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Scott Matthew

Gregory Kramer

Scott Matthew zeigt uns seine Songs im neuen Gewand

Der in New York lebende Australier Scott Matthew macht auf „Adorned“ aus zehn seiner bisherigen Songs neue Tracks. Der Songschreiber mit der gefühlvollen Baritonstimme findet seine Songs nun erstmals auch sexy.

Von Eva Umbauer

Schon bisher konnte Scott Matthew seine Songs mit verschiedenen Eigenschaften versehen, aber sexy fand er sie nie. Er lacht ein herzliches, glucksendes Lachen, wenn er von den neuen Attributen seiner alten Songs erzählt, während er in seiner Wohnung im New Yorker Stadtteil Brooklyn sitzt und mit FM4 telefoniert. Wir sprechen über „Adorned“, sein neues Album, auf dem er zehn seiner schon veröffentlichten Songs in verändertem musikalischem Gewand präsentiert.

The Wish

„The Wish“ ist die erste Single von „Adorned“ und ist ursprünglich am 2016 erschienenen „Ode To Others“ zu finden, dem bisher letzten Album von Scott Matthew. Der Song behandelt den Anschlag auf einen Nachtclub in Orlando, Florida, bei dem homosexuelle Menschen ermordet wurden.

Die neuen, sehr hübschen Beats fallen bei diesem Stück sofort auf. Scott Matthew macht bei „The Wish“ – und auch bei anderen seiner neuen, alten Songs – etwas, was eine seiner Lieblingsbands, The Smiths, so gut konnte: düstere Inhalte durch einen poppigen Ohrwurm-Sound transportieren.

Mit „Abandoned“ findet sich auf „Adorned“ als nächstes ein Song vom ersten Longplayer von Scott Matthew. Der ist vor dreizehn Jahren erschienen, nachdem er mit dem Bandprojekt Elva Snow sein allererstes Album veröffentlicht hatte. Scott gibt der neuen Version von „Abandoned“ ein 80er-Jahre-Gefühl.

Die Idee zu „Adorned“, was soviel bedeutet wie „verziert“, entstand, weil sich Scott Matthew dieser Tage leichter, beschwingter und positiver fühlt als früher, nicht mehr so tieftraurig und verzweifelt.

Auch in der schweren Zeit der Corona-Krise bleibt Scott Matthew - den Umständen entsprechend - optimistisch und schaut nach vorne. Er ist überzeugt, dass er bald wieder Konzerte spielen kann, nicht nur in Europa, sondern auch in Australien. Seiner alten Heimat, und besonders seinem Vater, widmet Scott den Song „Where I Come From“, der von seinem letzten Album stammt.

Adorned Scott Matthew

Mario Lombardo

„Adorned“ von Scott Matthew ist bei Glitterhouse erschienen.

Zurück nach Down Under?

Heute kann sich Scott Matthew vorstellen, irgendwann vielleicht wieder in Australien zu leben, auch wenn er mittlerweile US-Staatsbürger ist. Der alten Heimat bescheinigt Scott große Fortschritte, etwa was die Rechte Homosexueller angeht.

Den gesamten Jänner dieses Jahres verbrachte Scott Matthew in Australien, zum Teil bei seinen Eltern, die dort am Land leben. Mit seinem Vater hatte er früher Probleme, aber die sind ausgeräumt und beide haben ein richtig gutes Verhältnis zueinander. Während der Buschfeuer hätte das Ehepaar Matthew fast evakuiert werden müssen. Knapp und mit Glück hat das Feuer ihr Haus am Ende nicht erfasst.

Wird das Antiquitätengeschäft, von dem Scott Matthew träumt, irgendwann also in Australien stehen? Oder doch eher in Berlin? Er weiß es noch nicht, wahrscheinlich aber nicht in New York - zu hohe Mieten. Die Pläne, ein solches zu führen, werden jedenfalls immer konkreter. Scott Matthew liebt schöne alte Dinge; er sammelt sie und möchte diese Leidenschaft mit anderen teilen.

Seit etwa zwei Jahren hat Scott Matthew schon keine neuen Songs mehr geschrieben. Dafür hat er viel gelesen und Dokumentationen angesehen. Er interessiert sich jetzt vermehrt für Geschichte. Das hilft ihm, die Krisen der Welt besser ertragen zu können und vielleicht zu verstehen, warum sich Dinge in bestimmte Richtungen entwickeln. Und es hilft ihm, dabei dennoch hoffnungsvoll zu bleiben.

Seidenunterwäsche statt Samtmantel

Als sich Scott Matthew durch seine alten Songs hörte, um einige davon für „Adorned“ auszuwählen, freute er sich, wie gut sie ihm noch immer gefielen. Aber einigen wollte er, wie er selbst sagt, den schweren Samtmantel abnehmen und ihnen stattdessen Seidenunterwäsche anziehen.

Er suchte die Stücke rein intuitiv aus, etwa „White Horse“, von seinem zweiten Album, dem 2009 erschienenen „There Is An Ocean...“. Im Song ist ein weißes Pferd im Herzen von Scott Matthew eingesperrt. Mit seiner neuen Version gibt ihm Scott die Freiheit, lässt es voller Grazie und Sinnlichkeit aus seinem Herzen hinaustraben.

Scott Matthew hat für das „Adorned“-Album keinen der alten Songs neu eingesungen. Produzent Jens Gad - ein dänisch-deutscher Musiker in Los Angeles, der etwa Musik für das deutsche New-Age-Electronic-Projekt Enigma komponierte - nahm die originalen Gesangsspuren und variierte dann die Gitarren und andere Teile der Kompositionen. Er reduzierte sie oder erweiterte sie, etwa mit Streicherarrangements oder eben diesen neuen, so schön blubbernden Beats wie bei „End Of Days“

Interessant auch, dass bei diesen Songs von Scott Matthew in ihren neuen Versionen etwa auch das Schlagzeug gespielt wird, es handelt sich dabei um ein Instrument, das bei Scott nie wirklich zum Einsatz kam. Das Horn, ein Lieblingsinstrument von Scott Matthew, findet sich ebenfalls auf „Adorned“, etwa bei „Ornament“, einem Song ursprünglich von seinem zweiten Album.

Für Herbst sind drei Konzerte von Scott Matthew in Österreich geplant:

  • 29.9. Arge Kultur, Salzburg
  • 1.10.: Porgy & Bess, Wien
  • 2.10.: Posthof, Linz

„Adorned“ ist ein Experiment, ein Versuch. So etwas kann durchaus schiefgehen. Nicht auszudenken, wenn das passiert wäre - ist es aber nicht. Trotzdem: So schön es ist, Stücke wie „This Here Defeat“ oder „The Wonder Of Falling In Love“ in dekonstruierten und adaptierten Versionen zu hören, freuen wir uns schon auf komplett neue Songs von Scott Matthew!

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