Die Wirtschaft ist mir lieb, die Gesundheit ist mir lieber!

Obwohl mich der Herr Bundeskanzler nie in seinen Reden anspricht, war ich immer ein loyaler Bürger.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Ich zahle meine Steuern, hatte nie Probleme mit der Polizei und habe während der Quarantäne keine einziges mal Bier mit Freunden im Park getrunken.

Dieses mal aber werde ich aber zum ersten mal meiner Loyalität den Rücken kehren. Der Bundeskanzler hat uns alle gerufen unser Sommerurlaub in österreichischen Hotels zu verbringen und nicht nach Kroatien zu fliehen. Es ist Zeit Unmengen von österreichischen Schnitzel zu verzehren. Und sie mit Grüner Veltliner aus dem Weinviertel runterzuspülen. So würden wir alle der österreichischen Wirtschaft helfen.

Der bulgarische Staat hat ein analoges Vorhaben: die Bulgaren werden gebeten an der Schwarzmeerküste ihren Sommerurlaub zu verbringen und nicht in Nordgriechenland, wie sie es seit einem Jahrzehnt bevorzugen.

Diese Situation ist ein bisschen schizophren. Jedes Land fordert seine Bürger auf im Land zu bleiben und will trotzdem Touristen aus anderen Länder anlocken. Es wäre noch besser, wenn diese Fremden nicht kommen und nur ihre Geld überweisen. Das wäre perfekt!

Ich weiß nicht wie ich da mitmachen kann. Ich will die gierigen Hälse der Hoteliers in den Alpenferienorten nicht stopfen. Sie ließen Touristen sich feuchtfröhlich mit Bier bespucken während sie wussten, dass sich bereits Coronakranke unterm Personal befanden. Und das gleiche gilt für die bulgarischen Mafiabosse, die die Hotels an der Schwarzmeerküste besitzen.

Ich kann auch der Wirtschaft nicht weiterhelfen, wenn ich mich mit Schnitzeln vollstopfe. Ich esse aus gesundheitlichen Gründen kein Fleisch.

Die Wirtschaft ist mir lieb, die Gesundheit ist mir lieber. Ich kann nur wie ein virtueller Tourist Geld überweisen und virtuelle Schnitzel essen. So zeige ich mich loyal. Die ganze Welt lebt schon im virtuellen Raum, deshalb mache ich es so. Mahlzeit!