro pro Laufmeter Glasfaser angesiedelt sind. Mit der Kärntner Spezialkonstruktion soll das nicht nur wesentlich günstiger - die Rede ist von weniger als der Hälfte - sondern auch deutlich schneller vor sich gehen.

In Niederösterreich werden in einer ersten Ausbauphase 100.000 Haushalte, Firmen und Behörden angeschlossen, hier baut vor allem die Landesholding mit einem Großinvestor aus.

Der weitere Ausblick

Auch wenn sich der Mindeststandard jetzt langsam in Richtung 100 Mbit/sec verschiebe, ändere das nicht viel an der Tatsache, dass dadurch noch immer technisch ausgereiztes Kupfer mit der weit leistungsfähigeren Glasfaser konkurriere, so Schark. „Und weil es der Bund verabsäumt hat, eine Klammer über die Bundesländer zu bilden, haben alle aus der Not eine Tugend gemacht und in Eigenregie ausgebaut. Herausgekommen ist vorerst ein Wildwuchs. Das ist wenig verwunderlich wenn es keine Koordination des Bundes darüber gibt.“

Nach Niederösterreich, Oberösterreich, Tirol und Kärnten wird als nächstes in dieser Serie die Steiermark heimgesucht. Dazu werden Stellungnahmen vom Regulator RTR und dem Verkehrsministerium eingeholt, wobei der nächste Teil der Glasfasersaga noch für Mai in Planung ist.

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