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TikTok

Steckt hinter Polit-Videos auf TikTok eine versteckte Kampagne?

Immer mehr Video-Edits über die heimische Politik tauchen gerade auf der Startseite der Social Media-Platform TikTok auf. Besonders viele über Bundeskanzler Sebastian Kurz. Der ist dort eher als „B.Shorty“ bekannt. Wurde dieser Trend wirklich von privaten Nutzer*innen losgetreten? Oder steckt dahinter vielmehr eine versteckte politische Kampagne?

Von Felix Diewald

„Meine gesamte TikTok-Startseite ist voll mit unserem Bundeskanzler Basti Short", berichtet ein TikTok-Nutzer. Ein anderer: „Okay Leute: Das ist ja der dümmste Trend, den es jemals hier gegeben hat." Gemeint sind etwa ein in rosa getauchter Vize-Kanzler, die Neos-Chefin im Hip-Hop-Video-Remix oder der Bundeskanzler mit Weichzeichner-Beauty-Effekt, Photoshop-Bart und unterlegter Kitsch-Musik.

„Wir haben sehr viele solche Videos zugeschickt bekommen", sagt auch Kristina Rausch im FM4-Interivew. Sie ist die Social Media Chefin der ÖVP. „Ich kann es bis jetzt nicht wirklich erklären“, sagt sie. „Wahrscheinlich muss man da eine Spur entspannter sein und TikTok anders bewerten als andere Social Media-Plattformen.“

In der Politikwissenschaft gibt es den Fachbegriff „Astroturfing". Damit ist gemeint, dass eine Partei eine politische Kampagne als vermeintlich organische Grassroots-Kampagne von privaten Nutzer*innen tarnt. In den letzten Wochen wurde unter anderem aus dem SPÖ-nahen-Umfeld der Vorwurf laut, dass es sich bei den Polit-Videos auf TikTok um eine derartige „Astroturfing-Kampagne" der ÖVP handeln könnte. ÖVP-Social-Media-Chefin Rausch: „Ich kann in diesem Fall ausschließen, dass wir das waren. Wir arbeiten nicht mit solchen Methoden und würden das auch nicht tun."

Video: Michael Troll / Felix Diewald

Astroturfing?

Süleyman Zorba ist Abgeordneter bei den Grünen und Parteisprecher für Netzpolitk. Denkt er, dass es sich in diesem Fall um „Astroturfing“ handelt? „Ich glaube nicht. Nachdem ich mir die Videos angesehen habe und die Accounts, die das gepostet haben, sieht das für mich mehr wie ein Gag aus als wie eine politische Kampagne."

Zorba selbst ist als Politiker nur passiv auf TikTok unterwegs. Anfangs habe er sich überlegt, die Plattform aktiv mit politischen Inhalten zu bespielen, sich dann aber vorerst dagegen entschieden.

Damit ist er in der österreichischen Politik nicht allein. Account-Namen haben sich zwar alle gesichert, von den Parlamentsparteien sind aber nur die Neos „offiziell" auf TikTok vertreten. Der FPÖ-Vorsitzende Norbert Hofer besitzt zwar ein TikTok-Profil, ist dort allerdings nicht besonders aktiv: Seine letzten Videos stammen von Anfang März und zeigen vor allem Privat-Flüge (Hofer ist Hobby-Pilot) und eher keine politischen Inhalte.

Der „Shorty-Trend“

Bernd Pfeiffer bietet mit seiner Social Media Agentur auch TikTok-Betreuung für seine Kund*innen an. Was hält er von den Kurz-Mashups auf TikTok? „Als ich zuerst davon gelesen habe, dachte ich, dass eine Agentur, ein professioneller Dienstleister oder ein Kunstprojekt dahintersteckt.“ Auch der Social Media-Experte geht aber von einem organischen Trend und nicht einer versteckten Kampagne aus. „Diesen Shorty-Trend (Spitzname auf TikTok für Bundeskanzler Sebastian Kurz, Anm.) gibt es schon länger auf TikTok. Soweit wir das beurteilen können, ist das auf natürliche Wiese entstanden. Vielleicht hat sich der ein oder andere an den Trend drangehängt und diesen beschleunigt, aber wir gehen davon aus, dass weder ein professioneller Dienstleister noch eine konkurrierende Partei oder die ÖVP selbst dahinter steckt." Für Pfeiffer zeigt der Trend allerdings exemplarisch den Generationenkonflikt auf neuen sozialen Medien. „Jetzt hat es ein Erwachsener gesehen, sich darüber aufgeregt und es wurde in den klassischen Medien darüber berichtet."

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